Ehr­lich – da soll einem nicht der Kra­gen plat­zen! Für wie blöd hal­ten uns die Mäch­ti­gen und Eli­ten die­ses Lan­des eigent­lich? In einer Tour tischen sie uns halb­gare Wahr­hei­ten und Beru­hi­gungs­pil­len aus zusam­men­ge­schwur­bel­ten Sta­tis­ti­ken auf. Und glau­ben, dass man den Unsinn schluckt, obwohl das eigene Erle­ben ganz anders aussieht.

Bescheu­erte Jubel­arie der Arbeitsagentur
Das neu­este Ding: Seit Mona­ten jubelt die Bun­des­agen­tur für Arbeit über sin­kende Arbeits­lo­sen­zah­len. Ver­gan­ge­nen Mitt­woch (4.1.17) die Krö­nung: „Nied­rigste Arbeits­lo­sen­zahl seit 1991“ – erst­mals unter 2,7 Mil­lio­nen gesun­ken. Will sagen: Hört auf zu meckern – den Men­schen geht es doch prima! Wie bescheuert!

Tarif­flucht, Zeit­ver­träge, Gehaltskürzungen
Und welt­frem­des Gerede. Die Wirk­lich­keit sieht lei­der ganz anders aus. Es regiert die Angst! Tarif­flucht, befris­tete Arbeits­ver­träge, Gehalts­kür­zun­gen um bis zu 50 Pro­zent, daher auch dro­hende Alters­ar­mut – Deutsch­land, ein Bil­lig­lohn­land! Wut über unge­rechte Ver­hält­nisse in unse­rem Land emp­fin­den inzwi­schen 82 Pro­zent (!!) der Bevöl­ke­rung — bestä­tigt die reprä­sen­ta­tive Umfrage einer Stu­die der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Schuf­ten bis zum Zusammenbruch
Es regiert die Zukunfts­angst. Des­halb wer­den gesetz­lich gere­gelte Arbeits­zei­ten ein­fach igno­riert – die Men­schen schuf­ten bis sie krank zusammenbrechen.

Bei­spiel Zeitungsbranche
Alles Unsinn? Von wegen. Allein in mei­nem ehe­ma­li­gen Berufs­zweig, der Zei­tungs­bran­che, wer­den kaum noch Tarif­löhne gezahlt. Es gibt fast aus­schließ­lich Zeit­ver­träge, in denen eine 40 Stun­den Woche fest­ge­schrie­ben ist. Doch kei­ner geht da unter 50 Stun­den nach Hause. Natür­lich unbe­zahlt! Soziale Bon­bons wie Weih­nachts- und Urlaubs­geld sind längt Geschichte. Urlaubs­geld ist eh über­flüs­sig, da die Urlaubs­tage ohne­hin von einst rund 30 auf 25 Tage gekürzt wurden.

Was tun die Gewerk­schaf­ten? Nichts!
Und die Gewerk­schaf­ten? Sie tun so, als sei nichts. Sie orga­ni­sie­ren Streiks, an denen kei­ner teil­neh­men kann. Weil sie in kei­nem Tarif mehr sind, also auch kein Streik­geld bekom­men. Aus eige­nem Erle­ben kann ich Euch sagen: Briefe oder Mails, in denen sol­che Miss­stände ange­pran­gert wer­den und um Unter­stüt­zung nach­ge­fragt wird, wer­den nicht beantwortet.

Wei­ter so war gestern!
Das Lokal­büro meint: Liebe Ver­ant­wort­li­che, hört end­lich auf mit dem Gewäsch, mit der Schön­fär­be­rei! Stellt euch dem Leben, den Rea­li­tä­ten, nehmt die Ängste und Nöte der Men­schen end­lich zur Kennt­nis. Wei­ter so war ges­tern. Sonst blü­hen uns ame­ri­ka­ni­sche Ver­hält­nisse. Sonst kom­men die an die Macht, die behaup­ten, die Men­schen ernst zu nehmen.