
„Mit der Umgestaltung des Worringer Platzes hat sich die Szene zum Hauptbahnhof verlagert, insbesondere in den Eingangsbereich von Lidl und KAP1.“ © Lokalbüro
Die Landeshauptstadt Düsseldorf geht neue Wege in der Sucht- und Wohnungslosenhilfe und erweitert im Rahmen des Projekts “Sicherheit im Bahnhofsumfeld” (SiBu) ihre Maßnahmen. Ziel des neuen Pakets ist es, kurzfristig auftretende Überlastungen – wie aktuell an der Zentralbibliothek – spürbar und zeitnah zu entzerren. Gleichzeitig orientiert sich die Stadt in diesem Zusammenhang in einem Pilotversuch an Elementen aus dem erfolgreichen “Zürcher Modell”, das Sicherheit, Intervention und Prävention gleichermaßen in den mittel- bis langfristigen Fokus stellt.
“Wir stehen vor der Herausforderung, Sicherheit im öffentlichen Raum und wirksame Hilfe für suchtkranke Menschen miteinander in Einklang zu bringen. Dafür braucht es nicht nur langfristige Strategien, sondern auch entschlossenes, sichtbares Handeln vor Ort. Wir haben deshalb ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das kurzfristig entlastet und zugleich strukturelle Verbesserungen anstößt. Wir verknüpfen Ordnungspolitik mit sozialer Verantwortung – und setzen auf einen Kurs, der konsequent ist, ohne auszugrenzen. Unser Ziel ist eine Stadt, in der Hilfe, Ordnung und Zusammenleben kein Widerspruch sind, sondern gemeinsam gedacht und gestaltet werden”, sagt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Die bisher ergriffenen städtischen Maßnahmen innerhalb des Projekts zielten unter anderem darauf ab, eine räumliche Entzerrung der Szene herbeizuführen, da vor allem der Worringer Platz in der bisherigen Form überfordert war. In der Folge haben sich Nutzergruppen in kleineren Personenzahlen auf andere Bereiche rund um den Hauptbahnhof, unter anderem auch das KAP1 und die dazugehörige Zentralbibliothek, verteilt.
Um hier kurzfristig für Entlastung zu sorgen, wird ab Montag, 26. Mai, im Bereich Karlstraße/Friedrich-Ebert-Straße der Streetwork-Bus in Kooperation mit den Trägern der Sucht- und Wohnungslosenhilfe als Tagesangebot analog zum bekannten und erfolgreichen “Gute Nacht-Bus” eingerichtet. Ziel ist es, das Geschehen gezielt aus dem Umfeld der Zentralbibliothek zu verlagern und den Fokus auf das neue Angebot zu lenken.
“Ich danke der Düsseldorfer Drogenhilfe e.V., Flingern mobil e.V. und SKFM e.V. ausdrücklich dafür, dass sie so kurzfristig bereit waren, ein mobiles Tagesangebot auf den Weg zu bringen. Diese schnelle Unterstützung zeigt, wie verlässlich und lösungsorientiert unsere Zusammenarbeit funktioniert – gerade dann, wenn es besonders dringend ist. Der Einsatz des Streetwork Bus im Bahnhofsviertel ist ein wichtiges Signal: Wir lassen schwierige Situationen nicht eskalieren, sondern schaffen gemeinsam neue Perspektiven – mit Professionalität und einem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen”, sagt Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration.
Bereits umgesetzt wurden eine erhöhte Reinigungshäufigkeit der Fläche rund um das KAP1 sowie verstärkte Präsenz von Polizei, Ordnungsamt und des Streetworks im direkten Bahnhofsumfeld. Im Zusammenspiel werden diese Maßnahmen dazu beitragen, kurzfristig auftretende Überlastungen einzelner Bereiche zu verringern.
Pilotprojekt angelehnt an “Züri” steht für Sicherheit, Intervention und Prävention
Über diese kurzfristigen Lösungsansätze hinaus wird die Landeshauptstadt Düsseldorf in einem Pilotprojekt neue Wege in der Sucht- und Wohnungslosenhilfe bestreiten und orientiert sich dabei an Elementen aus dem erfolgreichen Schweizer Vorbild “SIP Züri” – einem Modell, das für Sicherheit, Intervention und Prävention steht. Ziel ist es, den öffentlichen Raum zu schützen, zugleich aber menschenwürdige, niedrigschwellige Hilfsangebote für suchtkranke, wohnungslose Menschen sicherzustellen.
Im Zentrum des geplanten Ansatzes steht eine interdisziplinär zusammengesetzte, städtische Einheit, die aufsuchende Sozialarbeit mit ordnungspolitischer Präsenz verbindet. Mitarbeitende des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD), des Gesundheitsamtes sowie des Amtes für Migration und Integration werden gemeinsam und deutlich erkennbar agieren. Sie sollen unterstützen, deeskalieren und zugleich konsequent Regeln durchsetzen.
Zentrale Bausteine sind:
- Dezentrale Verteilung von Hilfeangeboten rund um das Bahnhofsviertel, um Personenansammlungen zu verhindern
— Gestaffelte, unterschiedliche Öffnungszeiten der Hilfeeinrichtungen, um eine dauerhafte Platznutzung zu vermeiden
— Sichtbare Präsenz uniformierter städtischer Mitarbeitender, die sowohl sozial handeln als auch ordnungspolitisch wirken
— Verlagerung des Drogenkonsums aus dem öffentlichen Raum in bestehende und geplante Anlaufstellen
Das übergeordnete Ziel ist eine stadtverträgliche Lösung, die allen Menschen in Düsseldorf Sicherheit, Lebensqualität und Teilhabe ermöglicht – ohne suchtkranke Menschen zu verdrängen oder zu kriminalisieren.
Mit der Einführung eines auf Düsseldorf zugeschnittenen SIP-Modells setzt die Stadt ein deutliches Zeichen für eine moderne, integrierte und pragmatische Sucht- und Wohnungslosenhilfe. Diese orientiert sich an den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft ebenso wie an den Lebensrealitäten der Betroffenen.
Der Pilotversuch soll bereits in Kürze starten und ist zunächst für eine Dauer von drei Monaten angelegt. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt im engen Schulterschluss mit allen beteiligten Behörden und Einrichtungen der Sucht- und Wohnungslosenhilfe.
Alternativer Aufenthaltsort in Planung
Um die räumliche Entzerrung zu verstärken und bestmögliche Hilfsangebote leisten zu können, ist seitens der Landeshauptstadt weiterhin ein alternativer Aufenthaltsort in Planung. Die Verwaltung befindet sich hier in guten Gesprächen. Ein geeigneter Ort muss Anforderungen wie zentrale Erreichbarkeit, sozialarbeiterische Betreuung sowie Möglichkeiten zur Versorgung und zum Rückzug erfüllen. Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, der sowohl dem Schutzbedürfnis der Betroffenen als auch den Erfordernissen des städtischen Umfelds gerecht wird.
Hintergrund: Projekt “Sicherheit im Bahnhofsumfeld”
Um die Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung im Bahnhofsumfeld zu erhöhen und das Quartier aufzuwerten, haben die Landeshauptstadt Düsseldorf, das Polizeipräsidium Düsseldorf sowie die Bundespolizei im September 2024 das gemeinsame Projekt “Sicherheit im Bahnhofsumfeld” (SiBu) ins Leben gerufen. Am Dienstag, 24. September 2024, unterschrieben Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Polizeipräsidentin Miriam Brauns sowie Helge Scharfscheer, Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.
Primäre Ziele dieser Kooperation: Die öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie das Sicherheitsempfinden erhöhen; Sauberkeit, Aufenthaltsqualität und die gemeinschaftliche Nutzung des Bahnhofsumfelds verbessern sowie soziale und gesundheitliche Hilfsangebote stärken und erweitern.
Um schnelle Entscheidungen und möglichst kurze Wege zu gewährleisten, wird “SiBu”, angelehnt an erfolgreiche Kooperationen wie dem Kriminalpräventiven Rat, der Sicherheitskonferenz oder zuletzt dem Projekt “Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt” (SiDI), in einer eigenständigen Projektstruktur unter Beteiligung der Kooperationspartner durchgeführt. Auch externe Akteure wie die Deutsche Bahn, Rheinbahn, Anwohnende, Gewerbetreibende und soziale Träger werden eingebunden und bei der Entwicklung von Maßnahmen beteiligt.