
Blick in die neue Sonderausstellung des Theatermuseums “Heinrich Wendels Kosmos” © Theatermuseum Düsseldorf/Anne Orthen
Ausstellung zeigt seit 35 Jahren nicht mehr gezeigte Gemälde des Künstlers/Tanzvideo-Premiere von Kauan Soares
Spirituell zu anderen Welten reisen — das können die Besucherinnen und Besucher der neuen Sonderausstellung im Theatermuseum. Im Zentrum stehen der Gemälde-Zyklus “Planeten-Meditationen” des Künstlers Heinrich Wendel. Ergänzt werden die neun Gemälde um Einblicke in die Weite seiner Arbeitsfelder, die vom Bühnenbild bis zu Höhlenmalerei-Fotos reichen. Auch eine Tanz-Video-Premiere des Choreografen und Ballett am Rhein-Mitglieds Kauan Soares wird im Rahmen der bis 2. November laufenden Ausstellung gezeigt.
Innerhalb der Düsseldorfer Opern- und Ballettgeschichte ist der Bühnenbildner Heinrich Wendel eine Legende, schließlich war er kongenialer Partner des Regisseurs Georg Reinhardt und des Choreografen Erich Walter. Sein bühnenkünstlerischer Nachlass befindet sich in der Sammlung des Theatermuseums. Dort befindet sich mit dem Gemälde-Zyklus “Planeten-Meditationen” (1945 bis 1947) darüber hinaus das beeindruckende Zeugnis eines weiteren Schaffensfeldes Wendels: die freie Kunst. Seit über 35 Jahren sind diese Gemälde nicht mehr ausgestellt worden und stehen nun im Zentrum der neuen Sonderausstellung “Heinrich Wendels Kosmos” im Theatermuseum im Hofgartenhaus.
Der 1915 geborene Heinrich Wendel kam über seinen Privatlehrer bereits als Jugendlicher mit den anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners in Berührung, die von da an sein gesamtes Leben und seinen spirituellen Blick auf den Kosmos prägen sollten. Diese spirituelle Perspektive wurde durch die Verbrechen und Schrecken des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs schwer erschüttert. Dass die Gemälde der “Planeten-Meditationen” in der direkten Nachkriegszeit entstanden, ist deshalb sicherlich kein Zufall. Vielmehr verarbeitete Wendel in der anthroposophisch geprägten und großformatigen Abbildung utopischer und dystopischer Situationen unter anderem auf dem Mond, der Venus oder der Sonne seine Eindrücke der vorangegangenen Jahre. Sieben Gemälde bilden innerhalb des Zyklus die eigene Serie der “Mysterien” und werden in ihrer Ausstellungsgeschichte nun zum ersten Mal als zusammenhängende Serie gezeigt.
Ergänzt werden die Gemälde um verschiedene Nachlassmaterialien, die Wendels breites Wissen belegen und die Gemälde mit seinen anderen Arbeitsgebieten kontextualisieren. Zu diesen vielfältigen Interessensfelder zählen beispielsweise das Fotografieren von Höhlenmalereien, das Berechnen von Planetenbahnen oder die Beschäftigung mit der Mystik. Schließlich werden auch Fotos und Bühnenbildentwürfe seiner gemeinsam mit Erich Walter für die Wiener Staatsoper 1961 erdachten Ballett-Produktion “Die Planeten” zur Musik des ebenso spirituell veranlagten Komponisten Gustav Holst präsentiert.
Die Musik Holsts hat auch der Choreograf Kauan Soares, Compagnie-Mitglied des Balletts am Rhein, aufgegriffen. Exklusiv für die Ausstellung hat er zur Musik Holsts das Tanzvideo “Kosmos” kreiert. Inspiriert von Wendels “Planeten-Meditationen” hat er eine Choreografie für fünf Tänzerinnen und Tänzer vom Ballett am Rhein geschaffen, die einen eigenen Bewegungs-Kosmos repräsentieren soll. In Überblendungen mit den Gemälden Wendels entsteht ein neuer Blick auf die historischen Bilder, der sie in die Gegenwart transportiert.
Der Eintritt beträgt vier Euro, ermäßigt zwei Euro. Sonntags ist der Eintritt zu den Ausstellungen des Theatermuseums kostenfrei. An ausgewählten Samstagen können Besucherinnen und Besucher im Rahmen von Kuratorenführungen sowohl die Sonderausstellung “Heinrich Wendels Komos” als auch die Jahresausstellung “Szenenwechsel” kennenlernen. Die Termine werden auf www.theater-museum.de veröffentlicht.
Das Museum ist geöffnet dienstags und donnerstags von 12 bis 17 Uhr und freitags und samstags von 11 bis 19 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr.