Die renommierte Filmemacherin Monika Treut ist mit dem diesjährigen Helmut-Käutner-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller überreichte der vielfach geehrten Regisseurin, Produzentin und Autorin die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Rathaus.
Der Helmut-Käutner-Preis wird seit 1982 verliehen und würdigt Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um das deutsche Filmschaffen verdient gemacht haben – im Geiste des großen Regisseurs Helmut Käutner, einem der stilprägenden Filmemacher der Nachkriegszeit.
Mit dem Preis ehrt die Stadt Persönlichkeiten, die das deutsche Kino maßgeblich geprägt haben – und Monika Treut gehört zweifelsohne dazu. Seit ihrem kontrovers diskutierten Debüt Verführung: Die grausame Frau (1985) gilt sie als Vorreiterin des queeren Kinos. Ihre Werke sind stilistisch vielfältig, politisch klar positioniert und international angesehen. Ob in Spielfilm, Dokumentation oder Essay – Treuts Filme behandeln Themen wie Geschlechtsidentität, Sexualität und soziale Ungleichheit mit unerschrockener Offenheit und künstlerischem Feingefühl.
„Sie sind längst zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des queeren und feministischen Kinos in Deutschland geworden“, betonte Oberbürgermeister Keller in seiner Rede. Ihre Filme gäben jenen Menschen Sichtbarkeit, „die oftmals am Rand der Gesellschaft stehen“. Gerade deshalb, so Keller, besitze Treut „in der queeren Community längst den Status einer Ikone“.
„Ihre Werke zeigen eindrucksvoll, wie Film die Welt nicht nur abbilden, sondern auch verändern kann – leise, beharrlich, aber mit großer Wirkung“, sagte Keller weiter. Mit der Ehrung wolle die Stadt Düsseldorf auch ein gesellschaftliches Signal setzen: „Für unterschiedliche Sehweisen und Lebensweisen. Für eine Erweiterung des Blickfelds – auf der Leinwand wie im echten Leben.“
Geboren 1954, studierte Monika Treut Germanistik und Politikwissenschaft und promovierte über Weiblichkeitsdarstellungen in der Literatur des Marquis de Sade und von Leopold von Sacher-Masoch. Gemeinsam mit der Kamerafrau Elfi Mikesch gründete sie die Produktionsfirma „Hyäne I/II“ – ein Zuhause für künstlerisch kompromissloses Kino, das vielfach international ausgezeichnet wurde. Auch als Dozentin war sie in den USA und Deutschland tätig.
Filme wie Gendernauts (1999) und Genderation (2021), die sich mit der Trans*-Bewegung in San Francisco beschäftigen, machten sie international bekannt. Ihre Werke sind stets nah an den Protagonist:innen, zeigen Respekt und Zärtlichkeit – und verweigern sich bewusst marktüblichen Narrativen.
Der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger würdigte Treut in seiner Laudatio als „eine der unabhängigsten Stimmen des deutschen Kinos“. Sie sei eine „Pionierin des queeren Films seit den frühen 1980er-Jahren“, deren Werke sich durch künstlerische Eigenständigkeit, Sinnlichkeit, Humor und politische Haltung auszeichnen. Ihr Schaffen sei „einzigartig in der deutschen Filmgeschichte“.
In ihrer Dankesrede schlug Monika Treut einen persönlichen Bogen von ihrer Biografie zum Werk Helmut Käutners. Besonders beeindruckt habe sie dessen Film Unter den Brücken, den sie als „subversives Beharren auf das Menschliche in unmenschlicher Zeit“ bezeichnete. Mit einem Augenzwinkern bemerkte sie, der Preis ermögliche es ihr endlich, sich einen neuen Rechner zu leisten – ohne dabei den politischen Ernst ihrer Arbeit aus dem Blick zu verlieren.
Treut erinnerte auch an die oftmals übersehenen weiblichen Stimmen des deutschen Kinos – von Erica Balqué über Helke Sander bis zu Ulrike Ottinger und Margarethe von Trotta. Ihre eigene Karriere, so Treut, sei in Deutschland lange von Ablehnung geprägt gewesen, doch diese habe sie eher angetrieben als gebremst: „Die frühe Ablehnung war keine Katastrophe, sondern ein Katalysator.“
Mit der Auszeichnung, so wurde an diesem Abend deutlich, würdigt Düsseldorf nicht nur ein außergewöhnliches filmisches Lebenswerk, sondern auch den Mut, abseits des Mainstreams neue Perspektiven zu eröffnen. Monika Treuts Filme zeigen, dass Kino mehr sein kann als Unterhaltung: Es ist ein Ort der Reflexion, der Erinnerung – und der Zukunft.
Begleitend zur Preisverleihung zeigt das Filmmuseum Düsseldorf bis Ende Juni eine Werkschau in der Black Box. Präsentiert werden zentrale Filme Treuts – darunter Die Jungfrauenmaschine, Gendernauts und das aktuelle Werk Cooking up Democracy. Kurzfilme und ein Publikumsgespräch mit der Regisseurin runden das Programm ab.