Schon nach den ersten Takten ist klar: Diese Show lebt. „Fresh ’n’ Funky – The Soul of Music“ im Apollo-Varieté ist kein reines Nummernprogramm, sondern ein rauschendes Fest aus Musik, Artistik und Nostalgie. Regisseur Stefan Huber hat ein Bühnenereignis geschaffen, das den Puls von Funk und Soul einfängt – und ihn über zwei Stunden hinweg nicht wieder loslässt.
Das Bühnenbild taucht den Saal in das warme Licht eines 70er-Jahre-Soulclubs, glitzernde Reflektionen erinnern an die großen Disco-Nächte der Motown-Ära. Dazu erklingen live Klassiker von James Brown, Stevie Wonder und Michael Jackson – nicht vom Band, sondern von Stimmen, die diesen Songs neues Leben einhauchen. Dorothea Lorene, eine US-Sängerin mit kraftvoller Soulstimme und beeindruckender Bühnenerfahrung, und der Londoner Koffi Missah, Musical-erprobt und charismatisch, tragen das musikalische Herzstück. Gemeinsam schaffen sie diese seltenen Momente, in denen selbst das Publikum innehält, bevor es in Jubel ausbricht. Ab Oktober wird das Duo von Shondell Mims verstärkt, die mit ihrer Gospel-geprägten Stimme eine weitere Klangfarbe beisteuert.
Doch so zentral die Musik ist – „Fresh ’n’ Funky“ lebt auch von seiner Artistik. Die ukrainische Luftakrobatin Marianna Mala schlingt sich in schwindelerregender Höhe um Seile, als würde sie dort oben tanzen. Die Bar Tigerzz aus Frankreich bringen urbane Lässigkeit auf die Bühne, während Gildo Gomes mit seinen schier unmöglichen Verrenkungen die Grenzen menschlicher Beweglichkeit austestet. Bayley Graham zeigt, wie Stepptanz im 21. Jahrhundert klingen und aussehen kann – schnell, frech und elektrisierend. Und dann ist da noch Joachim Vlerick, gerade einmal 21 Jahre alt, der auf einer immer wackligeren Turmkonstruktion aus Rollen und Brettern balanciert, als wäre es das Einfachste der Welt.
Für komödiantische Zwischentöne sorgt Kai Eikermann, der ohne ein einziges Wort Lacher provoziert – sei es als störrischer Roboter oder in einem imaginären Sturm. Die Apollo Dancers wiederum verweben die einzelnen Nummern zu einem fließenden Ganzen, unterstützt von farbenprächtigen Kostümen und präziser Choreografie.
Am Ende, wenn das gesamte Ensemble „We Are the World“ anstimmt, leuchten Handys im Saal, Paare liegen sich in den Armen, und der Applaus brandet minutenlang. Was bleibt, ist nicht nur der Eindruck einer technisch und musikalisch herausragenden Show, sondern das Gefühl, gemeinsam einen Abend voller Rhythmus, Lebensfreude und ein bisschen Magie erlebt zu haben.
„Fresh ’n’ Funky“ zeigt, dass Varieté heute weit mehr sein kann als eine lose Abfolge artistischer Acts. Hier verschmelzen Musik und Bewegung zu einer Inszenierung, die sowohl Herz als auch Sinne anspricht – und die das Apollo-Varieté unter der Rheinkniebrücke zu einem der lebendigsten Bühnenorte der Stadt macht.

„Fresh ’n’ Funky“ bringt das Apollo-Varieté zum Beben © Lokalbüro