
Good bye, Marlies Smeets © LB/Olaf Oidtmann
Von Manfred Fammler
Eine wie keine und trotzdem gleich unter Gleichen. In den letzten Tagen zollten zahlreiche Weggenossinnen und ‑genossen sowie Politiker der nächsten Generation der Ehrenoberbürgermeisterin Marlies Smeets Respekt und Anerkennung. Nun folgte eine Gedenkstunde im Ratssaal. Der Tenor unisono: bodenständig, ehrlich und unerschütterlich in ihrer Liebe zu Düsseldorf.
Allen voran ihr Amtsnachfolger Stephan Keller. Er skizzierte den Lebensweg dieser außergewöhnlichen Politikerin. „Ihre Arbeit zeichnete sich durch Tatkraft, Offenheit und Bodenständigkeit aus. Sie engagierte sich gleichermaßen für große städtebauliche Projekte wie auch für die alltäglichen Anliegen der Bürgerinnen und Bürger.“ Als erste weibliche Auszubildende bei der Rheinbahn und die erste Frau überhaupt in der Verwaltung bezeichnete Keller sie als „bahnbrechend“. „Damit war Frau Smeets Vorreiterin und Vorbild für viele, besonders für junge Frauen.“ Geprägt von ihrer Kindheit und Jugend im Krieg und Wiederaufbau lernte sie, „sich durchzubeißen“, und verspürte den Wunsch, „etwas für die Stadt und die Menschen zu bewegen“. Deswegen ging sie in die Politik. Und bewegt hat sie allemal etwas. Keller verwies auf die städtebauliche Entwicklung des Medienhafens und die Planung für einen Arena-Neubau. Dies seien Projekte, die bis heute nachwirkten und der Stadt das heutige Gesicht geben. „Wir verneigen uns in Dankbarkeit, in Respekt und in Trauer vor einer großen Düsseldorferin.“
Sabrina Proschmann, Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, stellte die Privatperson Marlies Smeets in den Mittelpunkt ihrer Rede. Marlies Smeets habe nichts geschenkt bekommen: „Sie war eine Pionierin. Sie hatte keine weiblichen Vorbilder – und wurde selbst eines.“ Gerade weil sie eine erfolgreiche und stadtbekannte Politikerin war, habe sie dennoch einen „heiligen“ Termin gehabt, den niemand antasten durfte: das Kegeln in der Altstadt. Dort traf sie sich mit ihrer Frauenkegelgruppe. Weder Altbier noch Killepitsch machten dort die Runde. „Der Samtkragen war das Standardgetränk der Kegelgruppe“, erzählte Proschmann. (Der „Samtkragen“ würde heute als Shot bezeichnet und besteht aus drei Teilen klarem Weizenkorn und einem Teil Boonekamp. Das Besondere ist, dass sich der Boonekamp beim Eingießen nicht mit dem Korn vermischt; Anm. d. Red.) Diese Geschichte sei ihr besonders wichtig, so Proschmann, da sie ein Zeugnis für die Bodenständigkeit und Herzlichkeit von Marlies Smeets sei. Sie wolle die Ehrenoberbürgermeisterin, die diese Auszeichnung als die größte ihrer Laufbahn empfand, in Erinnerung behalten „als Kämpferin, als Sozialdemokratin, als Vorreiterin und Wegbereiterin – und als Person, die dabei dennoch gleich unter Gleichen war und sein wollte.“
Mit diesen Worten skizzierte die neue Generation an Politikern das Leben und Wirken der „Grand Dame der Lokalpolitik“, wie Keller sagte. Doch ebenso Weggefährten aus ihrer aktiven Zeit versammelten sich im Gedenken an Marlies Smeets im Ratssaal. Mit dem damaligen Oberstadtdirektor Peter Hölz bildete sie die letzte kommunalpolitische Doppelspitze – eine Trennung zwischen hauptamtlichem Verwaltungschef und ehrenamtlicher Oberbürgermeisterin. Der heute 88-Jährige betonte, dass die Zusammenarbeit „ausgesprochen harmonisch, sehr harmonisch und vertrauensvoll“ verlief, obwohl beide aus unterschiedlichen parteipolitischen Richtungen kamen, er CDU und Smeets SPD. „Das Vertrauen bestand darin, dass sie die Probleme, die es bei der SPD gab, mir offen sagte, und umgekehrt sagte ich ihr, wenn es kontroverse Diskussionen gab. Mit diesem Vertrauen haben wir nie Missbrauch getrieben, aber es gab uns die Möglichkeit, sich einzustellen. Das war unser gegenseitiges Ziel.“
Frajo Göbel, damals SPD-Fraktionsgeschäftsführer, erinnerte sich: „Als ich ganz jung in die Partei kam und als Ultralinker verschrien war, erlebte ich überall Widerstände. Marlies hat gesagt: ‚Frajo, du kannst auf mich bauen.‘ Und das konnte ich bis zu ihrem Tod.“ Sie fehle ihm als Ratgeberin und als jemand, der „erzählen konnte, was aus ihrer Arbeit geworden ist“. Dabei verwies er auf den sozialen Bereich der Stadt. „Da ist Düsseldorf sehr gut aufgestellt. An den alten Konzepten wird eigentlich kaum noch gearbeitet.“ Geschätzt habe er ihre Gradlinigkeit, die er besonders jeden Dienstagmorgen als Fraktionsgeschäftsführer erfahren habe.