Jürgen Gocht tut sein Wörtchen auch in Zukunft © Gabriele Schreckenberg

Jür­gen Gocht tut sein Wört­chen auch in Zukunft © Gabriele Schreckenberg

 

Von Gabriele Schreckenberg

Jür­gen Gocht ist ent­täuscht – und mehr als das.

Das Grün­dungs­mit­glied der Grü­nen in Karls­ruhe hat mehr als 20 Jahre in der Bezirks­ver­tre­tung 05 im Kai­sers­wert­her Rat­haus für die Grü­nen gefoch­ten, gestrit­ten, dis­ku­tiert. Doch an man­chen Weg­ga­be­lun­gen gelte es, so Jür­gen Gocht, inne­zu­hal­ten und sich auf seine Grund­mo­ti­va­tio­nen zu besinnen.

Das tut er nun.

Gerade ges­tern, am 29. Okto­ber, bekam er in der BV5 eine Urkunde für sein lokal­po­li­ti­sches Enga­ge­ment. Nur kurz zuvor ver­fasste er einen Kom­men­tar. „Statt Kar­ten“ ist auf­ge­setzt wie eine Trau­er­an­zeige – und das soll so sein.

Mil­li­ar­den­in­ves­ti­tion Neue Oper

Das GRÜNE Soziale Gewis­sen“ – so ist seine Schrift beti­telt. Darin ver­weist Jür­gen Gocht dar­auf, dass Bünd­nis 90/Die Grü­nen sich am 23. Okto­ber von ihrem sozia­len Gewis­sen befreit hätten.

Hin­ter­grund ist die Zusage der Par­tei, das Pro­jekt Neue Oper mit ver­an­schlag­ten Kos­ten von bis zu 1.000 Mil­lio­nen Euro im Stadt­rat mitzutragen.

Die Begrün­dung von Gocht: „Eine Bür­ger­be­tei­li­gung bzw. ein Volks­be­geh­ren für die Neue Oper, die nach den letz­ten Umfra­gen vom über­wie­gen­den Teil der Bevöl­ke­rung abge­lehnt wird und von maxi­mal 6,5 Pro­zent der Düs­sel­dor­fer Bevöl­ke­rung über­haupt genutzt wird, haben die Grü­nen ausgeschlossen.“

Das sei, so Gocht, eine Rie­sen­in­ves­ti­tion am fal­schen Platz. Die Mobi­li­täts­wende, für die sich die Grü­nen stark mach­ten, sei damit nicht mehr vorgesehen.

Nicht mehr anecken wollen

Die Bilanz von Jür­gen Gocht, der einst die Grü­nen mit­grün­dete und auf eine ein­drucks­volle Vita sowie Erleb­nisse mit Joschka Fischer und Daniel Cohn-Ben­dit zurück­bli­cken kann, ist verheerend.

Die Grü­nen hät­ten sich von ihren urpo­li­ti­schen The­men so ver­ab­schie­det, dass sie nicht mehr anecken. Und sie hät­ten all das ver­ra­ten, wofür sie einst ange­tre­ten seien: für Allein­er­zie­hende, für bezahl­ba­ren Wohn­raum, für Eltern auf Kitaplatzsuche.

„Wenn die Par­tei ver­gisst, wofür sie steht, ver­liert sie ihre Glaub­wür­dig­keit“, betont Jür­gen Gocht.

Er war 1. stell­ver­tre­ten­der Bür­ger­meis­ter und mehr als 30 Jahre Mit­glied in der Bezirks­ver­tre­tung 05.

Wer glaubt, dass er nun schweigt, irrt. Der streit­bare Lohau­ser bleibt der Wahr­heit verpflichtet.

Die Urkunde für jahrzehntelanges Engagement in der Bezirksvertretung Foto: Privat

Die Urkunde für jahr­zehn­te­lan­ges Enga­ge­ment in der Bezirks­ver­tre­tung Foto: Privat