
Der 1. Platz beim Generalplanungswettbewerb “Opernhaus der Zukunft”: Der Entwurf des Architekturbüros “Snøhetta Oslo AS” aus Oslo. © Snøhetta Oslo AS
Wissen Sie, warum wir vom Lokalbüro nach der Veröffentlichung des Siegerentwurfs niemanden nach seiner Meinung fragten?
Weil ihn kaum jemand kannte – oder besser formuliert: kaum jemand Zeit hatte, sich mit diesem auseinanderzusetzen. Hätten wir gefragt, wäre bestimmt darüber geschimpft worden, dass dort Legoklötze stehen, zu wuchtig, zu wenig innovativ, keine Landmarke, kein Leuchtturm und so fort.
Selbst ich habe auf der Präsentation viel zu wenig von dem Projekt gesehen und verstanden, weil es auch kaum Zeit gab, um die dahinterstehende Idee zu erfassen. Heute nun gab es Zeit. Architekturbüro, Opernmanagement, der Vorsitzende des Preisgerichts und die Kulturdezernentin nahmen sich bei der Ausstellungseröffnung aller Wettbewerbsentwürfe Zeit. Keine vorgefertigte Pressemitteilung, die sich dem Thema kaum nähert, keine Lobhudelei – stattdessen direkte Fragen, konkrete Fakten, eine Versachlichung des Themas mit Zeit für Rede und Antwort. Und plötzlich beginnt das Gebäude zu leben, Antworten zu geben.
Dass ein Opernhaus an dieser Stelle nicht die erste Wahl war, wissen wir. Aber manchmal erhält die zweite Wahl eine unplanmäßige Chance, die sich als beste Wahl entpuppt. Denn: Mit diesem innerstädtischen Projekt wird sich die Stadt an dieser Stelle entwickeln, wie es kein Hochhaus, kein Kaufhaus oder anderweitig gedachte Möglichkeit geschafft hätte. Ja, Hofgarten wäre schön, aber der neue Standort wird der Stadt wirklich guttun und ihre Dynamik unterstreichen.
Düsseldorf ist derzeit die einzige Stadt, die ein derartiges Kulturgebäude in eine vorhandene Stadtbaukultur integriert.
Schauen Sie nach Hamburg oder sonst wohin: Überall werden solche Bauten auf „plattem Land“ entwickelt und gebaut. Nun kann in Düsseldorf aus der Verlegenheitslösung Tonhallenstraße ein städtebaulicher Mehrwert entstehen, der – verglichen mit dem alten Standort, der einen absolut unvergleichbaren Charme besitzt – weit über die Landesgrenzen hinaus als spannendes und interessantes Objekt bezeichnet werden muss.
Und mal ehrlich: Kjerl Thorsen stellte zu Recht die Frage, was denn stattdessen dort gebaut werden sollte oder welche Anschlussverwendung dieser zunehmende Kaufhaus-Schandfleck bekommen könnte. Eine weitere Mobilstation für Hunderttausende von Euro? Ein Fahrradparkhaus? Ein Hochhaus mit Büros und Wohnungen? Oder etwa ein Quartierspark?
Der Rat der Stadt hat sich entschieden, Oper, Clara-Schumann-Musikschule und die Musikbibliothek an diesem Ort zu zentralisieren und damit ein weltweit einzigartiges Projekt (ob er’s zum Zeitpunkt der Entscheidung wusste, weiß ich nicht) angestoßen. Eine „Oper für alle“ – nicht für alle im Opernsessel, aber im Foyer und in der Bibliothek. Und vor allen Dingen: 9.300 Schülerinnen und Schüler der Musikschule, wobei 3.000 auf einer Warteliste stehen, erhalten eine kulturelle Ausbildung an einem Ort, an dem sie vielleicht Jahre später die große Bühne betreten dürfen.
Wöchentlich werden mindestens 1.300 Schülerinnen und Schüler in das neue Gebäude strömen, es beleben und mancherorts Altehrwürdiges neu interpretieren oder manche Inszenierung von Spinnweben und Staub befreien. Stellen Sie sich doch mal vor, Sie sind ein junger Mensch, spielen Basketball und würden fast täglich auf die Wagner-Brüder treffen?
Für mich ist das Konzept und die Umsetzung der Norweger ein innovatives Zukunftsprojekt, das sich vielleicht auch im neuen Namen widerspiegeln könnte. „Drei-Klang-Haus“ geistert durch die Reihen. Klingt gut: „Deutsche Oper am Rhein im Drei-Klang-Haus“, „Clara-Schumann-Musikschule im Drei-Klang-Haus“. Freilich wird die Musikbibliothek nicht vergessen.
Denken wir weiter: Der Gong, der zum Aufzug ruft, besteht aus drei Klängen und symbolisiert damit die Idee des neuen Hauses. Euphorisch? Ja, aber kritisch distanziert. Elphi und BER sollen dort bleiben, wo sie Hunderte von Millionen Euro in der Elbe oder in der brandenburgischen Streusandbüchse versenkt haben.


