
Zahlreiche Besucher lobten die Entwürfe © Deutsche Oper am Rhein / Anne Orthen
Von Manfred Fammler
Lag es am Saal oder eben doch an der Klientel? Der mit Spannung erwartete Moment, wenn der Siegerentwurf der neuen Oper der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, besaß weder Schärfe noch Angriffe gegen das Podium. Im Gegenteil: Zeitweise brandete Zwischenapplaus auf. Im Nachgang lobten zahlreiche Besucher die Entwürfe. Ein Besucher würde sogar mehr als eine Milliarde Euro für den Neubau bewilligen.
Als Kulturdezernentin Miriam Koch, Heiner Farwick, Vorsitzender des Preisgerichtes, und Alexandra Stampler-Brown, Opern-Direktorin, vor den vollbesetzten Saal der „alten Oper“ traten, war die Anspannung spürbar. Nach dem Gegenwind, der dem Projekt in den letzten uninformierten Tagen entgegenschlug, schienen die drei Fürsprecher mit dem Ärgsten zu rechnen. Doch die Befürchtungen waren unbegründet. Vielmehr wurden die beiden Damen und der Herr von einem interessierten und ruhigen Publikum freundlich empfangen.
Ausreichend Zeit nahmen sich dann vor allem Miriam Koch und Heiner Farwick, um die aktuelle Situation und eine mögliche Zukunft des Opernhauses für alle zu skizzieren. Frau Koch schilderte die Situation der Clara-Schumann-Musikschule, die derzeit 9.300 Schülerinnen und Schüler betreut. 3.000 weitere stehen auf einer Warteliste. Sollte das Haus realisiert werden, so wird der Standort an der Prinz-Georg-Straße aufgegeben und 1.300 junge Musiker ziehen ins Opernhaus. Wo diese dann ihren Platz finden, skizzierte Farwick, der sehr umfangreich und zuweilen sehr detailliert die Pläne auf einer großen Leinwand erläuterte.
Doch wie reagierte das Plenum auf die Argumente? Außerordentlich sachlich. Da war die Frage nach der Verkehrssituation und ob die bislang vierspurige Tonhallenstraße samt Straßenbahn schmaler wird – angesichts von Schaulustigen, Besuchern des Opernhauses und von Veranstaltungen. An diesem Punkt verwies Frau Koch auf die Entwicklung des innerstädtischen Individualverkehrs oder des öffentlichen Nahverkehrs, zumal das Opernhaus nicht vor 2032 eröffnet wird. Frau Stampler-Brown erwähnte zudem, dass viele Besucher bereits jetzt „zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen würden“.
Pflege und Wartung des Gebäudes standen auf der Agenda eines anderen Besuchers. Für die Anfrage trat Architekt Kjetil Thorsen ans Mikrofon. „Jedes Gebäude hat eine Design-Lifetime. Bei der Bibliothek in Alexandria ist sie 200 Jahre und für die Oper in Oslo 150 Jahre. Also 150 Jahre Design-Lifespan.“ Dies heiße aber nicht, dass alle Teile eines Gebäudes die gleiche Lebensdauer hätten. „Fenster haben eine Lebenszeit von ungefähr 60 Jahren. Die Steine schaffen bestimmt 150 Jahre.“
Die Baukosten wurden natürlich auch thematisiert – aber in einem unvermuteten Zusammenhang. So trat ein Besucher ans Mikrofon, der sogar noch 100 Millionen Euro zusätzlich investieren würde, während ein anderer sich zurückhaltender äußerte. Er sprach noch einmal die Kosten für das Grundstück an, die nicht in der Milliarde verrechnet sind, und ob die ausgelobte Summe für den Neubau nicht übertroffen werde.
Frau Koch stellte daraufhin klar:
Zum Grundstück: „Dieses Gelände nicht in die Insolvenzmasse gehen zu lassen und dann sozusagen dem freien Markt zu überlassen, war genau richtig, um an dieser Stelle in der Innenstadt, an einem wirklich zentralen Ort der Stadt, handlungsfähig zu sein.“
Zu den Baukosten: „Ich habe mich sehr viel mit den Kollegen in Köln unterhalten, die gesagt haben, dass wir in unserem Prozess sehr viel richtig gemacht haben.“ Von daher glaube sie, dass der Kostendeckel sehr gut gehalten werden könne, da die Fehler für steigende Kosten am Anfang gemacht würden.
Am Ende des Abends – nach einem zustimmenden Applaus – zeigte sich, dass die Kommunikation von Stadtgesellschaft und Handelnden einen großen Nachholbedarf besitzt. Wie offen das Drei-Klanghaus tatsächlich werden wird und welche Energie dieses Haus für die Stadtgesellschaft schaffen könnte, wurde vielen Besuchern erst an diesem Abend deutlich. So deutlich, dass einer – wenn auch scherzhaft – die Sprengung des Karstadtgebäudes forderte, damit die Oper auch ihren äußeren Wert deutlicher zeigen könnte.
So weit sollte es nun nicht gehen, aber vielleicht ersetzt eine lukrative Dachterrasse mit Blick auf das „Drei-Klanghaus“ das derzeitige Bitumen. Bis 2032 ist ja noch Zeit.

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