
Christus-König Düsseldorf © Max Hampel
„Kirchen als Vierte Orte“ in der Berger Kirche bis zum 13. Dezember 2025
Immer mehr Kirchen in Nordrhein-Westfalen stehen leer oder sind akut von Abriss bedroht – und gleichzeitig wächst der Wunsch nach Orten, die Gemeinschaft, Austausch und Identifikation ermöglichen. Vor diesem Hintergrund eröffnet das Museum der Baukultur NRW in der Düsseldorfer Berger Kirche die Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“, die noch bis zum 13. Dezember 2025 zu sehen ist.
Im Zentrum steht die Frage, wie Kirchen zu sogenannten „Vierten Orten“ werden können: Räume, die nicht nur Treffpunkt (wie die „Dritten Orte“) sind, sondern durch Architektur, Atmosphäre und Geschichte eine besondere emotionale Qualität besitzen. Die Ausstellung rückt dabei jene Menschen in den Fokus, die die Umnutzung von Kirchen begleiten – Architektinnen, Gemeindemitglieder, Pfarrerinnen oder Immobilienentwickler. In kurzen Video-Interviews erzählt jede und jeder von persönlichen Erfahrungen, Konflikten und Kompromissen, die solche Transformationsprozesse prägen.
27 Beispiele aus NRW
Neben den Interviews zeigt die Schau 27 bereits umgenutzte Kirchen aus Nordrhein-Westfalen. Sie stehen für die enorme Bandbreite möglicher neuer Nutzungen: Von der Düsseldorfer Christus-König-Kirche, die heute ein Familienzentrum beherbergt, über die Dreifaltigkeitskirche in Köln, in der ein Aikido-Dojo eingezogen ist, bis zur Kreuzeskirche in Essen, die nun sowohl Gottesdienste als auch Veranstaltungen ermöglicht. Auch ungewöhnliche Projekte wie ein Fahrradgeschäft in St. Rochus in Jülich sind vertreten. Ergänzend liefert die Ausstellung Hintergrundwissen rund um Denkmalschutz, kommunale Verantwortung und kirchenrechtliche Fragen.
Der Handlungsdruck ist groß: Laut Museum der Baukultur NRW werden in den kommenden Jahrzehnten bis zu 50 Prozent der Kirchengebäude in Deutschland nicht mehr liturgisch genutzt. In NRW wären das rund 3.000 der etwa 6.000 Gotteshäuser.
Ein besonderer Ort als Ausstellungsraum
Die Berger Kirche selbst ist ein stiller Zeuge dieser Entwicklungen. 1687 als erste lutherische Kirche Düsseldorfs geweiht und später im Krieg zerstört, wurde sie in den 1960er Jahren wieder aufgebaut und vom Künstler Tobias Rehberger gestaltet. Heute dient sie nicht mehr der regulären Gemeindearbeit, wohl aber als Raum für kulturelle Angebote, Pop-Up-Seelsorge und Begegnung. Auch ein Trauerort für Geflüchtete gehört zum Ensemble. Für die Ausstellung ist sie damit nicht nur Kulisse, sondern selbst ein Beispiel für Wandel und Offenheit.
Rahmenprogramm und Öffnungszeiten
Die Ausstellung noch bis zum 13. Dezember 2025, dienstags von 12 bis 17.30 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Eine öffentliche Führung findet am Samstag, 13. Dezember, um 12 Uhr statt.
Kuratiert wurde die Schau von Felix Hemmers, die Szenografie stammt von Hemmers und Peter Köddermann. Partner sind unter anderem der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf und kultur.west als Medienpartner.
Weitere Informationen unter baukultur.nrw/kirchenvierteorte sowie auf der Online-Plattform zukunft-kirchen-raeume.de.



