Jacques Tilly mit Vertretern Düsseldorfer Vereine (v.l.): Uwe Willer und Lothar Hörning (Comitee Düsseldorfer Carneval), Thorsten Jansen (Schützen St. Sebastianus), Jan Hallen (Jonges), Thomas Kötter (Destination Düsseldorf). © Düsseldorfer Jonges

Jac­ques Tilly mit Ver­tre­tern Düs­sel­dor­fer Ver­eine (v.l.): Uwe Wil­ler und Lothar Hör­ning (Comi­tee Düs­sel­dor­fer Car­ne­val), Thors­ten Jan­sen (Schüt­zen St. Sebas­tia­nus), Jan Hal­len (Jon­ges), Tho­mas Köt­ter (Desti­na­tion Düs­sel­dorf). © Düs­sel­dor­fer Jonges

 

Auf Initia­tive des Comi­tees Düs­sel­dor­fer Car­ne­val e.V. haben sich füh­rende Orga­ni­sa­tio­nen des Düs­sel­dor­fer Brauch­tums zu einer gemein­sa­men Erklä­rung zusam­men­ge­schlos­sen. Anlass ist das in Russ­land anhän­gige Straf­ver­fah­ren gegen den Düs­sel­dor­fer Kar­ne­vals­wa­gen­bauer und Künst­ler Jac­ques Tilly.

In der Stel­lung­nahme beto­nen die betei­lig­ten Insti­tu­tio­nen ihre Soli­da­ri­tät mit Tilly und heben die zen­trale Bedeu­tung von Kunst- und Mei­nungs­frei­heit für den Düs­sel­dor­fer Kar­ne­val sowie für das demo­kra­ti­sche Selbst­ver­ständ­nis der Stadt her­vor. Die Anklage werde nicht allein als Angriff auf eine ein­zelne Per­son ver­stan­den, son­dern als Berüh­rung grund­le­gen­der frei­heit­lich-demo­kra­ti­scher Prin­zi­pien, die das rhei­ni­sche Brauch­tum seit jeher prägen.

Unter­zeich­net wurde die Erklä­rung vom Comi­tee Düs­sel­dor­fer Car­ne­val, den Düs­sel­dor­fer Jon­ges, dem St. Sebas­tia­nus Schüt­zen­ver­ein von 1316 e.V. sowie der Desti­na­tion Düs­sel­dorf. Als Ver­tre­ter der Stadt­ge­sell­schaft äußern sie ihre Bestür­zung über den aus ihrer Sicht bestehen­den Angriff auf eine libe­rale Gesell­schafts­ord­nung. Die in Deutsch­land ver­fas­sungs­recht­lich garan­tier­ten Frei­hei­ten – dar­un­ter Meinungs‑, Presse- und Kunst­frei­heit – seien nach den Erfah­run­gen der NS-Dik­ta­tur bewusst als tra­gende Säu­len der Demo­kra­tie ver­an­kert worden.

Vor dem Hin­ter­grund welt­weit zuneh­men­der auto­ri­tä­rer Ten­den­zen sehen sich die Düs­sel­dor­fer Brauch­tums­trä­ger in beson­de­rer Ver­ant­wor­tung, die­sen Ent­wick­lun­gen ent­ge­gen­zu­tre­ten. Dabei ver­wei­sen sie auch auf die Geschichte des Düs­sel­dor­fer Kar­ne­vals und auf den Kar­ne­va­lis­ten Leo Statz, der 1943 nach einem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Schau­pro­zess hin­ge­rich­tet wurde. Diese Erin­ne­rung ver­pflichte dazu, Frei­heits­rechte heute ent­schie­den zu verteidigen.

Die inter­na­tio­nal bekann­ten Düs­sel­dor­fer Rosen­mon­tags­wa­gen ste­hen nach Auf­fas­sung der Unter­zeich­ner in einer über 200-jäh­ri­gen Tra­di­tion poli­ti­scher Satire und gesell­schaft­li­cher Aus­ein­an­der­set­zung. Die gegen Jac­ques Tilly gerich­te­ten Vor­würfe wür­den daher als Ver­such ver­stan­den, nicht nur einen Künst­ler, son­dern eine gesamte kul­tu­relle Aus­drucks­form einzuschüchtern.

Die betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen erklä­ren, sie stün­den gemein­sam mit zahl­rei­chen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, Unter­neh­men, poli­ti­schen Akteu­ren und Ver­ei­nen an der Seite von Jac­ques Tilly und sei­nem Team. Ziel sei es, ein kla­res Zei­chen für die Frei­heit der Kunst und gegen jede Form der Ein­schüch­te­rung zu setzen.

Der Vor­stand der Düs­sel­dor­fer Jon­ges betont ergän­zend, dass poli­ti­sche Satire und kri­ti­sche Zuspit­zung zum Wesen des Düs­sel­dor­fer Kar­ne­vals gehör­ten. Mei­nungs- und Kunst­frei­heit seien nicht ver­han­del­bar und ende­ten nicht dort, wo Inhalte als unbe­quem emp­fun­den wür­den. Als Trä­ger des Brauch­tums sehe man es als Auf­gabe, diese Werte offen zu benen­nen und zu schützen.