
Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche sowie der städtische Antisemitismus-Beauftragte Wolfgang Rolshoven © Lokalbüro
Zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel haben sich rund 250 Menschen vor der Synagoge an der Zietenstraße versammelt, um der Opfer und der noch immer verschleppten Geiseln zu gedenken. Aufgrund des jüdischen Laubhüttenfests Sukkot fand die Kundgebung bereits am 6. Oktober statt.
Der Angriff vom 7. Oktober 2023 gilt als eines der schlimmsten Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Zweiten Weltkrieg. 48 Menschen – darunter auch deutsche Staatsbürger – befinden sich noch immer in der Gewalt der Hamas. Der Abend in Düsseldorf stand im Zeichen der Erinnerung, aber auch des Zusammenhalts.
„Nie wieder“ gilt heute
Bert Römgens, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sprach über die anhaltende Unsicherheit vieler Gemeindemitglieder. „Immer wieder fragen mich junge Menschen, ob sie in der Öffentlichkeit eine Kippa tragen können, ohne Angst haben zu müssen“, sagte er. „Leider muss ich ihnen raten, vorsichtig zu sein.“
Römgens berichtete zudem von Hass- und Drohmails, die die Gemeinde unmittelbar vor dem Gedenken erhalten habe. „Das zeigt, dass ‚Nie wieder‘ kein Satz aus der Vergangenheit ist, sondern eine Aufgabe für die Gegenwart“, betonte er.
Antisemitismus im Alltag
Auch Emil Brachthäuser, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Düsseldorf, schilderte wachsenden Antisemitismus. „Es kommt vor, dass jüdische Kunden in Geschäften nicht bedient werden – hier, in unserer Stadt“, sagte er.
Trotzdem wolle er die Hoffnung nicht aufgeben: „Das Fenster für eine friedliche Entwicklung steht einen Spalt weit offen.“ Er erinnerte daran, dass auch viele Palästinenser unter der Gewalt der Hamas leiden. „Auch sie sind Opfer dieses Terrors.“
Stadt zeigt Haltung
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche rief dazu auf, Antisemitismus in allen Formen entschieden entgegenzutreten. „Jedes Opfer des 7. Oktober hatte ein Gesicht, eine Geschichte, eine Familie“, sagte er. „Die Barbarei der Hamas lässt uns fassungslos zurück – aber wir dürfen nicht sprachlos bleiben.“
Düsseldorf habe mit der Einrichtung eines Antisemitismusbeauftragten und der Unterstützung der israelischen Partnerstadt Haifa klare Zeichen gesetzt. „Toleranz und Respekt müssen wir im Alltag leben, nicht nur an Gedenktagen“, so Hintzsche.
Ein stilles Zeichen der Solidarität
Auf dem Synagogenvorplatz blieb es ruhig und konzentriert. Die Veranstaltung kam ohne Symbole wie Kerzen oder Kränze aus – im Mittelpunkt standen die Worte, die Anteilnahme und das gemeinsame Erinnern. Viele Teilnehmende suchten nach dem Ende das Gespräch, einige verharrten still.
„Wir können das Leid nicht ungeschehen machen“, sagte eine Besucherin, „aber wir können zeigen, dass wir an der Seite unserer jüdischen Mitbürger stehen.“
Friedensgespräche geben vorsichtige Hoffnung
Während in Düsseldorf erinnert wurde, setzten in Ägypten neue Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln ein. Ob sie Erfolg haben, ist ungewiss – doch allein, dass verhandelt wird, gibt vielen Menschen Hoffnung.