Gefährdet leben Queere Menschen 1933-1945 © Lokalbüro
Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin Astrid Hirsch-von Borries © Lokalbüro
"Zwang und Zeichen" (#zwangundzeichen) der Installationskünstlerin und Bühnenbildnerin Saskia Holte © Lokalbüro

Die Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf wid­met sich ab dem 28. Okto­ber einem lange über­se­he­nen Kapi­tel der NS-Geschichte: der Ver­fol­gung quee­rer Men­schen. Unter dem Titel „gefähr­det leben. Que­ere Men­schen 1933 bis 1945“ zeigt die Stif­tung Magnus-Hirsch­feld eine ein­drucks­volle Wan­der­aus­stel­lung, die bis zum 5. Juli 2026 in Düs­sel­dorf zu sehen ist. Ergänzt wird sie durch eine lokale Erwei­te­rung, die das que­ere Leben in der Lan­des­haupt­stadt vor und wäh­rend der NS-Zeit beleuchtet.

Sicht­bar machen, was lange ver­drängt war

Die Aus­stel­lung doku­men­tiert anhand von Doku­men­ten, Foto­gra­fien, Zita­ten und Gra­fi­ken, wie que­ere Men­schen – Schwule, Les­ben, bise­xu­elle und trans Per­so­nen – im Natio­nal­so­zia­lis­mus ent­rech­tet, ver­folgt und ermor­det wur­den. Sie zeigt aber auch ihre Lebens­rea­li­tä­ten, Netz­werke und indi­vi­du­el­len Schick­sale.
„Gefähr­det leben“ glie­dert sich in fünf The­men­be­rei­che – von der Zer­stö­rung quee­rer Infra­struk­tu­ren über Prak­ti­ken der Ver­fol­gung bis hin zu For­men von Selbst­be­haup­tung und Über­le­ben. Auch der schwie­rige Weg nach 1945, als viele Betrof­fene wei­ter kri­mi­na­li­siert blie­ben, wird beleuchtet.

Die Stif­tung Magnus-Hirsch­feld hat die Aus­stel­lung auf Grund­lage aktu­el­ler For­schung kon­zi­piert. Sie wurde bereits an meh­re­ren Orten in Deutsch­land gezeigt und gilt als eine der umfas­sends­ten Prä­sen­ta­tio­nen zu die­sem Thema.

Fokus auf Düs­sel­dorf: Von der Frei­heit zur Verfolgung

In einem eige­nen Raum rückt Kura­to­rin Astrid Hirsch-von Bor­ries das que­ere Leben in Düs­sel­dorf in den Mit­tel­punkt. Unter dem Titel „Que­e­res Leben in Düs­sel­dorf. Von den Gol­de­nen Zwan­zi­gern bis 1945“ wird deut­lich, dass Eman­zi­pa­tion und Viel­falt auch am Rhein ein Zuhause hat­ten.
In den 1920er-Jah­ren ent­stan­den Treff­punkte, Lokale und erste Zeit­schrif­ten wie Die Freun­din oder Der Freund. Der „Tosca-Palast“ galt als Ort der Frei­heit und Tole­ranz. Doch mit der Macht­über­nahme der Natio­nal­so­zia­lis­ten im Januar 1933 endete diese Ent­wick­lung abrupt: Lokale wur­den geschlos­sen, Publi­ka­tio­nen ver­bo­ten, und die Szene ver­schwand in den Untergrund.

Mit der Ver­schär­fung des Para­gra­fen 175 im Jahr 1935 wur­den homo­se­xu­elle Hand­lun­gen mas­siv kri­mi­na­li­siert. In Düs­sel­dorf begann der Ter­ror im Som­mer 1937, als die Gestapo nach der Fest­nahme von Karl Car­duck und wei­te­ren Män­nern groß ange­legte Ver­haf­tun­gen durch­führte. Rund 400 Män­ner wur­den fest­ge­nom­men – so viele wie in kei­ner ande­ren west­deut­schen Stadt.

Erin­ne­rung mit künst­le­ri­scher Begleitung

Beglei­tet wird die Aus­stel­lung von der Instal­la­tion „Zwang und Zei­chen“ (#zwan­g­und­zei­chen) der Künst­le­rin Saskia Holte, die Zwang und Stig­ma­ti­sie­rung in sym­bo­li­sche For­men über­setzt. Wäh­rend der Lauf­zeit wird außer­dem ein umfang­rei­ches Begleit­pro­gramm mit Füh­run­gen, Vor­trä­gen und Lesun­gen ange­bo­ten. Auch Ange­bote in leich­ter Spra­che und bar­rie­re­freie Füh­run­gen sind geplant.

Öff­nungs­zei­ten und Eintritt

Die Aus­stel­lung ist in der Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf, Müh­len­straße 29, zu sehen. Geöff­net ist sie diens­tags bis frei­tags sowie sonn­tags von 11 bis 17 Uhr, sams­tags von 13 bis 17 Uhr. Der Ein­tritt ist frei. Grup­pen­füh­run­gen kön­nen per E‑Mail an nicole.merten@duesseldorf.de oder tele­fo­nisch unter 0211 / 8996205 gebucht werden.

Ein Zei­chen für Viel­falt und Erinnerung

Mit der Aus­stel­lung setzt Düs­sel­dorf ein deut­li­ches Zei­chen: Die Geschichte quee­rer Men­schen ist Teil der Stadt­ge­schichte – und Teil der deut­schen Erin­ne­rungs­kul­tur. „Es geht nicht nur um Opfer­zah­len, son­dern um Lebens­ge­schich­ten“, sagt Kura­to­rin Hirsch-von Bor­ries. „Darum, sicht­bar zu machen, dass que­e­res Leben immer da war – auch in Zei­ten, in denen es ver­bo­ten wurde.“

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