
Ist der neue Fortuna-Sportvorstand: Sven Mislintat.
Von Manfred Fammler
„Ich heiße Sven, ich bin seit 30 Jahren verheiratet und habe zwei Kinder.“
Mit dieser kurzen Grußbotschaft habe er sich heute dem Team von Fortuna Düsseldorf vorgestellt. Bei seinem ersten Auftritt als Sportdirektor vor den Medien musste der gebürtige Dortmunder dann doch etwas mehr erzählen.
Ruhig, zum größten Teil offen, stellte sich der neue Sportchef der Fortuna den Fragen der Medienvertreter. Vorab: Weder über Neuverpflichtungen noch zur Zukunft des aktuellen Trainers Markus Anfang ließ sich der neue Sportchef ein Wort entlocken. Er müsse Gespräche führen, mit dem Team reden und mit dem Trainer sprechen. Wobei er nur an einer kleinen Stelle von einem „wird“ sprach – nämlich als es um mögliche Verstärkungen für das Team ging.
Doch warum auch die Katze aus dem Sack lassen? Derweil gibt es Probleme genug, und am kommenden Wochenende kommt Fürth – ein Schicksalsspiel für die Flingeraner. „Es geht um nichts anderes als den Klassenerhalt.“ Eine Parole, die aus dem Hause Fortuna zu spät und, wenn überhaupt, viel zu leise kommuniziert wurde und die bei Mislintat in dem Satz „Wir können auch die Ärmel hochkrempeln“ endet. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die meisten in Kurzarmtrikots spielen – vielleicht auch deswegen Platz 17 in der zweiten Liga.
Sei’s drum – erst einmal. Fortuna sei für ihn „ein Top-Match“, und der Klub bedeute ihm „richtig was“. Er wolle jetzt die „guten Dinge verbinden und freisetzen“, denn er freue sich „wahnsinnig auf den Job“.
Drei Jahre soll der Ex-Dortmunder, Ex-Stuttgarter und Ex-Amsterdamer von nun an die sportlichen Geschicke von F95 leiten. Auch in der dritten Liga, wie er deutlich sagte. Aber so weit würden seine Gedanken nicht gehen. „Es hilft nicht, an das Übermorgen zu denken, wenn das Morgen noch nicht klar ist“, sagte er – ebenso im Hinblick auf mögliche Verstärkungen, die bei einem Marktwert von rund 1,5 Millionen Euro liegen könnten. Aber: „Ich möchte nicht ins Detail gehen, was in die Mannschaft passt.“
Und trotzdem stellte er noch einmal klar, dass die dritte Liga kein Thema sei: „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass dies (der Abstieg, Anm. d. Red.) nicht eintritt.“
Sven Mislintat – darüber muss sich jeder im Klaren sein – gilt nicht als der Prototyp des „Versöhners“. Einen Sportdirektor à la Johannes Rau wird er wohl nicht abgeben. Darauf angesprochen meinte er, er sei „nicht unbequem, aber im Inhalt streitbar“ – und zwar in der Tonlage, in der er gerade spreche. Allerdings knirschte es bei seinem letzten Dortmunder Engagement deutlich lauter, und bei Ajax Amsterdam wurde es ganz bitter.
Mislintat wurde vorgeworfen, es habe bei der Vermittlung von Spielern einen Interessenkonflikt gegeben. Darauf angesprochen zeigte der 50-Jährige deutlich, wie sehr ihn dieser Vorwurf und vor allem die nachfolgende mediale Ausschlachtung verändert haben.
„Ich bin mit sehr ungerechtfertigten Anschuldigungen, mit der ganz extremen Seite dieses Fußballs in allen Kommentaren dieser Welt und in Zeitungen konfrontiert worden. Das hat mich gestählt.“
Zu den Vorwürfen sagte er weiter: „Es gab zwei unabhängige Untersuchungen zu dem Themenkomplex, in denen ich vollumfänglich alles zur Verfügung gestellt habe, was man angefragt hat. Und bei der Untersuchung kam es zu einem klaren Ergebnis: Es gab keinen Interessenkonflikt. Das aber schreibt keiner. Es ist leider in der heutigen Zeit so, dass Verurteilungen und Vorurteile schnell vorhanden sind.“
Schnell – aber in einem anderen Sinne – muss sich nun bei der Fortuna etwas ändern. Es gibt kaum Zeit, um sich in der Stadt und im Umfeld zurechtzufinden, gleichwohl Mislintat Anfang der 2000er-Jahre als Analytiker die F95-Kicker mit der „eigenen“ Kamera begleitete. Die aktuelle Situation des Fußball-Flaggschiffs der Landeshauptstadt lässt keine Anlaufphase zu.
Tempo neben der Außenlinie ist gefragt, „sportlich neue Impulse“ zu setzen – so wie Aufsichtsratsvorsitzender Björn Borgerding die Trennung von Mislintats Vorgänger Klaus Allofs begründete. Das ist das Gebot der Stunde.
„Ab heute stehe ich in der Verantwortung“, so Sven Mislintat. Es wäre schön, wenn dieses Credo die gesamte erste Mannschaft erkennen würde. Schließlich geht es am Samstag um die Zukunft des Vereins. Somit führt an Fürth nichts vorbei – auch nicht für Sven, seit 30 Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern.


