Pracht­voll prä­sen­tie­ren sich die Stau­den­beete im Schloss­park Benrath,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

 

Im Nord­park und im Schloss­park Ben­rath erfreuen pracht­volle Stau­den­beete die Besu­cher. Im Mai 2018 wurde dem Aus­schuss für öffent­li­che Ein­rich­tung ein Kon­zept vor­ge­stellt, dass die Neu­ge­stal­tung von rund 3.200 Qua­drat­me­tern Beet­flä­che in dau­er­hafte Stau­den­be­pflan­zun­gen beinhal­tete. Im Früh­jahr ver­gan­ge­nen Jah­res began­nen die Pflanz­ar­bei­ten. Gut ein Jahr nach der Pflan­zung stel­len sich die Flä­chen in die­sem Som­mer pracht­voll dar. Für die Erar­bei­tung der Pflanz­pläne wurde die renom­mierte Land­schafts­ar­chi­tek­tin Chris­tine Orel beauf­tragt, die auf­grund ihrer lang­jäh­ri­gen Erfah­rung als Pflanz­pla­ne­rin über ein gro­ßes Fach­wis­sen bei der Neu­an­lage von Stau­den­flä­chen verfügt.

Was sind eigent­lich Stauden?
Die Defi­ni­tion ist sper­rig für Pflan­zen, die auf­grund ihrer Far­big­keit und Aus­dauer das Gärt­ner­herz höher schla­gen lässt: “Stau­den sind aus­dau­ernde krau­tige Pflan­zen, deren ober­ir­di­sche Pflan­zen­teile im Gegen­satz zu Bäu­men und Sträu­chern nicht (oder nur wenig) ver­hol­zen, son­dern krau­tig weich sind und in der Regel nach jeder Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode abster­ben.” Aber noch ist es Hoch­som­mer, und es wird noch nicht ans “Abster­ben” gedacht. Zu den Prot­ago­nis­ten der Flä­chen wer­den einige Pflan­zen­por­traits im Fol­gen­den vorgestellt.

Bevor ein neues Stau­den­beet ange­legt wird, muss zunächst die Auf­ga­ben­stel­lung und die beab­sich­tigte Erschei­nung des Bee­tes fest­ge­legt werden.

Das Stau­den­kon­zept im Nord­park — die Aufgabenstellung
Der denk­mal­ge­schützte Nord­park ist der ehe­ma­lige Aus­stel­lungs­park der Reichs­aus­stel­lung “Schaf­fen­des Volk”, die im Jahr 1937 statt­ge­fun­den hat. Nach Nut­zung des Parks durch die bri­ti­sche Rhein­ar­mee in den unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­jah­ren wurde das Areal in meh­re­ren Etap­pen Ende der 1950er und in den 1960er Jah­ren wie­der der Bevöl­ke­rung über­ge­ben. Eine beson­dere Pla­nungs­auf­gabe in die­ser Zeit bestand darin, die schwer­fäl­lige Strenge der 1930er Jahre zu lockern und den Park für die all­täg­li­che Nut­zung attrak­tiv zu machen. Eine tra­gende Rolle spielte dabei die Gestal­tung von Wech­sel­flor­flä­chen, die mit ihrer zeit­ty­pi­schen pla­ka­ti­ven Wir­kung den Nord­park wesent­lich bereicherten.

Teile die­ser Flä­chen wur­den nun mit Stau­den­pflan­zun­gen neu gestal­tet. Vor­han­dene Pflanz­pläne für die Som­mer­be­pflan­zung aus der Zeit zwi­schen 1954 bis 1970 soll­ten dabei als Ori­en­tie­rung für die beab­sich­tigte Erschei­nung der Pflan­zun­gen her­an­ge­zo­gen wer­den. Bei dem Erschei­nungs­bild der Stau­den­pflan­zung sollte die Ver­tei­lung, die Höhen­staf­fe­lung und der Farb­ein­druck beson­dere Berück­sich­ti­gung finden.

Der Kanal­gar­ten im Nord­park — die Farbe Violett
Im ins­ge­samt rund 530 Qua­drat­me­ter gro­ßen Beet zu Beginn der Was­ser­achse im Nord­park wur­den für den Früh­jahrs­aspekt rund 12.000 Zwie­bel­pflan­zen und ins­ge­samt 27 Sor­ten unter­schied­li­cher Stau­den und Grä­ser gepflanzt, die über das ganze Jahr ver­teilt immer neue Pflan­zen­bil­der zei­gen. Dabei taucht die Farbe Lila in vie­len Vari­an­ten immer wie­der auf und bringt jah­res­zeit­lich farb­li­che Kon­stanz in die Gesamtkomposition.

Im Mai setzt der rund ein Meter groß wer­dende Zier­lauch Allium “Ambassa­dor” einen kräf­ti­gen Farb­ak­zent ins Beet. Rund 250 Zwie­beln wur­den dafür im Herbst gesetzt. Allium “Ambassa­dor” zeigt dichte, kom­pakte Blü­ten­bälle aus vie­len stern­för­mi­gen, inten­siv vio­let­ten Ein­zel­blü­ten und zählt damit zu den impo­san­tes­ten Rie­sen-Lauch-Züch­tun­gen. Die attrak­ti­ven, tro­cke­nen Blü­ten­stiele kön­nen noch bis weit in den Som­mer erhal­ten bleiben.

Mit dem Step­pen-Sal­bei Sal­via nemo­rosa “Cara­donna” zog im Juni und Juli die nächste kräf­tige dun­kel­vio­lette Blüte ins Stau­den­beet. Die Blü­ten trägt diese Sorte an dunk­len Blü­ten­stie­len, was beson­ders ele­gant und gra­zil wirkt. Durch ihre lange Blü­te­zeit mit einer Nach­blüte ab Mitte August hebt sich Sal­via nemo­rosa “Cara­donna” von ande­ren Sal­via nemo­rosa Sor­ten ab. Trotz ihrer Wuchs­höhe von bis zu 60 Zen­ti­me­ter ist die Sorte sehr sta­bil. Auf­grund die­ser Viel­zahl an posi­ti­ven Eigen­schaf­ten erhielt sie eine Aus­zeich­nung der Inter­na­tio­na­len Stau­den Union (ISU).

Die hei­mi­sche Wild­staude, der Blut­wei­de­rich Lythrum sali­ca­ria, zeigt seine pur­pur­vio­let­ten Blü­ten­ker­zen eben­falls im Juni. Die Staude bil­det sehr stand­feste Blü­ten­triebe, die auch nach der Blüte zie­rend aus­se­hen. Sei­nen Namen ver­dankt der Blut­wei­de­rich der Tat­sa­che, dass er frü­her als blut­stil­len­des Mit­tel genutzt wurde. Mit sei­nem roten Farb­stoff wurde in ver­gan­ge­nen Zei­ten auch Zucker gefärbt.

Gleich­zei­tig mit dem Blut­wei­de­rich beglei­tet auch der Pur­pur­son­nen­hut Echinacea pur­pu­rea den Hoch­som­mer. Die der Fami­lie der Korb­blü­ter zuge­hö­rige Staude kommt ursprüng­lich aus den Prä­rien Nord­ame­ri­kas und ist als alt­be­währte Heil­pflanze bekannt. Schon die Urein­woh­ner Nord­ame­ri­kas nutz­ten angeb­lich die Pflanze gegen Hus­ten, Hals­schmer­zen und Man­del­ent­zün­dun­gen. Pro­blem­los über­steht diese Staude heiße Som­mer und lange Tro­cken­pe­ri­oden und eig­net sich damit her­vor­ra­gend für besonnte Stand­orte. Die Samen­stände sind bis in den Win­ter hin­ein eine Zierde in jedem Staudenbeet.

Der Hoch­som­mer wird durch die Blüte des Gro­ßen Gar­ten Was­ser­dost Eupa­to­rium fis­tu­lo­sum “Atro­pur­pu­reum” domi­niert. Mit der bis zu zwei Meter rei­chen­den Wuchs­höhe thront er über allen ande­ren und setzt schöne Akzente im Som­mer­beet bis in den Sep­tem­ber hinein.

Die Glatt­blat­tas­ter novi bel­gii “Schöne von Diet­li­kon” gehört sicher­lich auf­grund ihrer Farbe und ihres Wuch­ses zu den bes­ten Sor­ten die­ser Stau­den­art. Ihre Blüte beginnt im Sep­tem­ber und reicht bis in den Okto­ber hin­ein, ver­bun­den mit einem zar­ten Duft, der den nahen­den Herbst ver­süßt. Die Zun­gen­blü­ten sind dun­kel­vio­lett bis blau gefärbt und kon­tras­tie­ren mit den leuch­tend gel­ben Pol­lens­tem­peln. Bei die­ser Staude han­delt es sich um eine wahre Schön­heit, die mit ihrer Blüte das herbst­li­che Stau­den­beet verzaubert.

Das Stau­den­kon­zept im Schloss­park Ben­rath — die Aufgabenstellung
Der Schloss­park Ben­rath ist die gar­ten­künst­le­risch bedeu­tendste Anlage Düs­sel­dorfs mit über­re­gio­na­ler Strahl­kraft. 1755 beauf­tragte Kur­fürst Carl Theo­dor von der Pfalz den Archi­tek­ten Nico­las de Pigage mit dem Neu­bau eines länd­li­chen Lust­schlos­ses in dem süd­lich von Düs­sel­dorf gele­ge­nen Dorf Ben­rath. Pigage schuf bis 1770 ein Gesamt­kunst­werk aus Schloss­ge­bäu­den, weit­läu­fi­gem Park und Gewäs­sern, das wie kaum eine andere Anlage den Zeit­geist der Epo­che der Früh­auf­klä­rung wider­spie­gelt. Heute setzt sich die seit 1984 in die Denk­mal­liste ein­ge­tra­gene Park­an­lage aus einem Neben­ein­an­der von authen­tisch erhal­te­nen und zwi­schen­zeit­lich rekon­stru­ier­ten Gar­ten­tei­len zusam­men. Unter ande­rem wurde der Par­terre­gar­ten zusam­men mit dem benach­bar­ten Küchen­gar­ten zur regio­na­len grenz­über­schrei­ten­den Gar­ten­schau EUROGA 2002plus wiederhergestellt.

Dage­gen hat sich der im Jahr 1929 von Hans Schil­ler geschaf­fene soge­nannte bota­ni­sche Schul­gar­ten — heute als Blu­men­gar­ten oder Schil­ler­gar­ten bezeich­net — hin­ter dem west­li­chen Flü­gel­bau als eine zeit­ty­pi­sche Anlage der 1920er Jah­ren bis heute erhal­ten. In den Gar­ten­tei­len “Küchen­gar­ten” und “Blu­men­gar­ten” soll­ten nun Stau­den­flä­chen anstatt des bis­he­ri­gen Wech­sel­flors eta­bliert werden.
Dabei war der jewei­lige Epo­chen­be­zug als auch der gestal­te­ri­sche Grund­cha­rak­ter zu berücksichtigen.

Der Küchen­gar­ten ent­stammt in sei­ner Grund­form aus der zwei­ten Hälfte des 18. Jahr­hun­derts, aller­dings in sei­ner inhalt­li­chen Gestal­tung aus dem Jahr 2002. Das prä­gende im Küchen­gar­ten sind die linear ange­ord­ne­ten Gemü­se­an­bau­flä­chen ein­ge­fasst durch eine Buchs­he­cke. Die umzu­ge­stal­ten­den lang­ge­streck­ten Wech­sel­flor­flä­chen befan­den sich inner­halb die­ser Buchs­ein­fas­sung rhyth­mi­siert durch Obstniederstämmchen.

Eine Stau­den­pflan­zung sollte sich hier optisch unter­ord­nen, jedoch den Cha­rak­ter des Küchen­gar­tens unter­strei­chen. Pas­send zu sei­nem Farb­um­feld aus zie­gel­far­be­nen Mau­ern sollte sich das Farb­spek­trum der Stau­den in war­men Gelb‑, Orange und Rot­tö­nen bewe­gen. Ess­bare Blü­ten set­zen hier beson­dere Akzente.

Im Blu­men­gar­ten soll sich die Pflan­zen­aus­wahl und ins­be­son­dere die Blüh­wir­kung an den Gestal­tungs­prin­zi­pien der 1920er Jahre ori­en­tie­ren. Hier muss­ten ins­be­son­dere die sehr unter­schied­li­chen Belich­tungs­be­din­gun­gen berück­sich­tigt werden.

Der Küchen­gar­ten im Schloss­park Ben­rath — warme Gelb- und Orangetöne
Zwi­schen den Buchs­he­cken die wege­be­glei­tend die Gemü­se­beete ein­rah­men, zeigt sich jetzt im Hoch­som­mer der leuch­tende Son­nen­hut Rud­be­ckia ful­gida var. Sul­li­van­tii “Gold­sturm”. Mit sei­nen gold­gel­ben, strah­len­för­mi­gen Blü­ten, die von August bis Okto­ber Akzente set­zen, gehört er zu den bekann­tes­ten Ver­tre­tern der Son­nen­hüte. Der Son­nen­hut darf in kei­nem Bau­ern­gar­ten und auch nicht im Küchen­gar­ten von Schloss Ben­rath feh­len. Durch seine Samen­stände ist der Son­nen­hut auch im Win­ter noch attraktiv.

Die orange-far­bene Fackel­li­lie Kni­pho­fia Hybride “Alca­zar” mit ihren leuch­tend gelb oran­ge­far­be­nen Blü­ten setzt ganz beson­dere Akzente im Stau­den­beet. Die offe­nen Blü­ten des dicht besetz­ten Blü­ten­stan­des sind ein wenig hel­ler als die Knos­pen, sodass ein sanf­ter Farb­ver­lauf ent­steht. Der Sor­ten­name ist eigent­lich die ara­bi­sche Bezeich­nung für eine Burg. Der bekannte mit­tel­al­ter­li­che Königs­pa­last in Sevilla, des­sen mau­ri­scher Bau­stil unver­kenn­bar ist, trägt die­sen Namen und wird bis heute von der spa­ni­schen Königs­fa­mi­lie als Resi­denz genutzt. Ver­mut­lich soll die könig­li­che Erschei­nung die­ser Fackel­li­li­en­sorte durch die­sen Namen unter­stri­chen werden.

Die robuste und unver­wüst­li­che Schaf­garbe Achil­lea fili­pen­dula “Par­ker” darf mit ihren gro­ßen, gel­ben Blü­ten­tel­lern im Stau­den­beet nicht feh­len. Diese Sorte wurde 1999 mit einem Award of Gar­den Merit aus­ge­zeich­net, das heißt ihre Wuchs- und Blü­ten­qua­li­tä­ten wur­den als exzel­lent ein­ge­stuft. Die Blü­ten­stände sind beson­ders zum Trock­nen geeig­net und hal­ten die Erin­ne­rung an den Som­mer wach.

Stau­den und Insek­ten­freund­lich­keit
Alle hier kurz por­trai­tier­ten Stau­den sind ideale Nah­rungs­pflan­zen für viele nütz­li­che Insek­ten. All­ge­mein lässt sich sagen, dass gefüllt blü­hende Sor­ten kaum oder gar keine Pol­len und Nek­tar für Insek­ten zu Ver­fü­gung stel­len, da die Staub­blät­ter in der Zucht zu Blü­ten­blät­tern umge­wan­delt wur­den. Wild­stau­den und Sor­ten mit ein­fa­chen Blü­ten sind daher für Insek­ten inter­es­san­ter. Je nach Insek­ten­gruppe und Ana­to­mie der Tiere sind Röh­ren­blü­ten, Dol­den­blü­ten oder auch Korb­blü­ter von beson­de­rem Inter­esse. Für die Aus­wahl der Stau­den war dies ein wich­ti­ges Kriterium.

Stau­den­beete brau­chen Pflege
Um die hier beschrie­bene Blü­ten­pracht über Jahre zu erhal­ten, braucht es Fach­kennt­nis in der Pflege, denn die Pflan­zun­gen sind über Jahre zu ent­wi­ckeln. Die Stau­den müs­sen nach eini­ger Zeit geteilt, zurück­ge­schnit­ten oder geför­dert wer­den, und uner­wünsch­tes Unkraut muss gerade im Früh­jahr sicher erkannt und ent­fernt wer­den. In den tro­cke­nen Som­mer­mo­na­ten ist das Wäs­sern eine Grund­be­din­gung fürs Über­le­ben. Die Mit­ar­bei­ter des Gar­ten­am­tes besit­zen diese Fach­kennt­nisse und wer­den durch ent­spre­chende Fort­bil­dun­gen kon­ti­nu­ier­lich qua­li­fi­ziert. Die­ses gärt­ne­ri­sche Wis­sen ist die Vor­aus­set­zung, um der­ar­tige Pflan­zen­bil­der in unse­ren Park­an­la­gen nach­hal­tig allen Besu­chern anbie­ten zu können.

Karl Foers­ter, einer der berühm­tes­ten Stau­den­züch­ter, der bekannt ist für seine Gärt­ner­weis­hei­ten, sagte ein­mal: “An den Auf­ga­ben der Stau­den­ra­batte kann sich der kleinste und der größte Gar­ten­künst­ler ver­su­chen. Ihre Fort­schritte, Pro­bleme und Reize könn­ten allein ein gan­zes mensch­li­ches Arbeits­le­ben ernst­haft aus­fül­len und in stei­gen­dem Maße elek­tri­sie­ren.” Das Gar­ten­amt hofft auf viele elek­tri­sie­rende Momente.