Sach­stands­be­richt zur Situa­tion der Kin­der­be­treu­ung in Düs­sel­dorf 2022

Trotz zahl­rei­cher Bemü­hun­gen der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf, dem Fach­kräf­te­man­gel bei Erzie­he­rin­nen und Erzie­hern ent­ge­gen­zu­wir­ken, sorgt die ange­spannte Situa­tion auf dem Job­markt für ein Aus­brem­sen des Kita-Aus­baus. Dar­auf weist der Jah­res­be­richt 2022 zur Ent­wick­lung der Kin­der­ta­ges­be­treu­ung in Düs­sel­dorf hin, der in der kom­men­den Sit­zung des Jugend­hil­fe­aus­schus­ses am Mitt­woch, 8. Februar, vor­ge­stellt wird. Die Kin­der­ta­ges­be­treu­ungs­si­tua­tion ist dem­nach in Düs­sel­dorf gut, stößt aber auf­grund des Per­so­nal­man­gels in sei­nem Aus­bau an seine Grenzen.

“Auf­grund von feh­len­dem Fach­per­so­nal konn­ten im Kin­der­gar­ten­jahr 2021/2022 teil­weise bis zu 900 Plätze in den Kitas nicht belegt wer­den”, sagt Jugend­amts­lei­ter Ste­phan Glare­min. “Es ist nicht mehr allein der Bau von Ein­rich­tun­gen, son­dern vor allem die Gewin­nung zusätz­li­cher Erzie­he­rin­nen und Erzie­her, die zum ent­schei­de­nen Fak­tor bei der Sicher­stel­lung des Rechts­an­spruchs auf einen Betreu­ungs­platz gewor­den ist. Um dem Man­gel ent­ge­gen­zu­tre­ten, haben wir bereits einen Maß­nah­men­ka­ta­log entwickelt.”

Per­so­nal­eng­pässe füh­ren zum Bei­spiel dazu, dass in bau­lich fer­tig­ge­stell­ten Ein­rich­tun­gen die gesamte Kita oder ein­zelne Grup­pen nicht betrie­ben wer­den kön­nen. So ist die Zahl der grund­sätz­lich ver­füg­ba­ren Plätze zum Kin­der­gar­ten­jahr 2022/23 zwar gestie­gen, die Trä­ger der Kitas haben im Sep­tem­ber 2022 jedoch rund 500 Betreu­ungs­ver­träge weni­ger geschlos­sen als zum glei­chen Zeit­punkt des Vor­jah­res. Auch kam es in eini­gen Ein­rich­tun­gen pha­sen­weise zu Ein­schrän­kun­gen der Betreuungszeiten.

Situa­tion in der U3- und Ü3-Betreuung
Im lang­jäh­ri­gen Ver­gleich der Betreu­ungs­plätze für Kin­der bis zur Voll­endung des drit­ten Lebens­jah­res (U3) gab es im Kita­jahr 2021/2022 erst­mals ein Rück­gang der Betreu­ungs­plätze. Gegen­über dem Kita­jahr 2020/2021 gab es mit 9.015 Plät­zen rund 350 Plätze weni­ger, was vor allem auf eine Ver­rin­ge­rung der Plätze in der Kin­der­ta­ges­pflege um rund 300 Plätze zurück­zu­füh­ren gewe­sen ist. Im Jah­res­be­richt wer­den dafür zwei Gründe genannt: Zum einen gab es im Zuge der Corona-Pan­de­mie eine gerin­gere Nach­frage der Eltern im Bereich der für die Tages­pflege beson­ders wich­ti­gen Gruppe der sehr jun­gen Kin­der. Zum ande­ren gab es zum 1. August 2020 eine gesetz­li­che Ände­rung, die die Mög­lich­keit ein­ge­schränkt hat, meh­rere Groß­ta­ges­pfle­ge­stel­len durch Tages­pfle­ge­per­so­nen im Ange­stell­ten­ver­hält­nis zu betrei­ben. Ziel ist es jetzt, das Tages­pfle­ge­an­ge­bot ins­ge­samt zu sta­bi­li­sie­ren und dann mög­lichst schnell wie­der die ursprüng­lich avi­sierte Platz­zahl aus 2021/2022 zu erreichen.

Für die Kin­der im Alter von drei Jah­ren bis zum Schul­ein­tritt steht für jedes Kind ein Betreu­ungs­platz in einer Kita zur Ver­fü­gung. Rech­ne­risch konnte eine Bedarfs­de­ckungs­quote von 101 Pro­zent für das Kita­jahr 2021/22 erreicht wer­den; die Pla­nung für das neue Kin­der­gar­ten­jahr 2022/2023 rech­net mit einer Ver­sor­gungs­quote von 103,6 Prozent.

Wei­te­rer Bedarf: Aus­bau wird fortgesetzt
Im Jah­res­be­richt betrach­tet die Jugend­hil­fe­pla­nung auch den wei­te­ren Bedarf an Betreu­ungs­plät­zen, der zuneh­mend schwie­ri­ger zu pro­gnos­ti­zie­ren ist. Das liegt an einer durch die Corona-Pan­de­mie beein­träch­tig­ten Aus­sa­ge­kraft des Online-Vor­merk­sys­tems “Kita-Navi­ga­tor” und einem nicht zu erwar­ten­den Rück­gang der Zahl der Kin­der unter drei Jah­ren. Auch die Aus­wir­kun­gen des Zuzugs von geflüch­te­ten ukrai­ni­schen Kin­dern im ver­gan­ge­nen Jahr sind in den aktu­ell ver­füg­ba­ren Daten noch nicht ables­bar. Ins­ge­samt deu­ten die Zah­len dar­auf hin, dass wei­tere Betreu­ungs­plätze ins­be­son­dere für Kin­der unter drei Jah­ren benö­tigt wer­den. Stünde aus­rei­chend Fach­per­so­nal zur Ver­fü­gung, könnte die Ver­sor­gung der Kin­der ab drei Jah­ren in Düs­sel­dorf als gesi­chert ange­se­hen werden.

Geplant ist, in Düs­sel­dorf für die Kin­der unter drei Jah­ren eine Ver­sor­gungs­quote von min­des­tens 56 Pro­zent zu errei­chen. Der Aus­bau des Betreu­ungs­an­ge­bots wird aber fort­ge­setzt, bis der Bedarf voll­stän­dig gedeckt ist. Ana­ly­sen der Situa­tion in sehr gut ver­sorg­ten Stadt­tei­len deu­ten auf eine not­wen­dige Quote von 60 Pro­zent hin. Bei den Kin­dern im Alter von drei Jah­ren bis zum Schul­ein­tritt wird eine Bedarfs­de­ckungs­quote von 103 Pro­zent ange­strebt, um ent­spre­chend der gesetz­li­chen Vor­ga­ben im Rah­men der Jugend­hil­fe­pla­nung auch für einen unvor­her­seh­ba­ren Bedarf Vor­sorge zu treffen.

Für die Eltern und ihre Kin­der ist es wich­tig, ein mög­lichst wohn­ort­na­hes und bedarfs­ge­rech­tes Betreu­ungs­an­ge­bot zu fin­den. Ob das Platz­an­ge­bot eines Betreu­ungs­sys­tems ins­ge­samt aus­rei­chend ist, lässt sich nicht allein an stadt­wei­ten Quo­ten erken­nen. Ent­schei­dend ist eine aus­rei­chende Ver­sor­gung in den Stadt­be­zir­ken und Stadt­tei­len. Daher betrach­tet der Jah­res­be­richt 2022 dar­über hin­aus die Ist-Situa­tion und den Pla­nungs­stand der Kin­der­ta­ges­be­treu­ung in den zehn Düs­sel­dor­fer Stadtbezirken.

Hin­ter­grund: Gewin­nung von Fachkräften
Schon vor rund drei Jah­ren hatte das Jugend­amt seine werb­li­chen Akti­vi­tä­ten für den Beruf der Erzie­hen­den inten­si­viert. Dadurch konn­ten kurz­fris­tig Per­so­nal­lü­cken geschlos­sen wer­den. Lang­fris­tig benö­tigt die Stadt jedoch noch mehr Per­so­nal, sodass der Fokus auf die Gewin­nung von erzie­he­ri­schem Fach­per­so­nal gelegt wird. Das Jugend­amt hat in den letz­ten Jah­ren die Anzahl der Aus­bil­dungs­plätze ste­tig aus­ge­baut. Auch die noch neue ver­gü­tete und pra­xis­in­te­grierte Aus­bil­dung für Kin­der­pfle­ge­rin­nen und ‑pfle­ger erfährt eine hohe Nach­frage und trägt dem Bedarf an Ergän­zungs­kräf­ten Rech­nung. Zudem wurde gemein­sam mit allen Kita-Trä­gern ein Maß­nah­men­ka­ta­log zur Gewin­nung von erzie­he­ri­schem Fach­per­so­nal ent­wi­ckelt, der die Hand­lungs­fel­der “Image und Wer­bung”, “Zugänge”, “Boar­ding­pro­zesse” und “Bin­dungs­maß­nah­men” betrifft. Darin ent­hal­ten sind mehr als 60 Ideen zu Ein­zel­maß­nah­men zur Gewin­nung, Bin­dung und Ent­wick­lung von päd­ago­gi­schem Fachpersonal.