Kranz­nie­der­le­gung an der Figur “Ehre — Mind mit Ball Foto: LOKALBÜRO

 

Anläss­lich des 83. Jah­res­ta­ges der Depor­ta­tion von Düs­sel­dor­fer Sinti aus dem städ­ti­schen soge­nann­ten “Zigeu­ner­la­ger Höher­weg” in das Sam­mel­la­ger in Köln-Deutz und von dort in die Ghet­tos im besetz­ten Polen fand am Diens­tag, 16. Mai, eine Gedenk­ver­an­stal­tung statt. Bür­ger­meis­te­rin Klau­dia Zep­untke, die Düs­sel­dor­fer Sinti-Union e.V. und die Mahn- und Gedenk­stätte erin­ner­ten damit an den 16. Mai 1940, an dem das Lager von Poli­zei und SS umstellt und ein Groß­teil der dort seit 1937 inter­nier­ten Sinti ver­schleppt wurde.

Die Ver­an­stal­tung begann am Alten Hafen an der Figur “Ehra – Kind mit Ball”. Die 1997 auf­ge­stellte Figur wurde nach Ent­wür­fen des Künst­lers Otto Pan­kok gefer­tigt, der mit den Düs­sel­dor­fer Sinti befreun­det war. Sie zeigt das Mäd­chen Ehra, das den Völ­ker­mord über­lebt hatte. Um Van­da­lis­mus oder Dieb­stahl zu ver­hin­dern, wurde der Kranz der Lan­des­haupt­stadt im Anschluss an die Gedenk­ver­an­stal­tung in der Mahn- und Gedenk­stätte abgelegt.

Dort been­dete Bür­ger­meis­te­rin Klau­dia Zep­untke die Son­der­aus­stel­lung “Molari im Hei­ne­feld”, die seit Mitte Okto­ber 2022 dort zu sehen war. “Das war eine sehr gefühl­volle und beein­dru­ckende Son­der­aus­stel­lung, die ich in den ver­gan­ge­nen Mona­ten direkt mehr­fach besucht habe. Es gab unheim­lich viele berüh­rende Begeg­nun­gen mit Nach­fah­ren der Gemal­ten, mit Ange­hö­ri­gen der Min­der­heit, die hier ihre Fami­li­en­mit­glie­der oder Vor­fah­ren auf den Bil­dern erkannt haben. Das hat mich sehr beein­druckt”, sagte Bür­ger­meis­te­rin Klau­dia Zepuntke.

Die Schau, die gemein­sam mit der Otto-Pan­kok-Gesell­schaft ent­stan­den war, doku­men­tierte die beson­dere Freund­schaft des Künst­lers mit den Düs­sel­dor­fer Sinti und vor allem die rekon­stru­ier­ten Lebens­wege der von Pan­kok por­trä­tier­ten Men­schen. Das Traubeli-Rein­hardt-Swing­tett und befreun­dete Sinti-Musi­ker been­de­ten die Gedenkveranstaltung.

Hin­ter­grund
Die Köl­ner Mes­se­hal­len waren nur ein Zwi­schen­stopp für die Fami­lien. Rund 2.500 Sinti und Roma waren zuvor in Ham­burg, Stutt­gart und Köln “gesam­melt” wor­den. In Deutz kamen so rund 330 Sinti und Roma aus Düs­sel­dorf und dem Ruhr­ge­biet, mehr als 400 aus dem Köl­ner Stadt­ge­biet, wei­tere 200 aus dem Köl­ner Regie­rungs­be­zirk, aus Aachen, Bonn, Koblenz und Trier zusam­men. Am 21. Mai 1940 erfolgte dann vom Bahn­hof Deutz-Tief aus der Abtrans­port. In Polen wur­den die Depor­tier­ten in pro­vi­so­ri­sche Unter­künfte ein­ge­wie­sen und zu schwers­ter Zwangs­ar­beit her­an­zo­gen, etwa zum Bau von Grenz­be­fes­ti­gun­gen, Stra­ßen, Flug­plät­zen und Lagern. Viele wur­den ermor­det: Sie fie­len Mas­sen­er­schie­ßun­gen oder den Mor­den in den Ver­nicht­ung­la­gern zum Opfer. Ein Groß­teil der Düs­sel­dor­fer Sinti über­lebte den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Völ­ker­mord nicht.

 

Um Van­da­lis­mus oder Dieb­stahl zu ver­hin­dern, wurde der Kranz der Lan­des­haupt­stadt im Anschluss an die Gedenk­ver­an­stal­tung in der Mahn- und Gedenk­stätte abge­legt. Foto: LOKALBÜRO