Rei­ni­gung der Kö durch Obdach­lose und ande­rer Unterstützer

 

Auf der Königs­al­lee, die als Schau­fens­ter des Wohl­stands gilt, ist am Don­ners­tag eine unge­wöhn­li­che Pro­test­ak­tion insze­niert wor­den. Men­schen ohne fes­ten Wohn­sitz, Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen und Unter­stüt­zer grif­fen zu Besen, um auf ihre Lage auf­merk­sam zu machen und gegen Pläne der Anlie­ger­ge­mein­schaft der Kö zu pro­tes­tie­ren. Diese erwägt, einen pri­va­ten Sicher­heits­dienst ein­zu­set­zen, der bet­telnde Men­schen vom Bou­le­vard fern­hal­ten soll.

Der Hin­ter­grund: Wäh­rend das stille Sit­zen am Stra­ßen­rand mit einem Becher oder das Ver­kau­fen von Obdach­lo­sen­zei­tun­gen recht­lich nicht unter­sagt ist, betrach­ten Geschäfts­leute und Immo­bi­li­en­be­sit­zer den Anblick als Stö­rung des exklu­si­ven Ambi­en­tes. Sie argu­men­tie­ren, wohl­ha­bende inter­na­tio­nale Besu­cher könn­ten durch die sicht­bare Armut irri­tiert wer­den und ihre Kauf­be­reit­schaft ver­lie­ren. Für die Betrof­fe­nen und ihre Unter­stüt­zer ist diese Sicht­weise jedoch Aus­druck von sozia­ler Kälte und einer Aus­gren­zung, die nicht nur mora­lisch frag­wür­dig, son­dern auch juris­tisch angreif­bar sei.

Mit der sym­bo­li­schen „Feg-Aktion“ sollte deut­lich wer­den, dass es hier nicht um das Rei­ni­gen der Geh­wege, son­dern um das Besei­ti­gen von Vor­ur­tei­len und men­schen­feind­li­chen Hal­tun­gen geht. Inspi­riert von künst­le­ri­schen Aktio­nen, woll­ten die Betei­lig­ten den öffent­li­chen Raum als Gemein­gut zurück­for­dern. Für sie gehört es zu einer Stadt wie Düs­sel­dorf, dass Armut sicht­bar bleibt – nicht, um Men­schen bloß­zu­stel­len, son­dern um Ver­ant­wor­tung einzufordern.

Einige der Pro­tes­tie­ren­den erzähl­ten von ihren eige­nen Erfah­run­gen: von pre­kä­ren Camps, von der Suche nach Arbeit, von Schick­sa­len zwi­schen Stra­ßen­le­ben und dem Ver­such, wie­der Fuß zu fas­sen. Bei­spiele wie das „Housing-First“-Programm zei­gen, dass es mit Unter­stüt­zung gelin­gen kann, aus der Obdach­lo­sig­keit her­aus­zu­fin­den. Umso unver­ständ­li­cher wirkt es für Sozi­al­ar­bei­ter, dass die IG Kö nicht den Dia­log mit bestehen­den Hilfs­an­ge­bo­ten gesucht hat, son­dern statt­des­sen auf Ver­drän­gung setzt.

Auch recht­lich ist frag­lich, ob ein pri­va­ter Sicher­heits­dienst über­haupt im öffent­li­chen Raum ein­grei­fen dürfte. Anders als der Ord­nungs- und Ser­vice­dienst der Stadt hät­ten Wach­leute keine beson­de­ren Befug­nisse. Befür­wor­ter von Hilfs­pro­gram­men beto­nen daher, dass die für den Sicher­heits­dienst ver­an­schlag­ten Sum­men bes­ser in zusätz­li­che Street­wor­ker oder lang­fris­tige Unter­stüt­zungs­maß­nah­men inves­tiert wären.

Wie es wei­ter­geht, könnte sich in den kom­men­den Tagen ent­schei­den. Für die nächste Woche ist ein Gespräch zwi­schen Street­wor­kern und der Geschäfts­füh­rung der IG Kö ange­kün­digt. Ob die glän­zende Ein­kaufs­straße dann tat­säch­lich von einem pri­va­ten Sicher­heits­dienst über­wacht wird oder ob ein Dia­log mit sozia­len Initia­ti­ven zustande kommt, bleibt offen. Sicher ist nur: Der Kon­flikt um die Sicht­bar­keit von Armut hat die Königs­al­lee bereits jetzt in ein ande­res Licht gerückt – weg vom blo­ßen Luxus, hin zu einer Debatte über Würde und Teil­habe im öffent­li­chen Raum.

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