Die Hosen verlassen den Ratinger Hof, ohne sich den Fans zu zeigen. @ Manfred Fammler

Die Hosen ver­las­sen den Ratin­ger Hof, ohne sich den Fans zu zei­gen. @ Man­fred Fammler

 

Von Man­fred Famm­ler
Es war ein his­to­ri­scher Abend: Nach über vier Jahr­zehn­ten kehr­ten Die Toten Hosen in den „Ratin­ger Hof“ zurück, um sich einen alten Traum zu erfül­len – den legen­dä­ren Kunst- und Musik­tem­pel vor aus­ver­kauf­tem Haus zum Beben zu brin­gen. Fazit: Mis­sion erfüllt.

Rund 250 Gäste im Hof und Hun­derte von zum Teil weit ange­reis­ten Fans auf der Ratin­ger Straße fei­er­ten ihre Hosen bei die­sem Club­kon­zert, das – große Über­ra­schung des Abends – live nach drau­ßen über­tra­gen wurde. Als einige Roa­dies zwei Boxen vor den Hof roll­ten, bran­dete der erste große Jubel auf. Ein Jubel, der bis zum letz­ten der drei Kon­zert­ak­korde immer lau­ter und inten­si­ver wurde. Spä­tes­tens als „Wünsch dir was“ auf der Set­list stand und von Hun­der­ten drau­ßen laut­hals mit­ge­sun­gen wurde, ver­wan­delte sich die Vor-Hof- in eine Open-Air-Party. Nun bil­de­ten sich die ers­ten Pogo-Kreise – viel­leicht nicht mehr mit der Dyna­mik und Kon­di­tion von vor 30 oder 40 Jah­ren, aber immer­hin „ging noch etwas“, wie ein Sil­ber­fuchs zwi­schen­durch etwas außer Atem bemerkte. Ein Ende war da aller­dings noch nicht in Sicht.

Die Über­tra­gung des Kon­zerts auf die Straße erreichte lei­der nicht ganz Hosen-Niveau und war recht leise. Des­halb waren die Worte des Pre­di­gers drau­ßen nicht immer zu ver­ste­hen. Nur so viel kam an: Nach der Schule habe man sich stets im Hof getrof­fen; ja, der Hof sei nicht mehr der glei­che wie frü­her, aber die­ser Abend sei dazu da, „Erin­ne­run­gen zu tei­len“. Als Cam­pino dann schrei­end die magi­schen Worte „Wir sind auf der Ratin­ger!“ skan­dierte und das „Alt­bier­lied“ anstimmte, nahm die Party drau­ßen rich­tig Fahrt auf – und drin­nen wohl ebenso, wie ein jahr­zehn­te­lan­ger Weg­ge­fährte spä­ter erzählte. Man­fred Kir­schen­stein, legen­dä­rer Mana­ger der Phil­ips­halle (heute Mitsu­bi­shi Elec­tric Halle), schwärmte: „So etwas wird es nie wie­der geben. Der Abend ist fan­tas­tisch, herausragend!“

Nach knapp einer Stunde und vier Zuga­ben, dar­un­ter „All die gan­zen Jahre“ und „You’ll Never Walk Alone“, war der Gig Geschichte – und damit eine wei­tere legen­däre Party archi­viert und ein seit Jahr­zehn­ten schlum­mern­der Traum erfüllt: ein­mal im aus­ver­kauf­ten Hof an der Ratin­ger Straße zu spielen.

Am Rande sei noch erwähnt: Gestar­tet wurde der Abend mit „Lie­bes­spie­ler“ und der „Opel­gang“. Ver­schwun­den sind die Punk­ro­cker unspek­ta­ku­lär im schwar­zen Mer­ce­des-Van mit getön­ten Schei­ben – für viele Fans, die stun­den­lang vor dem Hof aus­ge­harrt hat­ten, um wenigs­tens einen Blick auf ihre Idole zu erha­schen, eine kleine Enttäuschung.