Der 1. Platz beim Generalplanungswettbewerb "Opernhaus der Zukunft": Der Entwurf des Architekturbüros "Snøhetta Oslo AS" aus Oslo. © Snøhetta Oslo AS
Platz 2 beim Generalplanungswettbewerb "Opernhaus der Zukunft" machte der Entwurf von "HPP Architekten GmbH" aus Köln/Düsseldorf © HPP Architekten GmbH
"kister scheithauer gross architekten GmbH" aus Köln belegt mit seinem Entwurf den 3. Platz des Generalplanungswettbewerbs "Opernhaus der Zukunft" © kister scheithauer gross architekten GmbH
Platz 4 des Generalplanungswettbewerbs "Opernhaus der Zukunft": der Entwurf von "wulf architekten" aus Stuttgart © wulf architekten Stuttgart

Von Man­fred Fammler

Ein Haus, eine Oper, wie sie nur Skan­di­na­vier den­ken kön­nen. Der Sie­ger­ent­wurf des Wett­be­werbs stammt vom Archi­tek­tur­büro „Snoe­hetta“ aus Oslo. Er ver­ei­nigt Oper, Clara-Schu­mann-Musik­schule und Musik­bi­blio­thek schlicht­weg am bes­ten, war sich die Jury einig.

Mit weit aus­ge­brei­te­ten Armen steht Rats­herr Alex­an­der Fils vor dem inner­städ­ti­schen Modell, in des­sen Mitte das neue Gebäude prangt. Nach den Sicht­ach­sen gefragt, da die neue Oper doch etwas ein­ge­zwängt zwi­schen Tonhallen‑, Ost­straße und Wehr­hahn steht, wan­dern seine Hände über die Schadowstraße.

„Über diese Sicht­achse sieht man einen Teil und fragt sich: Was kommt da noch?“ Kurz gesagt, wan­dert seine Hand wei­ter zur Ost­straße, von dort zum Wehr­hahn und zum Schluss zur Jaco­bi­straße. „Immer wie­der“, so schwärmt der CDU-Poli­ti­ker, „ändert sich die Ansicht des Gebäu­des. Aus den ver­schie­de­nen Blick­win­keln sind nur Teil­ele­mente erkennbar.“

Unzu­frie­den­heit oder viel­leicht sogar Ent­täu­schung sieht anders aus. Zudem werde das Opern­haus das erste in der Welt sein, das CO₂-neu­tral errich­tet werde, ver­spricht der Vor­sit­zende des Pla­nungs­aus­schus­ses. Nach­hal­tig­keit und Öko­lo­gie, gepaart mit einer „mar­kan­ten“ Bau­weise, besä­ßen das Poten­zial, dem Haus auch äußer­lich inter­na­tio­na­les Renom­mee zu verschaffen.

Und über­haupt: Als letzt­end­lich das Preis­ge­richt den Sie­ger­ent­wurf kürte, habe er nur „strah­lende Gesich­ter gese­hen“, sagt Hei­ner Far­wick, Vor­sit­zen­der des Preisgerichts.

So viel war bei der Prä­sen­ta­tion des Sie­ger­ent­wurfs nicht zu erken­nen. Nur so viel: Drei öffent­li­che Dach­ter­ras­sen las­sen den Blick Rich­tung Gra­fen­ber­ger Wald, Rhein oder Hof­gar­ten in die Ferne schwei­fen, da das Gebäude bis zu 51 Meter hoch sein wird.

Es soll ein hel­ler Stein (Sand­stein) benutzt wer­den, und die Fas­sade ist durch zahl­rei­che Fens­ter durch­bro­chen – ein sehr gro­ßes übri­gens als Pan­ora­ma­aus­blick Rich­tung Kar­stadt. Dort, wo der Haupt­ein­gang zum Kauf­hof lag, soll wohl auch die Oper betre­ten werden.

Das Erd­ge­schoss wird den „drit­ten Raum“, also den Gemein­schafts­raum, dar­stel­len, wo sich Mie­ter und Besu­cher tref­fen kön­nen. Der Ein­gang zur Musik­bi­blio­thek wird in den obe­ren Stock­wer­ken liegen.

Das „Fein­tu­ning“ wird in den kom­men­den Jah­ren Klar­heit dar­über brin­gen – ebenso wie über die Kos­ten, die eine Mil­li­arde Euro nicht über­schrei­ten sol­len. Dabei ver­spricht OB Kel­ler: „Die Finan­zie­rung steht auf einem soli­den Fundament.“

Doch bei aller Schön­heit sollte ein Opern­haus – das ja kein rei­nes Opern­haus mehr ist – effi­zi­ent und funk­tio­nal sein. Über diese Eigen­schaf­ten wachte Alex­an­dra Stam­pler-Brown, Direk­to­rin der Oper, mit Argusaugen.

„Die­ses Gebäude ist beson­ders. Das ist ein Haus, das zeigt, was eigent­lich ein Opern­haus der Zukunft sein soll – näm­lich ein Magnet für Leute, die dort etwas ande­res erfah­ren und etwas gemein­sam erle­ben möchten.“

Trotz­dem habe sie als Nut­ze­rin die letz­ten zwei Tage ganz genau dar­auf geach­tet, dass alles prak­ti­ka­bel und funk­tio­nal sei. Bei­spiel Anlie­fer­zone – das sei ein „hei­ßes Thema“ gewesen.

„Kön­nen unsere LKWs mit den Kulis­sen rein­kom­men? Und zwar nicht nur ein LKW, son­dern auch mal zwei. Das war für die Pla­ner eine große Herausforderung.“

Dar­über hin­aus stehe natür­lich die Frage der Akus­tik. „Ist das eine gute Akus­tik im Saal, da unsere Sän­ge­rin­nen und Sän­ger unver­stärkt sin­gen? Ergänzt sich dies mit dem Orches­ter­gra­ben?“, fragt die Direk­to­rin. Anschei­nend wur­den alle Fra­gen im Sinne des Ensem­bles geklärt.

Seit ges­tern beriet ein 25-köp­fi­ges Gre­mium in der Rhein­ter­rasse über die Zukunft und Ent­wick­lung des Stand­or­tes „Alter Kauf­hof“. Her­aus­ge­kom­men ist ein Ent­wurf, der archi­tek­to­nisch man­nig­fal­tige Inter­pre­ta­tio­nen zulässt und für die nächs­ten Jahr­zehnte – wenn der Rat die­sem Ent­wurf zustimmt – die Innen­stadt bestim­men und ver­än­dern, wenn nicht sogar umkrem­peln wird.

Far­wick bezeich­net den Sie­ger­ent­wurf als modern, mar­kant und zugleich maß­voll. Die Archi­tek­tur umfasst drei Bau­kör­per, die sich sen­si­bel an den städ­te­bau­li­chen Kon­text anpas­sen und das große Volu­men des Pro­jekts geschickt glie­dern. Pan­ora­ma­fens­ter, Dach­ter­ras­sen und ein zen­tral gele­ge­nes öffent­li­ches Forum ver­lei­hen dem Gebäude „eine hohe Aufenthaltsqualität“.

Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wird der „dritte Ort“ – eine kon­sum­freie, frei zugäng­li­che Ein­gangs­zone, die Begeg­nung, Offen­heit und städ­ti­sches Leben im Erd­ge­schoss för­dern soll. Der Ent­wurf über­zeuge zudem, so Far­wick, durch seine Funk­tio­na­li­tät: Büh­nen­tech­nik, Säle, Pro­ben­räume und wei­tere Berei­che seien durch­dacht ange­ord­net und erfüll­ten die viel­fäl­ti­gen Anfor­de­run­gen des Opernbetriebs.

Mit sicht­ba­rer Zufrie­den­heit ver­kün­det Bau­herr und Ober­bür­ger­meis­ter Ste­phan Kel­ler den Sie­ger. Er spricht von einem Ent­wurf, der „archi­tek­to­ni­sche Qua­li­tät mit Zukunfts­vi­sion“ ver­binde – exakt jener Anspruch, den er selbst für das gesamte Pro­jekt for­mu­liert habe.

Dabei ver­liert er die ande­ren Fina­lis­ten nicht aus dem Blick. Seine Wert­schät­zung für das „ins­ge­samt sehr hohe Niveau“ der Bei­träge wirkt wie ein bewuss­ter Hin­weis dar­auf, dass Düs­sel­dorf sich als inter­na­tio­nale Kul­tur­stadt auf Augen­höhe begreift.

Das neue Opern­haus soll ein Ort wer­den, der Stadt­land­schaft, Innen­stadt­le­ben, kul­tu­relle Iden­ti­tät und gesell­schaft­li­che Offen­heit neu zusam­men­denkt. Kel­ler for­mu­liert es als Prin­zip: Die Oper soll „ein offe­nes und ein­la­den­des Haus der Kul­tur“ sein – ein Ort, der Kunst und All­tag, Hoch­kul­tur und Bil­dung, Pro­fis und Nach­wuchs zusammenführt.

Dass erst­mals Oper, Bal­lett, die Clara-Schu­mann-Musik­schule und die Musik­bi­blio­thek unter einem Dach zusam­men­kom­men, bezeich­net er als „ein­zig­ar­tig“ und „zukunfts­wei­send“.

Noch kurz zum Wett­be­werbs­sie­ger: Die Skan­di­na­vier kre­ierten die Oper in Oslo, die Biblio­thek in Alex­an­dria und die nor­we­gi­sche Bot­schaft in Ber­lin. Neben­bei ent­war­fen sie die Rück­seite der nor­we­gi­schen Geldscheine.

Aller­dings ist der Gewin­ner des Wett­be­werbs, der die Oper in Oslo, die Biblio­thek in Alex­an­dria und die nor­we­gi­sche Bot­schaft in Ber­lin ent­warf – und so ganz neben­bei die Rück­seite der nor­we­gi­schen Geld­scheine –, viel­leicht doch nicht der end­gül­tige Sieger.

Denn inner­halb der nächs­ten Wochen wer­den „ver­ga­be­recht­li­che Ver­hand­lun­gen mit allen vier Sie­gern geführt, mit dem Ziel, das wirt­schaft­lichste Ange­bot zu ermit­teln“, so die Stadt in einer Mit­tei­lung. Schließ­lich sol­len die Bau­kos­ten die Mil­li­ar­den­grenze nicht überschreiten.

Nächs­tes Jahr soll über den Gene­ral­pla­ner ent­schie­den wer­den. Aus­füh­rungs- und Finan­zie­rungs­be­schluss sind für 2028 geplant.

In den kom­men­den Wochen und Mona­ten wird sich zei­gen, ob die neue Rhein­oper das glei­che Schick­sal erfährt wie der Rhein­ufer­tun­nel. Erst ver­pönt und ver­spot­tet oder als Mil­lio­nen­grab ver­schrien, ist die­ses Bau­werk aus der Stadt nicht mehr weg­zu­den­ken. Die Stadt öff­nete sich zum Fluss.

Viel­leicht öff­net sich die neue Oper der Stadt­ge­sell­schaft – was der alten Oper an der Hein­rich-Heine-Allee ver­wehrt war. Aber diese Par­ti­tur wird erst noch geschrie­ben. Kako­pho­nie nicht ausgeschlossen.

Am 18. Novem­ber wird der Ent­wurf der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert. Bis zum heu­ti­gen Tag hät­ten sich bereits 1.000 Men­schen ange­mel­det, sagte OB Kel­ler. Die Oper bewegt – auch zukünftig.

Die Plat­zie­run­gen:

  1. Platz: Snoe­hetta, Oslo

  2. Platz: HPP Archi­tek­ten GmbH, Köln/Düsseldorf

  3. Platz: kis­ter scheit­hauer gross archi­tek­ten GmbH, Köln; Stu­dio Gang Archi­tects, Chicago

  4. Platz: wulf archi­tek­ten, Stuttgart

Nach der Sitzung des Preisgerichts im Wettbewerb für das

Nach der Sit­zung des Preis­ge­richts im Wett­be­werb für das “Opern­haus der Zukunft” (v.l.): Alex­an­dra Stam­pler-Brown, Geschäfts­füh­rende Direk­to­rin der Oper am Rhein, Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, Miriam Koch, Bei­geord­nete für Kul­tur und Inte­gra­tion, sowie Archi­tekt und Stadt­pla­ner Hei­ner Far­wick, Vor­sit­zen­der des Preis­ge­richts, mit dem Modell des Sie­ger­ent­wurfs. © Lokalbüro