Von Chris­tof Roche
„Die zum 1. Januar 1975 in Nord­rhein-West­fa­len durch­ge­führte Gebiets­re­form, bei der die Zahl der Gemein­den für eine schlan­kere Ver­wal­tung dras­tisch redu­ziert wurde, hat sich bewährt.“ Das sagte NRW-Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul bei sei­ner Begrü­ßungs­rede auf der Ver­an­stal­tung Ciao Anger­land, die auf Schloss Lin­nep an die kom­mu­nale Neu­glie­de­rung vor 50 Jah­ren erin­nerte. Reul machte auch deut­lich, am Sta­tus quo nichts ändern zu wol­len. Es gebe in der Lan­des­re­gie­rung keine Über­le­gun­gen, noch ein­mal ein sol­ches Pro­jekt anzustoßen.

NRW-Innenminister Herbert Reul und Moderator Christian Pannes © Gabi Schreckenberg

Der Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler hob her­vor, NRW sei bei der Gebiets­re­form wesent­lich effi­zi­en­ter vor­ge­gan­gen als etwa die gro­ßen Flä­chen­staa­ten Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg: „NRW hat als bevöl­ke­rungs­stärks­tes Land deut­lich weni­ger Gemein­den als die bei­den Län­der im Süden Deutsch­lands.“ Ratin­gens Bür­ger­meis­ter Klaus Pesch, der zusam­men mit Kel­ler von Mode­ra­tor Chris­tian Pan­nes inter­viewt wurde, ver­wies in die­sem Zusam­men­hang auf Rhein­land-Pfalz, wo es eine Gemeinde gebe mit gerade ein­mal 16 Ein­woh­nern. „Es ist schon schwie­rig, es dort nicht in den sechs­köp­fi­gen Gemein­de­rat zu schaf­fen“, wit­zelte Pesch.

Kel­ler hob in der Dis­kus­sion noch ein­mal her­vor, Deutsch­land hinke in der digi­ta­len Ver­wal­tung ande­ren Län­dern erheb­lich hin­ter­her: „Schlechte Ver­wal­tungs­pro­zesse zu digi­ta­li­sie­ren, hat die Ver­wal­tung nicht bes­ser gemacht.“ Der Düs­sel­dor­fer OB setzt für eine effi­zi­en­tere Ver­wal­tung in der Zukunft auf künst­li­che Intel­li­genz. Diese habe das Poten­zial, Abläufe neu zu struk­tu­rie­ren und dabei Pro­zess­schritte zu über­sprin­gen. „Ich hoffe, dass wir damit in der digi­ta­len Ver­wal­tung den Anschluss wiederherstellen.“

Laut Kel­ler müss­ten die bestehen­den Gebiets­kör­per­schaf­ten beim Ein­satz von KI nicht ange­passt wer­den. Wich­tig sei aber, die Pro­bleme dort anzu­pa­cken und zu lösen, wo sie anfie­len. Er ver­wies in die­sem Zusam­men­hang auf die seit 15 Jah­ren anhal­tende Dis­kus­sion, den Kai­sers­wert­her Markt zu ver­schö­nern. Das sei ein Pro­jekt, das eigent­lich von der Bezirks­ver­tre­tung 05 im Nor­den der Stadt ent­schie­den wer­den sollte – und nicht von der Stadt Düs­sel­dorf, so Keller.

Die Initia­tive Ciao Anger­land wurde von den Hei­mat- und Bür­ger­ver­ei­nen der ehe­ma­li­gen Gemein­den des Amts Anger­land ins Leben geru­fen, das vor 50 Jah­ren auf­ge­löst wurde. Dabei wur­den die Gemein­den Witt­laer, Kal­kum und Anger­mund nach Düs­sel­dorf ein­ge­mein­det, die Gemein­den Breit­scheid, Egger­scheidt, Hösel und Lin­torf mit Ratin­gen zusam­men­ge­legt. Im Zen­trum der Initia­tive steht eine Aus­stel­lung, um die Beweg­gründe für die Reform und die Stim­mung der Zeit einzufangen.

Außer­dem wurde eine Fahr­rad­karte erstellt, die in der Form eines Schmet­ter­lings den Umriss des Anger­lands nach­zeich­net und auf die Sehens­wür­dig­kei­ten in den Gemein­den hin­weist. Die Aus­stel­lung wie auch die Fahr­rad­karte wur­den auf dem gut besuch­ten Bür­ger­fest auf Schloss Lin­nep erst­mals prä­sen­tiert. Die Aus­stel­lung „wan­dert“ jetzt in die betei­lig­ten Gemein­den. Den Auf­takt machen Witt­laer und Kal­kum gemein­sam am 25. Mai im Wein­hof in Witt­laer (14:00 bis 17:00 Uhr).

Für beste Stim­mung auf dem Bür­ger­fest Ciao Anger­land sorg­ten neben dem unter­halt­sa­men Polit­talk ein Fahr­rad­künst­ler, die Dudel­sack­spie­ler der Band „Rhine Area Pipes & Drums“ sowie das Spiel­mo­bil der Stadt Ratingen.