Das Archiv­bild zeigt die Teil­neh­mer an der Mobi­lity Chall­enge beim Auftakt,©Archivfoto: Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf, Ingo Lammert

 

Vier Wochen ohne eige­nes Auto haben die Offen­heit gegen­über alter­na­ti­ven Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten gefördert

Trotz man­cher Schwie­rig­kei­ten beim Umstieg auf alter­na­tive Ver­kehrs­mit­tel bli­cken alle 20 Teil­neh­mer posi­tiv auf die Mobi­lity Chall­enge im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res zurück: Über­ein­stim­mend erklär­ten sie, dass sie in Zukunft so oft wie mög­lich auf das eigene Auto ver­zich­ten wol­len. Ein Teil­neh­mer hatte sei­nen Pri­vat­wa­gen sogar noch wäh­rend der Chall­enge ver­kauft. Dies ist die Bilanz nach der Mobi­lity Chall­enge Düs­sel­dorf, zu der die Stadt auf­ge­ru­fen hatte. Die Her­aus­for­de­rung bestand für die Prot­ago­nis­ten darin, vier Wochen lang auf das eigene Auto zu ver­zich­ten und Alter­na­ti­ven auszuprobieren.

“Die­ses Fazit bestä­tigt uns und unsere Ziel­set­zung, eine Viel­falt von mög­lichst ein­fach nutz­ba­ren Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten für unter­schied­li­che Ziel­grup­pen zu schaf­fen. Die aus­führ­li­chen Rück­mel­dun­gen der Men­schen, die die Her­aus­for­de­rung ange­nom­men hat­ten, ist für uns sehr wert­voll und hilf­reich. So wis­sen wir, wo wir anset­zen müs­sen, um das Ange­bot wei­ter zu ver­bes­sern, damit die Men­schen moti­viert wer­den, ihr Mobi­li­täts­ver­hal­ten nach­hal­ti­ger zu gestal­ten und neue Mobi­li­täts­an­ge­bote aus­zu­pro­bie­ren”, erklärt Mobi­li­täts­de­zer­nent Jochen Kral.

Vor­aus­set­zun­gen zur “Chall­enge”
Ange­spro­chen wor­den waren Düs­sel­dor­fer ab 18 Jah­ren, die in den Stadt­tei­len Bilk, Unter­bilk und Fried­rich­stadt woh­nen und bis­lang regel­mä­ßig ein Auto nut­zen. Aus den mehr als 90 Bewer­bun­gen hat das Amt für Ver­kehrs­ma­nage­ment 20 aus­ge­wählt. Dabei wurde dar­auf geach­tet, dass sie einen Quer­schnitt der Bevöl­ke­rung abbil­den. Teil­ge­nom­men haben Frauen und Män­ner zwi­schen 18 und 69 Jah­ren, Sin­gles, Paare mit und ohne Kin­der sowie Allein­er­zie­hende. Ihre Her­aus­for­de­rung bestand darin, das eigene Auto einen Monat lang ste­hen zu las­sen und alter­na­tive Mobi­li­täts­an­ge­bote zu nut­zen. Die Teil­neh­men­den erhiel­ten dazu ein Bud­get in Höhe von 250 Euro. Dies ent­spricht den durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Gesamt­kos­ten eines Klein­wa­gens pro Person.

Vor der Challenge
Bei der Auf­takt­ver­an­stal­tung am 19. Sep­tem­ber 2022 im Düs­sel­dor­fer Rat­haus lern­ten sich die Teil­neh­men­den ken­nen. Sie erhiel­ten eine Mobi­li­täts­box mit wich­ti­gen Infos zur Chall­enge, unter ande­rem zu den erlaub­ten Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten wie ÖPNV, Sha­ring- und Miet-Ange­bote, eige­nes Fahr­rad oder Fahr­dienste, zur Funk­tion der Mobi­li­täts­sta­tio­nen und zur Nut­zung der Redy-App der Rhein­bahn. Vor der Chall­enge war das Auto das meist­ge­nutzte Ver­kehrs­mit­tel der 20 aus­ge­wähl­ten Men­schen. Aller­dings hat­ten auch bereits 70 Pro­zent von ihnen Erfah­run­gen mit Sha­ring-Ange­bo­ten gemacht, am häu­figs­ten mit E‑Scootern und (E-)Autos.

Wäh­rend der Challenge
Die Teil­neh­men­den haben wäh­rend des Akti­ons­mo­nats ein digi­ta­les Mobi­li­täts­ta­ge­buch geführt. Darin doku­men­tier­ten sie ihre Wege und Fahr­ten. Zudem beant­wor­te­ten sie Fra­ge­bö­gen. Es gab zudem Bonus­auf­ga­ben, die durch das Ange­bot der Mobi­li­tät­s­ta­tio­nen erfüllt wer­den konn­ten. Jeweils frei­tags war ein “Feed­back-Tag”, um die Woche ohne eige­nes Auto zu bewerten.

Das Ergeb­nis
Trotz eini­ger Höhen und Tie­fen war die Stim­mung wäh­rend der gesam­ten Chall­enge ins­ge­samt gut. Noten zwi­schen 1,5 und 2,5 ver­ga­ben die Chall­enge-Teil­neh­mer — wobei es bei bei denen ohne Vor­er­fah­rung mit Sha­ring-Ver­kehrs­mit­teln in der zwei­ten Woche zu einem leich­ten Stim­mungs­ein­bruch kam. Ins­ge­samt 538 Fahr­ten und Wege wur­den in den Tage­bü­chern erfasst, die nor­ma­ler­weise mit dem Auto zurück­ge­legt wor­den wären und kos­ten­pflich­tige Mobi­li­täts­an­ge­bote waren. Fahr­ten zur Arbeit oder Aus­bil­dung wur­den am häu­figs­ten ersetzt. Die meiste Mobi­li­tät fand im eige­nen Quar­tier statt. Meist wur­den Busse und Bah­nen (45 Pro­zent) als Ersatz­ver­kehrs­mit­tel zum Auto genutzt, gefolgt vom Car-Sha­ring (16 Prozent).

Um neue Mobi­li­tät aus­zu­pro­bie­ren, nutz­ten die Teil­neh­men­den auch die — zeit­nah vor und wäh­rend der Chall­enge eröff­ne­ten — Mobi­li­täts­sta­tio­nen am Frie­dens­plätz­chen und am Kirch­platz in Unter­bilk. Dort tes­te­ten die meis­ten von ihnen erst­mals das Las­ten­rad-Sha­ring. Dabei mach­ten sie ganz unter­schied­li­che Erfah­run­gen, wie die Ein­träge in den Tage­bü­chern doku­men­tie­ren. So stand bei einem Teil­neh­men­den das Las­ten­rad trotz Reser­vie­rung nicht zur Ver­fü­gung, Fami­lien stell­ten fest, dass es für grö­ßere Ein­käufe nicht das Auto erset­zen konnte, da es zu wenig Platz bie­tet und bei meh­re­ren Erle­di­gun­gen die Trans­port­box nicht abge­schlos­sen wer­den konnte, um die ent­hal­te­nen Ein­käufe zu sichern. Andere dage­gen waren ange­tan von der Fahrt mit dem Las­ten­rad und hat­ten Spaß an ihren Einkaufstouren.

Nach der Challenge
Die Mobi­li­täts­kos­ten im Akti­ons­mo­nat lagen durch­schnitt­lich bei 166 Euro pro Teil­neh­mer und damit unter dem bereit­ge­stell­ten Bud­get von 250 Euro. Damit waren die Kos­ten gerin­ger als in einem ver­gleich­ba­ren Monat, bei dem das eigene Auto regel­mä­ßig genutzt wird. Aller­dings ver­zich­te­ten die Teil­neh­men­den wäh­rend der Chall­enge auf einige Fahr­ten, bei­spiels­weise auf Aus­flüge ins Umland. Gene­rell haben die Teil­neh­men­den laut der Aus­wer­tung des Amtes für Ver­kehrs­ma­nage­ment die Chall­enge dazu genutzt, ihr eige­nes Mobi­li­täts­ver­hal­ten lang­fris­tig zu über­den­ken. Sie haben fest­ge­stellt, dass es in ihren Stadt­tei­len (Bilk, Unter­bilk, Fried­rich­stadt) aus­rei­chend Ange­bote gibt, um auf das eigene Auto zu ver­zich­ten. So erwä­gen zwei wei­tere Teil­neh­mer eben­falls, ihren Pkw zu ver­kau­fen. Andere ver­wei­sen auf Situa­tio­nen, die im All­tag ohne eige­nen Wagen schwie­rig sind: der Trans­port von Gütern, beson­ders spon­tane Fahr­ten außer­halb von Düs­sel­dorf sowie die Mobi­li­tät mit Kin­dern. In die­sem Zusam­men­hang wird beklagt, dass es in vie­len Car­sha­ring-Fahr­zeu­gen keine Kin­der­sitze gibt.

Pro­jekte, die die Erkennt­nisse der Mobi­lity Chall­enge aufgreifen
Obwohl die Aus­wer­tung der Mobi­lity Chall­enge nur auf Daten und Erkennt­nis­sen von 20 Per­so­nen zurück­grei­fen kann, bie­ten die Ergeb­nisse Ein­bli­cke in die unter­schied­li­chen Mobi­li­täts­an­for­de­run­gen. “Die Wün­sche und Anre­gun­gen der Teil­neh­men­den wer­den nun von uns in einer Reihe von kon­kre­ten Pro­jek­ten auf­ge­grif­fen: Beim Rad­ver­kehr steht die Ein­rich­tung von Rad­leit­rou­ten im Fokus, ebenso wie der Aus­bau des Rad­haupt­net­zes. Der Bau von acht wei­te­ren Fahr­rad­sam­mel­schließ­an­la­gen ist ebenso geplant wie die Auf­stel­lung zusätz­li­cher Las­ten­fahr­rad­bü­gel”, erklärt Katha­rina Metz­ker, Lei­te­rin des Amtes für Verkehrsmanagement.

Nach der Eröff­nung von acht Mobi­li­täts­sta­tio­nen im Jahr 2022 geht es nun an die Pla­nung für 18 wei­tere Sta­tio­nen in den Stadt­tei­len Pem­pel­fort, Deren­dorf und Golz­heim sowie die Ein­rich­tung jeweils einer Sta­tion in Ben­rath und in Rath. Ziel ist der Bau von 100 Sta­tio­nen bis zum Jahr 2030. Wie bei der Chall­enge soll neue Mobi­li­tät an Akti­ons- und Eröff­nungs­ta­gen aus­pro­biert wer­den kön­nen. Busse und Bah­nen sol­len mit dem Pro­jekt Rhein­takt attrak­ti­ver und pünkt­li­cher wer­den. 13 neue Bike-and-Ride-Anla­gen in Düs­sel­dorf und Meer­busch sind geplant. Die Redy-App der Rhein­bahn soll um wei­tere Anbie­ter ergänzt wer­den. Nach den Hin­wei­sen wäh­rend der Mobi­lity Chall­enge zum Las­ten­rad-Auto­ma­ten ist die Ser­vice-Hot­line nun 24 Stun­den erreich­bar. Geprüft wird der Ein­bau von Kin­der­sit­zen und abschließ­bare Transportboxen.

Die Aktion Mobi­lity Chall­enge ist Teil des För­der­pro­jekts “Emis­si­ons­freie Innen­stadt Düs­sel­dorf”. Ziel ist die Redu­zie­rung der Emis­si­ons­be­las­tung in der Innen­stadt durch eine gezielte Kom­bi­na­tion von Projekten.