Fliese mit Heu­schre­cke und Wei­zen­äh­ren, Fay­ence, Ent­wurf: Rafael Bord­alo Pin­heiro (1846–1905), Fábrica de Fai­an­ças das Cal­das da Rainha, Por­tu­gal, um 1902,©Hetjens – Deut­sches Kera­mik­mu­seum, Foto: H. Kol­berg, Neuss

 

Das Het­jens – Deut­sches Kera­mik­mu­seum, Schul­straße 4, wid­met seine neue Aus­stel­lung der Flie­sen­kunst der Ibe­ri­schen Halb­in­sel aus dem 16. bis 20. Jahr­hun­dert mit dem Fokus auf die Ent­wick­lung in Por­tu­gal, ergänzt um aus­ge­wählte Flie­sen aus den isla­mi­schen Kul­tur­krei­sen sowie den Nie­der­lan­den. Die Eröff­nung fin­det am Mitt­woch, 8. März 2023, um 18.30 Uhr statt.

Die Azu­le­jos, kunst­voll bemalte und far­big gla­sierte Wand­flie­sen, fas­zi­nie­ren seit über 500 Jah­ren durch ihre Leucht­kraft und das ein­drucks­volle Zusam­men­spiel mit der Archi­tek­tur. Sie schmü­cken Innen­räume, Gar­ten­an­la­gen und man­cher­orts sogar ganze Außenfassaden.

Die ers­ten Auf­trag­ge­ber waren bedeu­tende Per­sön­lich­kei­ten aus Kle­rus und Adel, die Kir­chen, Kathe­dra­len und Paläste mit Flie­sen aus­stat­ten lie­ßen. Der por­tu­gie­si­sche König Manuel I. (1469–1521) war der­art beein­druckt von den Flie­sen­de­ko­ra­tio­nen, die er wäh­rend sei­ner Auf­ent­halte in Spa­nien ken­nen­ge­lernt hatte, dass er für die könig­li­che Som­mer­re­si­denz in Sin­tra umfang­rei­che Bestel­lun­gen ver­schie­de­ner Azu­le­jos in Auf­trag gab. Zum Teil bis heute erhal­ten, sind sie Zeu­gen der eins­ti­gen Pracht der archi­tek­to­ni­schen Dekoration.

Der Begriff Azu­lejo ent­wi­ckelte sich aus dem Ara­bi­schen Al zulej, was so viel wie klei­ner polier­ter Stein bedeu­tet, und sich ursprüng­lich auf die römisch-byzan­ti­ni­schen Mosai­ken des Vor­de­ren Ori­ents und Nord­afri­kas bezog. Mit der isla­mi­schen Expan­sion und der Erobe­rung wei­ter Teile der Ibe­ri­schen Halb­in­sel ent­stand das ara­bisch-mau­ri­sche Herr­schafts­ge­biet al-Anda­lus (711‑1492), das knapp 800 Jahre lang die Kul­tur und Spra­che der Region prägte. Die­ser Ein­fluss zeigte sich auch in der Bau­kunst, in der kera­mi­sche Flie­sen mit farb­kräf­ti­gen geo­me­tri­schen Deko­ren als Wand­ver­klei­dung Ver­wen­dung fan­den. Die tra­di­tio­nelle und äußerst auf­wen­dige Her­stel­lungs­me­thode aus ein­zel­nen Mosa­ik­stü­cken wurde ver­ein­facht, indem das Mus­ter fortan auf einer ein­zel­nen Fliese zusam­men­ge­fasst wurde.

Spa­ni­sche Han­dels- und Her­stel­lungs­zen­tren waren Sevilla, Málaga, Toledo und Valen­cia, von wo aus die spa­nisch-mau­ri­schen Flie­sen ab dem 15./16. Jahr­hun­dert auch nach Por­tu­gal gelangten.

Inspi­riert durch unter­schied­li­che kul­tu­relle und ästhe­ti­sche Ein­flüsse aus Spa­nien, Ita­lien und den Nie­der­lan­den ent­wi­ckel­ten sich im Laufe der Jahr­hun­derte in Por­tu­gal eigene künst­le­ri­sche Aus­drucks­for­men. So beschrieb der in preu­ßi­schen Diens­ten ste­hende Diplo­mat und Kunst­mä­zen Atha­na­sius Rac­zyn­ski (1788–1874) die Azu­le­jos in sei­ner Schrift über die Künste Por­tu­gals als cha­rak­te­ris­ti­sches Ele­ment der Archi­tek­tur und wich­ti­gen Bestand­teil der por­tu­gie­si­schen Kultur.

Rah­men­pro­gramm
Füh­run­gen fin­den jeweils sams­tags, am 8. April, 6. Mai und 26. August um 11 Uhr statt.
Sams­tag 18. März, 11.15–13.15 Uhr und 14–16 Uhr: Kurz­füh­rung + Work­shop “Far­ben im Qua­drat — Gestal­tung von Flie­sen nach his­to­ri­schen Vor­bil­dern”. Nach einer kur­zen Ein­füh­rung in die Flie­sen­pro­duk­tion auf der Ibe­ri­schen Halb­in­sel kön­nen die Teil­neh­men­den indi­vi­du­elle Dekor­flie­sen mit mau­risch beein­fluss­ten Mus­tern gestal­ten. Die Kera­mik­ma­le­rin Şerife Durgu steht dabei zur Seite. Zu ent­rich­ten ist ein Bei­trag von 19 Euro pro Per­son, inklu­sive Mate­rial. Eine Anmel­dung an der Kasse ist erforderlich.

Wei­tere Ter­mine auf der Het­jens Web­site unter www.duesseldorf.de/hetjens/veranstaltungskalender

Extra-Ver­an­stal­tung am Mitt­woch, 21. Juni, 18 Uhr: Con­ví­vio — Por­tu­gie­si­scher Abend:
Der Juni ist in Por­tu­gal der Monat der Volks­hei­li­gen, die mit gro­ßen Umzü­gen und Fes­ten im gan­zen Land gefei­ert wer­den. Das Het­jens lädt zu einem por­tu­gie­si­schen Abend mit lan­des­ty­pi­scher Musik, por­tu­gie­si­schen Wei­nen und einer Kurz­füh­rung ein.