Von Manfred Fammler
Beste Freunde werden der Düsseldorfer Hoppeditz und der neugewählte amerikanische Präsident wohl nicht mehr. In seiner Rede zum Beginn der närrischen Jahreszeit ließ die Gallionsfigur des Karnevals kein orangefarbenes Haar am 78-Jährigen – wie immer schon. „Redenrecycling“, lautete demnach Oberbürgermeister Stephan Kellers Vorwurf in seiner Antwort. Doch stimmte das?
Mit einer ondulierten Haartolle à la „President-elect“ statt Narrenmütze stieg Tom Bauer aus seinem Senftopf und legte im besten Denglisch sofort los. „Hello Krauts, hello people… Trari Trara / der Arsch mit den Ohren is´ widder da.“ Dabei zählte er genüsslich die Eigenschaften des 47. US-Präsidenten auf: „Denn wenn ich what can, dann can I petze / diskriminiere, beschimpfe und hätze / I can bedröje, I can deale, un faken; un pack any woman dahin where I will / und meckert die, make I mit Dollars still.“ Natürlich konnte auch der Hoppeditz die Zukunft der Ukraine nach dem Zeitenwechsel nicht vorhersehen, doch wenig Hoffnung versprühte der närrische Hoffnungsträger trotzdem: „Mit Selenski I make no long Geschiss / Ukraine, die verkauf ich an Putin, un dann hammer peace.“
Nach diesem weltpolitischen Ausflug startete der Hoppeditz – nach einem weiteren Schlenker über die internen Querelen beim Comitee Düsseldorfer Carneval bei der Suche nach einem neuen CC-Präsidenten – die Attacke auf die aktuelle Rathauspolitik, allen voran auf den Verwaltungschef. „Du brauchst nicht glauben, dass ich dir ein Loblied hier sing / denn du bekommst hier heut´ kein ‚Bling-Bling‘.“ Dabei biss sich Tom Bauer an zwei großen Themen fest. Zum ersten die Gaslaternen, die Keller versprach, auf energiesparende LED-Leuchten umzurüsten – ein Vorhaben, das der Denkmalschutz erst einmal einkassierte. „Gaslicht muss bleiben, weil gewiss / dies hier ein echtes Denkmal is‘“, rief der Hoppeditz OB Keller zu. Nächster Zankapfel: der Opernneubau, den der Hoppeditz, wenn überhaupt, gerne am alten Standort gesehen hätte, sprich an der Heinrich-Heine-Allee. So gehöre die „Traviata-Hütte“ nicht in den Kaufhof, sondern in die Mitte, wobei die Frage nach den Kosten auch den Senftopfeinsiedler beschäftigt. „Die Brücken, sie bröckeln, der Wohnraum zu teuer / meistens rückläufig die Gewerbesteuer (…) Ja, wäre das nicht besser, wir nutzten die Kohle / Für ach so viel Sachen, den vielen zum Wohle.“
Diesen Vorwurf ließ OB Stephan Keller nicht unbeantwortet. Er verwies auf die Mutlosigkeit vieler Städte, in die Zukunft zu investieren. „Wir bauen hier in Düsseldorf ganz gegen jeden Trend: / Radwege, Schulen, Brücken, Tunnel – hast du das verpennt? / Auch Wohnungen entstehen hier, daran wird nicht gespart! / 140 Millionen Euro stellt die Stadt dafür parat! Und unsere neue Oper, die wird auch ein Glanzpunkt sein, / Kultur ist wichtig für die Stadt – für Alt, Jung, Groß und Klein!“ Dabei verwies er auf den „Glücksatlas“, wonach Düsseldorf vorne liege. „Und nun zu deinem Dauerbrenner, unseren Gaslaternen: Dass Gassparen echt wichtig ist, muss der Denkmalschutz noch lernen. / Jetzt liegt’s bei der Ministerin, mal schauen, wie sie entscheidet, / wenn sie Latääne pitsche geht, muss ich sie nicht begleiten“, sprach’s und lud den Senftopfmieter ins Rathaus ein, wo sie mit CC-Präsident Lothar Hörning im neuen roten CC-Vorstandsgehrock einträchtig mit einem Glas Altbier aufs Jubiläumsjahr anstießen. „200 Johr – Hütt on wie et wör.“
Mittlerweile hatte auch das Wetter ein Einsehen und die Sonne schien. Gleichwohl füllten sich langsam die Kneipen und Lokale in der Altstadt zum fröhlichen Karnevalsauftakt.
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