
Ulrich Rüther, Marion Abshof de Cals und Peter Feuser (v.l.n.r.) betreuen das „Närrische Postamt“ und die Ausstellung. © LB / Olaf Oidtmann
Von Manfred Fammler
Wer kennt schon Wasungen? Seit jüngster Zeit kennt es jeder Düsseldorfer Karnevalist. Denn dieses rund 5.400 Einwohner zählende Städtchen in Thüringen verhinderte eine Sonderbriefmarke zum 200. Geburtstag.
Wasungen erhebt nämlich den Anspruch, bereits vor 500 Jahren Karneval gefeiert zu haben, was der Post einen philatelistischen Gruß über 1,10 Euro wert ist und in diesem Monat auf den Markt kommt – also 2025. Wenn dem mal nicht eine Täuschung zugrunde liegt. Allerdings wird diese Niederlage sportlich genommen. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, legten die Düsseldorfer selbst los. Unterstützt von den „Zackigen Neanderthalern“ und den „Briefmarkenfreunden Düsseldorf“ entwarfen die Rheinländer eine eigene „Briefmarke individuell“ – so der bürokratische Begriff –, die zwar nicht von der Post herausgegeben, aber von ihr gedruckt wird und als offizielles Zahlungsmittel anerkannt ist.
Die Sondermarke mit dem Hoppeditz gibt es exklusiv im Haus des Karnevals an der Zollstraße und hat einen Wert von 95 Cent. Ab jetzt wird’s tricky. Im Haus des Karnevals können Briefe oder Karten mit der Marke direkt bei der Postannahmestelle aufgegeben werden. Denn nur dort ist mit absoluter Sicherheit gewährleistet, dass die Sendung mit dem Düsseldorfer Sonderstempel versehen wird. Die Briefmarke kann natürlich auf jeden Brief geklebt und in jedem beliebigen Briefkasten eingeworfen werden, dort erhält sie jedoch nicht den Sonderstempel der Düsseldorfer Narretei. Soweit, so gut. Allerdings muss sich der Käufer auf Mehrkosten einstellen. Die Post lässt sich diese Nettigkeit nämlich zusätzlich pro Wertmarke vergüten, sodass der Preis der Jubiläumsbriefmarke 1,50 Euro beträgt.
Und noch ein wertvoller Hinweis: Der Poststempel – den es, wie gesagt, nur im Haus des Karnevals gibt – ist datiert auf den 14. Februar 2025, also das taggenaue Geburtstagsdatum, exakt 200 Jahre nach dem historischen Ereignis. Dieser Stempel ist aber nur bis zum 13. März 2025 gültig. Danach muss der Empfänger entweder Nachporto zahlen oder die Sendung geht zurück an den Absender. Die Briefmarke an sich behält allerdings ungestempelt ihren Wert.
Für Marion Abshof de Cals von den Briefmarkenfreunden Düsseldorf gilt dann der 14. März als Stichtag. Die drei angefertigten Sonderstempel, die in einem Tresor im oberpfälzischen Weiden schlummern, sollen nach diesem Datum zerstört werden. „Ich werde versuchen, wenigstens einen für das Karnevalsmuseum zu retten“, hofft die leidenschaftliche Philatelistin, „das wird nicht einfach.“ Bis dahin wollen die Narren sowie die Briefmarken-Aficionados die Gesamtauflage von 1.000 Marken verkauft haben.
Doch zurück zur möglichen Thüringer Täuschung: Laut Ankündigung zum 488. Wasunger Karneval mit historischem Festumzug am 10. Februar 2024 wird der Karneval seit 1524 gefeiert. Die Ausstellung im örtlichen Stadtmuseum spricht ebenfalls von 1524. Selbst der damalige Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow, sprach auf der Jubiläumsveranstaltung „500 Jahre Wasunger Karneval“ im Februar 2024. Doch auf der Jubiläumsausgabe der 110-Cent-Briefmarke fehlt die mittelalterliche Zahl. Liegt in diesem Fall ein jecker Schwindel vor? Bei einer um ein Jahr verspäteten Jubiläumsbriefmarke hilft nur Humor und „jönne könne“. Allerdings sollte das CC den Thüringern angesichts dieser möglichen Mogelei eine kleben – und zwar die eigene Sonderbriefmarke auf einem Umschlag aus Düsseldorf, zugestellt in einer Retourkutsche.

Wasunger Karneval