Am Freitagabend wurden Besucher der Düsseldorfer Altstadt am Bolker Stern von einem ungewohnten Anblick überrascht: Polizeibeamte postierten sich am Ausgang der U‑Bahn-Station „Heinrich-Heine-Allee“, um Taschen zu kontrollieren. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war vor Ort und begleitete die Maßnahme. Im Mittelpunkt der Aktion stand die Durchsetzung der Waffenverbotszone, die seit Dezember 2021 an Wochenenden und Feiertagen in der Altstadt gilt.
Bereits nach rund 30 Minuten hatten die Beamten mehrere verbotene Gegenstände entdeckt – darunter ein Küchenmesser, ein Taschenmesser sowie mehrere Dosen Pfefferspray. Auch an anderen Hauptzugängen wie dem Grabbeplatz wurden Kontrollstellen errichtet. Die Polizei setzte dabei auf eine Kombination aus uniformierten Kräften und Zivilfahndern. Laut offiziellen Angaben können an solchen Abenden bis zu 10.000 Personen kontrolliert werden.
Bis Ende 2024 wurden insgesamt über 73.000 Personen im Rahmen der Waffenverbotszone überprüft. Dabei stellte die Polizei 569 Messer sowie 184 weitere Waffen sicher – darunter Schlagstöcke, Anscheinswaffen oder Reizgas. Allein im ersten Jahr nach Einführung, also 2022, fanden 17.191 Kontrollen statt, bei denen 349 verbotene Gegenstände entdeckt wurden. Davon entfielen 231 Fälle allein auf Düsseldorf.
Innenminister Reul betonte vor Ort, dass die Waffenverbotszone keine Wunder bewirken könne, aber dennoch ein wirksames Instrument zur Erhöhung der Sicherheit sei. Jeder sichergestellte Gegenstand sei potenziell eine Waffe weniger auf der Straße. Reul wies darauf hin, dass viele Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum spontan eskalieren – auch durch den Einsatz von Messern, die ohne klare Absicht mitgeführt werden.
Trotz des positiven Fazits gibt es auch kritische Stimmen. Besonders in der Anfangszeit berichteten Sozialarbeiter von Spannungen mit Jugendlichen, die sich durch häufige Kontrollen ungerecht behandelt fühlten. Derick Addy, der für die Initiative „kohleG“ in der Altstadt tätig ist, erinnerte sich an Situationen, in denen bestimmte Gruppen überproportional ins Visier geraten seien. Inzwischen habe sich die Zusammenarbeit mit der Polizei verbessert. Heute würden groß angelegte Kontrollen an den Hauptzugängen als fairer empfunden als wiederholte Einzelkontrollen im Getümmel.
Landesweit unterstreichen die Zahlen die Relevanz solcher Maßnahmen. Zwischen 2022 und 2023 stieg die Zahl der registrierten Messerangriffe in Nordrhein-Westfalen um mehr als 40 Prozent – von 2.479 auf 3.536 Fälle. Etwa die Hälfte der Tatverdächtigen war jünger als 21 Jahre, rund 45 Prozent hatten keine deutsche Staatsangehörigkeit.
Seit Oktober 2024 gelten verschärfte Regeln: In Waffenverbotszonen sind nun sämtliche Messer verboten, unabhängig von Klingenlänge oder Art. Außerdem darf die Polizei Personen auch ohne konkreten Verdacht kontrollieren – ein weiterer Schritt zur Durchsetzung der öffentlichen Sicherheit.
Am Freitagabend verlief der Einsatz ruhig. Es kam weder zu Zwischenfällen noch zu Beschwerden. Die Stimmung in der Altstadt blieb ausgelassen – trotz der sichtbaren Polizeipräsenz. Aus Sicht von Innenminister Reul ein Zeichen dafür, dass konsequente Maßnahmen auf breite Akzeptanz stoßen können, wenn sie verständlich kommuniziert und verhältnismäßig umgesetzt werden.
Update vom 14. Juni 2025:
Im Zeitraum von 20:00 Uhr bis in die frühen Morgenstunden des Samstags kontrollierten Einsatzkräfte über 8.700 Personen – insbesondere an den stark frequentierten U‑Bahn-Ausgängen wie dem Bolker Stern. Neben der Ansprache und oberflächlichen Abtastung der Passanten wurden Taschen und Rucksäcke in Augenschein genommen. In Einzelfällen erfolgten Durchsuchungen in eigens eingerichteten Durchsuchungszelten.
Die Bilanz: Insgesamt wurden 15 Messer sowie zwei Reizstoffsprühgeräte sichergestellt. Bei den Messern handelte es sich überwiegend um kleinere Klingen, darunter klassische Taschenmesser und Multifunktionstools. Darüber hinaus sprach die Polizei 37 Platzverweise aus und nahm vier Personen in Gewahrsam.
Trotz der umfangreichen Maßnahmen blieb die Lage laut Polizei weitgehend ruhig. Die Einsatzleitung sprach von einer überwiegend friedlichen und ausgelassenen Stimmung unter den Besuchern. Vereinzelte Streitigkeiten nach 01:00 Uhr konnten durch schnelles Eingreifen deeskaliert werden.
Die Polizei bewertet den Einsatz als erfolgreich. Er zeigt erneut, dass konsequente Kontrollen nicht nur zur Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben beitragen, sondern auch das subjektive Sicherheitsgefühl in der Altstadt stärken können.