Laudatorin Mona Neubaur Stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW
Preisverleihung an Wolfgang Roilshoven © Lokalbüro
Dankesrede Wolfgang Rolshoven © Lokalbüro

In einer bewe­gen­den Fei­er­stunde in der Syn­agoge der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf wurde am Don­ners­tag­abend Wolf­gang Rol­s­ho­ven, Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter der Lan­des­haupt­stadt, mit der Josef-Neu­ber­ger-Medaille 2025 aus­ge­zeich­net. Die Gemeinde wür­digte damit Rol­s­ho­vens lang­jäh­ri­ges Enga­ge­ment im Kampf gegen Anti­se­mi­tis­mus und sei­nen uner­müd­li­chen Ein­satz für jüdi­sches Leben in Düsseldorf.

Die Lau­da­tio hielt Mona Neu­baur, stell­ver­tre­tende Minis­ter­prä­si­den­tin von Nord­rhein-West­fa­len. Sie bezeich­nete Rol­s­ho­ven als „ver­läss­li­che Stimme der Hal­tung und Mensch­lich­keit“ und erin­nerte daran, dass die Aus­zeich­nung zugleich ein Auf­trag sei, in Zei­ten zuneh­men­der Hetze nicht zu schweigen.

Ein Leben im Dienst der Verständigung

Seit vie­len Jah­ren setzt sich Wolf­gang Rol­s­ho­ven, frü­he­rer Baas der Düs­sel­dor­fer Jon­ges, für den Dia­log zwi­schen jüdi­scher und nicht-jüdi­scher Bevöl­ke­rung ein. Bereits in sei­ner Amts­zeit pflegte er enge Kon­takte zur Jüdi­schen Gemeinde, initi­ierte gemein­same Ver­an­stal­tun­gen und unter­stützte Pro­jekte gegen Anti­se­mi­tis­mus – zuletzt mit der Spen­den­kam­pa­gne „Stoppt den Anti­se­mi­tis­mus“ und sei­ner Teil­nahme am Soli­da­ri­täts­lauf „Run for their Lives“.

Seit dem 1. Juli 2025 führt Rol­s­ho­ven die­ses Enga­ge­ment in neuer Funk­tion fort – als ehren­amt­li­cher Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter der Stadt Düs­sel­dorf.

„Anti­se­mi­tis­mus ist kein jüdi­sches Problem“

In sei­ner Dan­kes­rede sprach Rol­s­ho­ven ein­dring­lich über die besorg­nis­er­re­gende Zunahme anti­se­mi­ti­scher Vor­fälle, beson­ders seit dem Ter­ror­an­griff der Hamas auf Israel am 7. Okto­ber 2023. „Anti­se­mi­tis­mus ist kein jüdi­sches, son­dern ein gesell­schaft­li­ches Pro­blem – eine Krank­heit im Kopf, die geheilt wer­den muss“, sagte er.

Er warnte vor einer gefähr­li­chen Ent­wick­lung, in der Isra­el­hass, Boy­kott­auf­rufe und offene Feind­se­lig­keit gegen­über jüdi­schen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern wie­der zuneh­men. „Wenn ein Jude mit Kippa oder eine Mus­lima mit Kopf­tuch nicht sicher durch Düs­sel­dorf gehen kann, betrifft das uns alle“, mahnte Rolshoven.

Auf­ruf zur Zivilcourage

Rol­s­ho­ven rief dazu auf, recht­li­che und gesell­schaft­li­che Mit­tel kon­se­quent gegen Hass und Hetze ein­zu­set­zen. Ent­schei­dend sei jedoch der Mut der demo­kra­ti­schen Mitte: „Wir brau­chen einen Auf­stand der Anstän­di­gen – Men­schen, die laut, sicht­bar und mutig für unsere Werte eintreten.“

Er erin­nerte an die Aus­stel­lung „Düs­sel­dorf 1933“ in der Mahn- und Gedenk­stätte, die zeige, wie schnell Gleich­gül­tig­keit und Angst in auto­ri­täre Macht umschla­gen kön­nen. „Diese Aus­stel­lung ist nicht nur Erin­ne­rung, sie ist eine War­nung an uns alle“, betonte er.

Zei­chen der Verbundenheit

Rol­s­ho­ven dankte Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, dem Stadt­rat und der Lan­des­re­gie­rung NRW für ihre klare Hal­tung an der Seite Isra­els. Beson­ders freute er sich über ein neues Pro­jekt der Stadt: In der israe­li­schen Negev-Wüste soll in Koope­ra­tion mit dem Jüdi­schen Natio­nal­fonds ein Hain mit tau­send Bäu­men ent­ste­hen – als Sym­bol der Freund­schaft zwi­schen Düs­sel­dorf und Israel.

Eine Aus­zeich­nung mit Geschichte

Die Josef-Neu­ber­ger-Medaille wird seit 1991 von der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf ver­lie­hen. Sie erin­nert an den frü­he­ren nord­rhein-west­fä­li­schen Jus­tiz­mi­nis­ter und Gemein­de­vor­stand Josef Neu­ber­ger (1902–1977), der sich zeit­le­bens für Ver­stän­di­gung und jüdi­sches Leben engagierte.

Geehrt wer­den nicht-jüdi­sche Per­sön­lich­kei­ten, die sich in beson­de­rer Weise für die jüdi­sche Gemein­schaft ein­set­zen. Zu den bis­he­ri­gen Preis­trä­gern zäh­len unter ande­rem Johan­nes Rau, Angela Mer­kel, Rita Süss­muth, Die Toten Hosen und zuletzt Armin Laschet.

„Mut, Ver­ant­wor­tung und Haltung“

Rol­s­ho­ven nahm die Medaille „stell­ver­tre­tend für alle, die sich Tag für Tag gegen Anti­se­mi­tis­mus enga­gie­ren“ ent­ge­gen – für Lehr­kräfte, Initia­ti­ven, Kir­chen und Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die Hal­tung zeigen.

Zum Abschluss zitierte er die israe­li­sche Autorin Noa Tishby:
„Über die Poli­tik Isra­els zu dis­ku­tie­ren ist gesund – aber das Exis­tenz­recht Isra­els infrage zu stel­len, ist Antisemitismus.“

Mit einem ein­dring­li­chen „Am Israel Chai – Es lebe das Volk Israel“ been­dete Wolf­gang Rol­s­ho­ven seine Rede – unter lan­gem Applaus der Gäste.