Von Manfred Fammler
Der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller ist der Gewinner der Kommunalwahl. Er erhielt mit über 43 Prozent das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler. Bei der Stichwahl in 14 Tagen um das höchste Amt in der Stadt wird die Grünen-Kandidatin Clara Gerlach den CDU-Politiker herausfordern.
Im Lambertussaal neben der gleichnamigen Kirche fand der Jubel der Christdemokraten Düsseldorfs kaum ein Ende. In acht von zehn Bezirksvertretungen erhielten sie die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Die restlichen zwei gingen an die Grünen. Zudem zieht ihr Topkandidat Keller einsam an der Spitze seine Kreise. 20 Prozent Vorsprung vor seiner Konkurrentin sind eine ziemliche Hausnummer. Ja, er habe schon mit einem deutlichen Ergebnis gerechnet, „aber so klar, das ist schon ein schönes Ergebnis. Da freue ich mich wirklich sehr drüber.“ Er glaube, dass seine Partei und er ein gutes Programm vorgelegt haben. Keller: „Wir haben klargemacht, dass es darum geht, die Wirtschaft zu stärken, die Infrastruktur in Schuss zu halten und für bezahlbares Wohnen zu sorgen.“ Zudem habe er die Wählerinnen und Wähler davon überzeugen können, die richtige Person für das Amt des Oberbürgermeisters zu sein. „Ich habe viel Erfahrung in diesem Geschäft. Ich habe die Kompetenz. In Düsseldorf muss man als Oberbürgermeister 13.000 Menschen führen. Da schadet es nicht, berufliche Erfahrungen mitzubringen.“ Nun geht’s in den Wettstreit mit seiner Herausforderin Clara Gerlach. Keller: „Es wird einen engagierten Straßenwahlkampf geben. Die Partei ist nach wie vor motiviert, jetzt auch die OB-Wahl endgültig zu gewinnen. Deshalb werden wir sehr präsent auf der Straße sein. Wir werden weiter unseren Social-Media-Wahlkampf führen. Und von daher wird man uns auf allen Kanälen begegnen. Wir werden in den nächsten zwei Wochen von uns hören lassen.“
Inwieweit die Lautstärke ausreicht, fünf weitere Jahre das höchste Wahlamt der Landeshauptstadt zu besetzen, wird ebenso von der Kampagnengegnerin Clara Gerlach bestimmt. In einer kämpferischen Rede motivierte sie noch einmal ihre Partei, in den kommenden zwei Wochen nicht nachzulassen. Sie wolle die Themen anpacken, die Bürgerinnen und Bürger ihr erzählt haben. „Mehr bezahlbaren Wohnraum, einen besseren Mieterinnenschutz, eine andere Verkehrspolitik für diese Stadt, mehr sichere und schnelle Radwege, einen besseren ÖPNV und gut gestaltete Fußwege. Und natürlich soll es grüner werden in der Stadt.“ Dafür werde sie mit den Grünen in den nächsten zwei Wochen um das Oberbürgermeisterinnenamt kämpfen. Sie werde auf der Straße unterwegs sein und die Unterschiede zu Stephan Keller und seiner Partei deutlich machen. „Die Kampagne ist immer nur so gut wie der Inhalt, den man vertritt“, fügte sie mit tiefster Überzeugung hinzu.
Tiefe Enttäuschung, fast schon Fassungslosigkeit bei der SPD. Die Sozialdemokraten verlieren mehr und mehr an Boden und stehen in Düsseldorf im Grunde vor einem politischen Scherbenhaufen, der selbst den neuen Besen Fabian Zachel überragt. Vor einem Jahr noch als neuer Hoffnungsträger für Düsseldorf auf- und vorgestellt, brachte er sich nicht als Alternative zu dem Amtsinhaber Keller ins Spiel oder schaffte es ebenso wenig, seine Mitbewerberin um die Stichwahl, die Grüne Clara Gerlach, aus dem Feld zu schlagen. Woran hat es also gelegen, dass er nur knapp 14 Prozent erhielt und damit acht Prozent hinter Gerlach lag? „Ich kann es nicht sagen, nicht zum jetzigen Zeitpunkt.“ Auf jeden Fall will er den demokratischen Kampf weiterführen – im Rathaus. Ob als Bürgermeister? „Es wird auf jeden Fall einen Fabian Zachel geben, der auf Listenplatz 1 seiner Fraktion in diesen Stadtrat einzieht, so oder so, und dann werde ich alles andere mit meiner Fraktion besprechen.“
Wie groß diese allerdings sein wird, wird sich erst in der Nacht zu Montag herausstellen. Um es deutlich zu sagen: Die SPD blieb weit hinter den gesteckten Zielen zurück. 2014 noch 29,3 Prozent, 2020 nur 17,92 Prozent und nun 14,92 Prozent – die SPD verliert zunehmend ihre Wählerschicht, und es scheint kein Ende in Sicht. Sabrina Proschmann, Fraktionsvorsitzende im Rat, war geschockt angesichts des Wahlausgangs. „Lösungen habe ich jetzt noch nicht parat, dafür sitzt der Schmerz gerade einfach sehr, sehr tief. Wir haben alle gekämpft, aber dass es jetzt schon wieder nicht gereicht hat. Ich glaube, man kann auch jetzt mal nach außen sagen, dass das für uns heute einfach sehr, sehr schlimm ist.“
Der Sympathieschwung aus der Bundestagswahl hatte auch bei den Linken für Euphorie gesorgt. Diese wurde allerdings in Düsseldorf gebremst. Mit 4,5 Prozent fährt die Partei zwar ihr bestes Düsseldorf-Ergebnis ein, aber: „Wir haben mit mehr gerechnet“, so die OB-Kandidatin Julia Mammula, die von über 10.000 Wahlberechtigten ihre Stimme erhielt. Nein, eine Wahlempfehlung würde sie nicht geben, da weder die CDU noch die Grünen die Themen der Linken widerspiegeln.
Nun also eine Stichwahl – oder kurz gesagt: Für Gerlach und Keller ist der Drops noch nicht gelutscht. Zwar ist die Sitzverteilung im Stadtrat Schnee von gestern, wer allerdings den Rat und die Verwaltung dirigiert, ist die spannende Frage. Bei der gestrigen Kommunalwahl ging es um die Zusammensetzung des Rates und der Bezirksvertretungen. Wer aber den Dirigentenstab schwingt und seine eigenen Schwerpunkte in der Arbeit der Verwaltung – unabhängig von der Zusammensetzung des Rates – setzt, entscheidet sich in zwei Wochen. Die Stichwahl ist genauso wichtig wie die Kommunal‑, Landtags- und Bundestagswahl.