Dr. Stephan Keller während der Bustour zur Wohnungsbausituation in Düsseldorf.“ © Manfred Fammler

Dr. Ste­phan Kel­ler wäh­rend der Bus­tour zur Woh­nungs­bau­si­tua­tion in Düs­sel­dorf.“ © Man­fred Fammler

 

 

„Man­fred Famm­ler führte die­ses Gespräch mit Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler wäh­rend der Bus­tour zur Woh­nungs­bau­si­tua­tion in Düsseldorf.“

Am Sonn­tag wird in Düs­sel­dorf in einer Stich­wahl der Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter oder die Ober­bür­ger­meis­te­rin gewählt. Aus­sichts­reichs­ter Kan­di­dat ist der der­zei­tige Amts­in­ha­ber Dr. Ste­phan Kel­ler. Dem Vor­wurf, als Stadt­ober­haupt tue er zu wenig für den Bau von bezahl­ba­rem Wohn­raum, trat er bei einer Bus­tour ent­ge­gen. Über drei Stun­den hin­weg steu­erte er zwölf Pro­jekte an, wo gebaut oder bereits gewohnt wird. Bis zu 40 Pro­zent der Woh­nun­gen waren öffent­lich geför­dert oder im Miet­preis gedeckelt.

„Tu Gutes und rede dar­über!“ Sie reden häu­fi­ger von „wir“ und mei­nen damit Ihre Par­tei. Wel­chen per­sön­li­chen Anteil haben Sie an der Woh­nungs­bau­of­fen­sive oder dem Impulsprogramm?

(Keller)Mein per­sön­li­cher Anteil liegt darin, dass ich mich an vie­len Stel­len selbst um die Pro­jekte im Gespräch mit Inves­to­ren und Pro­jekt­ent­wick­lern geküm­mert habe.
Die Woh­nungs­bau­of­fen­sive, die wir zur Mitte der Wahl­pe­ri­ode los­ge­tre­ten haben, war letz­ten Endes meine Idee. Auch die Idee, das städ­ti­sche Impuls­pro­gramm auf­zu­set­zen, stammt von mir. Dass der Rat dann mit­ge­zo­gen ist, hat mich sehr gefreut. Inso­fern habe ich schon per­sön­lich einen gro­ßen Anteil daran.“

Es gibt Posi­ti­ves und es gibt Nega­ti­ves. Was hat sich aus Ihrer Sicht im Woh­nungs­bau in den letz­ten fünf Jah­ren posi­tiv entwickelt?

(Keller)Das Posi­tive ist, dass viele Pro­jekte wirk­lich vor­an­ge­kom­men sind, auch auf den Flä­chen, die wir jetzt noch nicht in der Ent­wick­lung haben. Bei den drei gro­ßen Brach­flä­chen Glas­ma­cher­vier­tel, Cen­tral Living am Haupt­bahn­hof und dem alten Outo­kumpu-Gelände (ehe­mals Nirosta, Anm. d. Red.) an der Hil­de­ner Straße haben wir rich­tig Bewe­gung rein­ge­bracht. Und da habe ich per­sön­lich auch sehr, sehr viel mit­ver­han­delt und Gesprä­che geführt, damit diese Flä­chen dem­nächst wie­der im Eigen­tum von Leu­ten ste­hen, die tat­säch­lich Woh­nun­gen bauen wollen.

Beim Cen­tral Living am Haupt­bahn­hof wird es nächs­tes Jahr los­ge­hen. Das Outo­kumpu-Gelände bekommt dem­nächst einen neuen Eigen­tü­mer, dem wir sehr ver­trauen, weil wir ihn gut ken­nen. Er hat hier in Düs­sel­dorf schon viele gute Pro­jekte gemacht.

Und beim Glas­ma­cher­vier­tel wird sich in den nächs­ten Mona­ten eini­ges bewe­gen. Auch auf­grund des Kauf­an­ge­bots, das ich abge­ge­ben habe. Aber nicht nur des­we­gen, son­dern weil wir wirk­lich in den letz­ten zwei Jah­ren bei die­sem Thema die Dau­men­schrau­ben ange­zo­gen haben.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich gerade beim Thema Woh­nungs­bau ange­sichts der Zah­len, die Sie jetzt prä­sen­tie­ren, recht­fer­ti­gen müssen?

(Keller)Ja, das hat viel­leicht poli­ti­sche und Wahl­kampf­gründe. Es wird immer wie­der gesagt, es pas­siert zu wenig in Düs­sel­dorf. Dem woll­ten wir ent­ge­gen­tre­ten. Es pas­siert näm­lich wahn­sin­nig viel in Düs­sel­dorf. Und inter­es­san­ter­weise wer­den wir außer­halb Düs­sel­dorfs bun­des­weit für unsere Woh­nungs­bau­of­fen­sive gelobt.

Aber wir kön­nen als Stadt – und das ist auch ein Thema, das man mal beleuch­ten muss – nicht die gene­relle Krise am Bau mit städ­ti­schen Mit­teln über­win­den, son­dern sind auf Hilfe ins­be­son­dere der Bun­des­re­gie­rung ange­wie­sen. Denn das Thema stei­gen­der Mie­ten und knap­per Wohn­raum betrifft jede wach­sende Groß­stadt. Es wird ins­ge­samt in Deutsch­land zu wenig gebaut.

Das sind aber Gründe, die wir mit städ­ti­schen Mit­teln nicht beein­flus­sen können.

In den letz­ten 14 Jah­ren stieg die Ein­woh­ner­zahl Düs­sel­dorfs von 603.000 um 55.000 auf 658.000 Ein­woh­ner. Das bedeu­tet jedoch, dass öffent­li­cher Raum geschaf­fen wer­den muss, da die Men­schen ihre Woh­nung auch ver­las­sen wollen.

(Keller)Wir müs­sen uns vor Augen füh­ren, dass wir im Prin­zip eine mit­tel­große Stadt in den letz­ten 15 Jah­ren inte­griert haben. Das ist eine Leis­tung, aber lei­der mit dem Ergeb­nis stei­gen­der Mie­ten, weil wir kaum Flä­chen dazu­ge­won­nen haben. Auch nicht in den 1970er Jah­ren, als die Gemein­de­ge­biete in Nord­rhein-West­fa­len neu zuge­schnit­ten wur­den. Wir sind bevöl­ke­rungs­tech­nisch die sechst­größte Stadt, dage­gen lie­gen wir bei der Flä­che auf Posi­tion 74. Das zeigt ein biss­chen das Düs­sel­dor­fer Pro­blem. Und dafür, finde ich, haben wir das bis­lang noch gut gemanagt.

Am Sonn­tag wird der Ober­bür­ger­meis­ter für die kom­men­den fünf Jahre gewählt und Ihre Chan­cen auf eine Wie­der­wahl sind hoch. Sind Sie mit dem Erreich­ten zufrieden?

(Keller)Für Zufrie­den­heit gibt es über­haupt kei­nen Anlass. Wir kön­nen erst dann zufrie­den sein, wenn sich jeder ent­spre­chend sei­nem Geld­beu­tel in Düs­sel­dorf mit Wohn­raum ver­sor­gen kann. Dann wäre ich zufrie­den, vor­her nicht. Wir woll­ten heute nur zei­gen, dass wir nicht untä­tig gewe­sen sind, son­dern dass wir viel erreicht haben.

Wir müs­sen in den nächs­ten fünf Jah­ren aber noch mehr schaffen.

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