Andreas Ret­tig, Wolf­gang Rol­s­ho­ven und Fried­helm Fun­kel Foto: LOKALBÜRO

 

Andreas Ret­tig beim Hei­mat­abend im Beach Club

Die immer zuneh­mende Kom­mer­zia­li­sie­rung des Profi-Fuß­balls ist nicht das Ding von Andreas Ret­tig. „Wo bleibt die Chan­cen­gleich­heit, wenn die Bay­ern vom natio­na­len Fern­seh­topf die vier­fa­che Summe gegen­über dem Tabel­len­letz­ten und wei­tere 45 Mil­lio­nen aus einem Aus­landstopf bekom­men?“ fragt er. Durch den Erfolg in der Cham­pi­ons League wer­den sich die Ein­nah­men der Bay­ern nach sei­nen Wor­ten dazu um zusätz­li­che 130 Mil­lio­nen Euro erhöhen.

Zum Hei­mat­abend unter dem Motto „Quo Vadis Pro­fi­fuß­ball?“ hat­ten sich die Jon­ges mit Andreas Ret­tig einen kom­pe­ten­ten Fach­mann ein­ge­la­den. Als akti­ver Fuß­bal­ler, Mana­ger und Funk­tio­när war er bei den unter­schied­lichs­ten Ver­ei­nen und Ver­bän­den aktiv. Hier einige sei­ner Sta­tio­nen: als Fuß­bal­ler in Bad Hon­nef, beim SC Vik­to­ria Köln, SC Brück und dem Wup­per­ta­ler SV. Er war kauf­män­ni­scher Geschäfts­lei­ter des FC St. Pauli, Geschäfts­füh­rer der DFL Deut­sche Fuß­ball Liga, Mana­ger beim FC Augs­burg, beim 1. FC Köln und beim SC Frei­burg sowie Vor­stands­mit­glied bei Bayer 04 Lever­ku­sen. Er ist auch Mit­glied der Düs­sel­dor­fer Jonges.

Beim Start der Bun­des­liga im Jahr 1963 gehör­ten die 16 Ver­eine den Mit­glie­dern und finan­zier­ten sich vor­nehm­lich durch deren Bei­träge, Ein­tritts­gel­der und Mit­tel von Spon­so­ren. Am Bei­spiel des RB Leip­zig sieht er hin­ge­gen den Weg zum Inves­to­ren­fuß­ball und schließt die Frage an, was höher zu bewer­ten ist: das Aqui­rie­ren von Inves­to­ren­gel­dern oder die Leis­tung im fai­ren Wett­streit, der Arbeit von Trai­nern und eine ent­spre­chende Nachwuchsförderung?

Drin­gend warnt er vor einer Ent­frem­dung mit den Fans. Schon die Benen­nung der Sta­dien hat dazu geführt, dass die Spiel­stät­ten nicht mehr als „ihr“ Sta­dion ange­se­hen wer­den. Es sollte nach sei­nen Wor­ten immer bedacht wer­den, dass Fuß­ball­fans keine „Nut­zen­ma­xi­mie­rer“ sind, son­dern viel­mehr der Lieb­ha­be­rei zu ihrem Club unter­lie­gen. „Fünf Anstoß­zei­ten bei neun Spie­len, alles ange­passt ans Fern­se­hen und keine Prio­ri­tät für den Sta­di­on­be­su­cher,“ moniert er. Für den Fuß­ball wünscht er sich mehr Nach­hal­tig­keit. Nut­zung von Regen­was­ser, Ein­satz rege­ne­ra­ti­ver Ener­gie und Ver­zicht auf die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung in den Loun­ges der Are­nen mahnt er eben­falls an.

Neben den auf­merk­sa­men Jon­ges war im Beach Club auch bei den wei­te­ren Gäs­ten Fuß­ball­sach­ver­stand ver­tre­ten: gekom­men waren der stell­ver­tre­tende Auf­sichts­rats­vor­sit­zende von For­tuna Düs­sel­dorf, Sebas­tian Fuchs, der ehe­ma­li­gen Fuß­ball­profi und lang­jäh­rige Trai­ner der Düs­sel­dor­fer For­tuna, Fried­helm Fun­kel, und der Vize-Prä­si­dent des FC St. Pauli, Cars­ten Höltkemeyer.

Text: Man­fred Blasczyk