(V. r.) Dr. Bas­tian Fleer­mann, Lei­ter der Mahn- und Gedenk­stätte, führte Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und NRW-Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul unter ande­rem durch die Dau­er­aus­stel­lung des Instituts,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

 

Minis­ter Reul und OB Kel­ler infor­mier­ten sich über die neue Son­der­aus­stel­lung “Die Kom­mis­sare. Kri­mi­nal­po­li­zei an Rhein und Ruhr 1920–1950”/Zudem star­tet die Gedenk­stätte eine digi­tale Ausstellung

NRW-Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul besuchte gemein­sam mit Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler am Diens­tag, 1. Dezem­ber, die Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf. Er infor­mierte sich im Rah­men der neuen Son­der­aus­stel­lung “Die Kom­mis­sare. Kri­mi­nal­po­li­zei an Rhein und Ruhr 1920–1950” über die Mög­lich­kei­ten der his­to­risch-poli­ti­schen Bil­dungs­ar­beit zum Thema Poli­zei­ge­schichte im Natio­nal­so­zia­lis­mus. Der Minis­ter ist Schirm­herr der Son­der­aus­stel­lung, deren Eröff­nung auf­grund der der­zei­ti­gen Coro­nabe­schrän­kun­gen bis auf Wei­te­res ver­scho­ben ist. Zu dem infor­mel­len Gedan­ken­aus­tausch wur­den Minis­ter Reul und OB Kel­ler von Dr. Bas­tian Fleer­mann, Lei­ter der Mahn- und Gedenk­stätte, der stell­ver­tre­ten­den Lei­te­rin Hil­de­gard Jakobs und der wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­te­rin Dr. Andrea Dit­chen in der Gedenk­stätte empfangen.

Bei einem Rund­gang durch die Gedenk­stätte und die Son­der­aus­stel­lung machte sich Minis­ter Reul mit der Arbeits­weise der Mahn- und Gedenk­stätte ver­traut. Ins­be­son­dere anhand der neuen Son­der­aus­stel­lung zur Geschichte der Kri­mi­nal­po­li­zei­leit­stelle Düs­sel­dorf im Natio­nal­so­zia­lis­mus wur­den die didak­ti­schen Anknüp­fungs­punkte für Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten heute vor­ge­stellt und diskutiert.

“Mir liegt eine Auf­ar­bei­tung und Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem schwe­ren Kapi­tel deut­scher Poli­zei­ge­schichte zutiefst am Her­zen”, betonte Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul. “Des­halb habe ich auch die Schirm­herr­schaft der Aus­stel­lung über­nom­men. Ich freue mich, dass die Aus­stel­lung ab dem Som­mer zudem als Wan­der­aus­stel­lung zur Ver­fü­gung ste­hen wird, sodass sie lan­des­weit prä­sen­tiert wer­den kann.” In Koope­ra­tion mit dem Lan­des­kri­mi­nal­amt Düs­sel­dorf sol­len dann neben Gedenk­stät­ten auch beson­ders Poli­zei­dienst­stel­len und ‑aus­bil­dungs­stät­ten als Aus­stel­lungs­räume genutzt werden.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler lobte die Arbeit der Kura­to­rin­nen und des Gestal­ters Tho­mas Ull­rich: “Mit die­ser Son­der­aus­stel­lung ist es dem Team gelun­gen, die Inhalte des 2018 abge­schlos­se­nen For­schungs­pro­jek­tes zur Düs­sel­dor­fer Kri­mi­nal­po­li­zei­leit­stelle anschau­lich und für jeder­mann ver­ständ­lich zu prä­sen­tie­ren. Zudem danke ich der Lan­des­zen­trale für poli­ti­sche Bil­dung für die finan­zi­elle Unter­stüt­zung die­ses Aus­stel­lungs­pro­jek­tes. Ich hoffe sehr, dass uns die Pan­de­mie­lage bald erlau­ben wird, diese Aus­stel­lung der Öffent­lich­keit zugäng­lich zu machen.”

Geschichte der Kri­mi­nal­po­li­zei in Düsseldorf
Die von Hil­de­gard Jakobs und Dr. Andrea Dit­chen kura­tierte Son­der­aus­stel­lung nimmt die Geschichte der Kri­mi­nal­po­li­zei in Düs­sel­dorf in den Blick — von der Wei­ma­rer Repu­blik bis zur frü­hen Nach­kriegs­zeit. Sie räumt mit dem Image der “guten” Kri­mi­nal­po­li­zei im Unter­schied zur “bösen” Gestapo auf. Es war die Kripo, die Trä­ger und Akteur der Ver­fol­gung von Sinti und Roma, sozial rand­stän­di­ger und unan­ge­pass­ter Men­schen war. Im aus­wär­ti­gen Ein­satz hin­ter der Kriegs­front waren Kri­mi­na­lis­ten ebenso an Mas­sen­ver­bre­chen betei­ligt wie ihre Kol­le­gen der Gestapo oder der Schutz­po­li­zei. Die Aus­stel­lung zeigt die Dimen­sio­nen kri­mi­nal­po­li­zei­li­cher Ver­stri­ckung in die natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­bre­chen ganz kon­kret für die Beam­ten der Düs­sel­dor­fer Kri­mi­nal­po­li­zei­leit­stelle und deren Außen­stel­len an Rhein und Ruhr auf.

Die Aus­stel­lung fragt nach Moder­ni­sie­rungs­ten­den­zen in der kri­mi­nal­po­li­zei­li­chen Arbeit der Wei­ma­rer Zeit vor dem Hin­ter­grund eines demo­kra­ti­schen Rechts­staa­tes und ana­ly­siert deren Ent­gren­zung unter den Vor­zei­chen der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur. Ab wann wan­del­ten sich moderne Erken­nungs­dienst­me­tho­den in All­machts­fan­ta­sien über das Lebens- und Ent­wick­lungs­recht von Men­schen? Wel­ches Men­schen­bild ver­an­lasste Kri­mi­na­lis­ten dazu, Men­schen ohne kon­kret voll­zo­gene Tat als Ver­bre­cher in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zu sper­ren und dort oft­mals dem Tod preis­zu­ge­ben? Im Wan­del von der Wei­ma­rer Repu­blik zum Natio­nal­so­zia­lis­mus änder­ten sich nicht nur Struk­tu­ren. Vor allem das Selbst- und Auf­ga­ben­ver­ständ­nis der Kripo wan­delte sich grund­sätz­lich. Kripo-Beamte defi­nier­ten sich nun als “Ärzte” eines ras­sisch defi­nier­ten “Volks­kör­pers”, aus dem es alles Schlechte her­aus­zu­schnei­den und zu ent­fer­nen gelte. Kri­mi­na­li­tät und gesell­schaft­li­che Rand­stän­dig­keit gal­ten ihnen als ererbte Kate­go­rien, die nur durch “Aus­merze” getilgt wer­den könn­ten. Unter dem Weg­fall rechts­staat­li­cher Schran­ken waren Kri­mi­nal­be­amte bereit, Wie­der­ho­lungs­tä­ter, Klein­kri­mi­nelle, Bett­ler und sozial rand­stän­dige Men­schen, Alko­ho­li­ker und Pro­sti­tu­ierte als “Gewohn­heits­ver­bre­cher” und “Aso­ziale” zu über­wa­chen, zu ver­haf­ten, zu ste­ri­li­sie­ren oder zu ent­man­nen und in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zu depor­tie­ren. Glei­ches geschah mit Homo­se­xu­el­len oder mit den von der Kripo ver­folg­ten Sinti.

Digi­tale Aus­stel­lung startet
Für alle Inter­es­sier­ten, die bis zur Eröff­nung der Aus­stel­lung schon ein­mal in das Thema ein­tau­chen wol­len, bie­tet die Mahn- und Gedenk­stätte eine kleine digi­tale Aus­stel­lung an. Ab sofort wird auf der Face­book-Seite der Gedenk­stätte an jedem Diens­tag­abend ein Objekt zur Geschichte der Kri­mi­nal­po­li­zei vor­ge­stellt. “Auf diese Weise wol­len wir Facet­ten des The­mas auch digi­tal beleuch­ten, die Besu­che­rin­nen und Besu­cher dann zu einem spä­te­ren Zeit­punkt in der Son­der­aus­stel­lung wer­den ver­tie­fen kön­nen”, erläu­terte Gedenk­stät­ten­lei­ter Dr. Bas­tian Fleermann.

 

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