Der Stu­dent Max Stern, Bad Nenn­dorf, um 1926,©National Gal­lery of Canada, Library and Archi­ves, Max Stern fonds

 

Die Aus­stel­lung zum Kunst­his­to­ri­ker und Gale­ris­ten Max Stern ist vom 2. Sep­tem­ber 2021 bis zum 30. Januar 2022 im Stadt­mu­seum zu sehen

Die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf lädt vom 2. Sep­tem­ber 2021 bis zum 30. Januar 2022 zur Aus­stel­lung “Ent­rech­tet und beraubt. Der Kunst­händ­ler Max Stern” in das Düs­sel­dor­fer Stadt­mu­seum ein. Max Stern (1904–1987) gehört zu den Opfern des Natio­nal­so­zia­lis­mus. 1937 wurde er gezwun­gen, sei­nen Kunst­han­del an der Königs­al­lee zu schlie­ßen und zu emi­grie­ren. Über Groß­bri­tan­nien kam er 1940 als Inter­nier­ter nach Kanada. Dort gelang ihm ein Neu­an­fang: Max Stern wurde zu einem der bedeu­tends­ten Gale­ris­ten des Lan­des. Die Aus­stel­lung im Stadt­mu­seum beleuch­tet das Leben und Wir­ken Sterns sowie die Geschichte sei­ner Fami­lie und der Galerie.

Zur Aus­stel­lung fand am Mon­tag, 12. Juli, eine Pres­se­kon­fe­renz im Düs­sel­dor­fer Rat­haus mit Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, Kul­tur­de­zer­nent Hans-Georg Lohe, dem Kura­tor Dr. Die­ter Vor­ste­her, der Pro­ve­ni­enz­for­sche­rin der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf, Jas­min Hart­mann, sowie der stell­ver­tre­ten­den Lei­te­rin des Stadt­mu­se­ums, Sig­rid Klein­bon­gartz, statt.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Die Geschichte Max Sterns und der Gale­rie Stern sind Teil der Düs­sel­dor­fer Stadt­ge­schichte, an die es zu erin­nern gilt. Max Stern war ein ange­se­he­ner Bür­ger und wich­ti­ger Kunst­händ­ler in Düs­sel­dorf, der Opfer des NS-Ter­rors wurde. Ihm eine Aus­stel­lung zu wid­men und seine Geschichte in Düs­sel­dorf zu erzäh­len, ist von gro­ßer Bedeu­tung. Sie ist Teil unse­rer Erin­ne­rungs­kul­tur, die wir inten­siv in Düs­sel­dorf leben.”

Kul­tur­de­zer­nent Hans-Georg Lohe: “Dass wir die neu kon­zi­pierte Aus­stel­lung zu Max Stern nun am 1. Sep­tem­ber eröff­nen kön­nen, freut mich sehr. Für die Schau konn­ten wir Dr. Die­ter Vor­ste­her als Gast­ku­ra­tor gewin­nen, der in the­ma­tisch kom­ple­xen Pro­jek­ten erfah­ren ist und die Aus­stel­lung mit gro­ßer Sen­si­bi­li­tät kon­zi­piert und orga­ni­siert hat. Unter­stützt wurde er dabei von dem Team des Stadt­mu­se­ums sowie von der Pro­ve­ni­enz­for­schung der Lan­des­haupt­stadt Düsseldorf.”

Kura­tor Dr. Die­ter Vor­ste­her: “Mit der Aus­stel­lung soll die Per­son Max Stern gewür­digt wer­den. Mit­hilfe von Zita­ten, Foto­gra­fien, his­to­ri­schen Doku­men­ten und mehr wird den Besu­che­rin­nen und Besu­chern der Aus­stel­lung über 14 Sta­tio­nen hin­weg Sterns Lebens­ge­schichte näher gebracht. Die Kon­zep­tion und Erzäh­lung der Aus­stel­lung bauen dabei haupt­säch­lich auf per­sön­li­chen Schil­de­run­gen von Max Stern auf, die Teil des Nach­las­ses von Max Stern in der Natio­nal Gal­lery of Canada sind und somit wich­tige Quel­len für die Aus­stel­lung bil­den. Im Zusam­men­spiel mit den Mate­ria­lien aus den deut­schen Archi­ven gelang es, einen fun­dier­ten Über­blick über das Leben und Wir­ken Max Sterns zu schaf­fen, wel­cher auch eine Grund­lage für wei­tere For­schun­gen in Deutsch­land bil­den könnte.”

Zur Aus­stel­lung
Die Aus­stel­lung “Ent­rech­tet und beraubt. Der Kunst­händ­ler Max Stern” im Düs­sel­dor­fer Stadt­mu­seum wird am 1. Sep­tem­ber eröff­net und ist bis zum 30. Januar 2022 im Stadt­mu­seum zu sehen. Der Titel ver­weist auf das Unrecht, das Max Stern auf­grund sei­ner jüdi­schen Abstam­mung nach 1933 in Düs­sel­dorf erdul­den musste. Die erzwun­gene Schlie­ßung der Gale­rie Stern und die Ver­trei­bung aus Deutsch­land stell­ten für Max Stern und seine nächs­ten Ange­hö­ri­gen einen schmerz­haf­ten und fol­gen­schwe­ren Ein­schnitt in ihr gesam­tes Leben dar.

Ein Leit­fa­den durch die Aus­stel­lung bil­den 14 Sta­tio­nen, die aus groß­for­ma­ti­gen Tafeln zu den Ereig­nis­sen um die Gale­rien und zur Geschichte der Fami­lie Stern bestehen. Ergänzt wer­den die Tafeln unter ande­rem durch Kunst­werke aus der Gale­rie Stern, bio­gra­phi­sche Zeug­nisse, Archi­va­lien, Foto­gra­fien und Filme sowie eine inter­ak­tive Medi­en­sta­tion. Die Sta­tio­nen rei­chen the­ma­tisch von den Vor­fah­ren Sterns, der Gale­rie­grün­dung und Zeit in Düs­sel­dorf über den Wen­de­punkt 1933, die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus, die Ent­rech­tung und Flucht der Fami­lie Stern bis hin zum Neu­an­fang Max Sterns in Kanada und der Suche nach den Bil­dern, die er in Deutsch­land zurück­las­sen musste.

Ein The­men­schwer­punkt ist zudem die Pro­ve­ni­enz­for­schung in den Museen. Auf eigens gestal­te­ten Infor­ma­ti­ons­ta­feln wer­den an aus­ge­wähl­ten Gemäl­den Fra­gen nach deren Her­kunft im Zusam­men­hang mit der Gale­rie Stern behan­delt. Ein wei­te­rer Raum beleuch­tet zudem die Arbeit und Auf­gabe der Pro­ve­ni­enz­for­schung im Spe­zi­el­len. Ergänzt wird dies durch eine Medi­en­sta­tion, die die Arbeit der Pro­ve­ni­enz­for­schung in der Pra­xis erläu­tert. Sie wurde eigens für die Aus­stel­lung kon­zi­piert und wird vom Land­schafts­ver­band Rhein­land gefördert.

Ein Bereich in der Aus­stel­lung befasst sich zudem mit der Vor­ge­schichte der Aus­stel­lung, the­ma­ti­siert die Absage der ursprüng­li­chen Aus­stel­lung und die Reak­tio­nen der natio­na­len und inter­na­tio­na­len Presse darauf.

Quel­len aus der Natio­nal Gal­lery of Canada
Die Aus­stel­lung prä­sen­tiert bis­lang unver­öf­fent­lichte Mate­ria­lien aus Sterns Nach­lass im Kon­text mit wich­ti­gen Doku­men­ten aus hie­si­gen Archi­ven. Der Kura­tor Dr. Die­ter Vor­ste­her konnte Quel­len in der Natio­nal Gal­lery of Canada (Ottawa) ein­se­hen. In der Natio­nal Gal­lery of Canada lie­gen die Nach­lässe von Max Stern, sei­ner Lon­do­ner Gale­rie sowie der Nach­lass der Fami­lie Thal­hei­mer (Schwes­ter und Schwa­ger von Max Stern). Es war so zum einen mög­lich, im Rah­men der Aus­stel­lungs­vor­be­rei­tung vor Ort zu for­schen, zum ande­ren wur­den im Anschluss Mate­ria­lien aus dem kana­di­schen Archiv zur Ver­fü­gung gestellt.

Ent­wick­lung der Ausstellung
Nach­dem 2017 die ursprüng­lich geplante Aus­stel­lung zu Stern zunächst abge­sagt wurde, wurde nach kur­zer Zeit beschlos­sen, die Schau in ergänz­ter und über­ar­bei­te­ter Form zu einem spä­te­ren Zeit­punkt im Stadt­mu­seum zu zei­gen. Im Vor­feld der Aus­stel­lung hatte die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf im Februar 2019 unter dem Titel “Die Gale­rie Stern im Kon­text des Rhei­ni­schen Kunst­han­dels wäh­rend des Natio­nal­so­zia­lis­mus” zu einer inter­na­tio­na­len Tagung in das Haus der Uni­ver­si­tät mit 150 Gäs­ten ein­ge­la­den. Mit­tels Ein­zel­fall­ana­ly­sen und Kon­text­for­schung unter ande­rem zur Händ­ler­tä­tig­keit von Max Stern im Ver­gleich mit ande­ren Düs­sel­dor­fer und rhei­ni­schen Kunst­händ­lern sollte der Kom­ple­xi­tät des The­mas Rech­nung getra­gen wer­den. Die Erkennt­nisse des Sym­po­si­ums sind auch in die Aus­stel­lungs­kon­zep­tion eingeflossen.

Mit der dama­li­gen Absage der Aus­stel­lung haben auch einige wich­tige Koope­ra­ti­ons­part­ner ihre Teil­nahme abge­sagt, dar­un­ter das Max Stern Art Resti­tu­tion Pro­ject oder das kana­di­sche Kura­to­ren­team. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wurde der Kon­takt mehr­fach gesucht, um eine erneute gemein­same Zusam­men­ar­beit zu ermög­li­chen bzw. wie­der­auf­zu­neh­men. Es blieb jedoch bei der Absage die­ser Kooperationspartner.

Die neu kon­zi­pierte Aus­stel­lung sollte ursprüng­lich bereits im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res prä­sen­tiert wer­den. Auf­grund der Corona-Lage und den damit ver­bun­de­nen Maß­nah­men musste die Aus­stel­lung jedoch in das Jahr 2021 ver­scho­ben wer­den. Nach­dem die Pan­de­mie auch eine Schau im Früh­jahr nicht zuließ, wurde sie für den Herbst 2021 geplant und kann nun im Sep­tem­ber eröff­net wer­den. Aus­schlag­ge­bend für diese Ent­schei­dun­gen war auch, dass man die Aus­stel­lung ohne grö­ßere coro­nabe­dingte Ein­schrän­kun­gen durch­füh­ren wollte, um sie so einem mög­lichst gro­ßen Publi­kum prä­sen­tie­ren zu können.

Zum Kunst­his­to­ri­ker Max Stern
Der Kunst­his­to­ri­ker Max Stern stieg 1928 in die 1913 gegrün­dete und seit 1917 an der Königs­al­lee 23–25 ansäs­sige Gale­rie sei­nes Vaters Julius Stern (1867–1934) ein. Sie zählte neben den Gale­rien von Alfred Flecht­heim, Johanna Ey, Hans und Georg Paf­frath und Dr. Joseph Schö­ne­mann zu den pro­mi­nen­tes­ten Adres­sen des Düs­sel­dor­fer Kunst­han­dels im ers­ten Drit­tel des 20. Jahr­hun­derts. Max Stern gehört zu den Opfern des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Auf­grund sei­ner jüdi­schen Abstam­mung wurde ihm 1935 die Auf­nahme in die Reichs­kam­mer der bil­den­den Künste und damit die Erlaub­nis zur Wei­ter­füh­rung sei­ner Kunst­hand­lung ver­wehrt, bis man ihn schließ­lich zur Liqui­die­rung sei­ner Gale­rie Ende 1937 zwang. Stern floh kurze Zeit dar­auf über Paris nach Lon­don. 1940 wurde er in Groß­bri­tan­nien inter­niert und von dort aus nach Kanada gebracht.