Vor­stel­lung des Urban Art Pro­jek­tes am Bahn­hof Bilk mit (v.l.) Roman Klo­nek, Klaus Ross­ko­then, Marco Sie­ges­mund, Diet­mar Wolf, Syl­via Laf­lör, Jür­gen Schnei­der und Chris­tian Prahl,©Landeshauptstadt Düs­sel­dorf, Ingo Lammert

 

Seit ein paar Tagen sind Düs­sel­dor­fer und inter­na­tio­nale Künst­ler aktiv, um das Umfeld der Sta­tion zu verschönern

Es tut sich eini­ges am Bil­ker Bahn­hof. Aktu­ell ist ein neues Pro­jekt gestar­tet wor­den: die Ver­schö­ne­rung der Bahn­hofs­un­ter­füh­rung. Erst im März war dort der neue Regio­nal­hal­te­punkt eröff­net wor­den. Neben den S‑Bahnen wird er seit­dem auch von Regio­nal­ex­press- und Regio­nal­bahn-Linien ange­steu­ert. Die Deut­sche Bahn AG rech­net mit einer Zahl von 20.000 Rei­sen­den pro Tag — und damit einer Verdopplung.

Fahr­gäs­ten erspart der Hal­te­punkt frü­here Umwege über den Haupt­bahn­hof. Sie kön­nen nun direkt vom Bahn­hof Bilk aus in die Bah­nen der Wehr­hahn-Linie umstei­gen. Mit dem Umbau des benach­bar­ten Lud­wig-Ham­mers-Plat­zes hatte die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf auch das direkte Umfeld des Bahn­hofs im Blick. Dort war das Ziel, den Rad­ver­kehr ebenso wie die Fuß­gän­ger auf neuen und brei­te­ren Wegen siche­rer an die­sem Ver­kehrs­kno­ten mit ins­ge­samt sechs angren­zen­den Stra­ßen zu füh­ren. Der Umbau wurde im Juli abgeschlossen.

Bis­lang lie­fen die Men­schen in der Bahn­hofs­un­ter­füh­rung an einer tris­ten und ver­schmier­ten Wand ent­lang. Seit ein paar Tagen nun sind dort Düs­sel­dor­fer und inter­na­tio­nale Künst­ler aktiv. “Mit dem Urban-Art-Pro­jekt schaf­fen wir hier eine kleine Gale­rie im öffent­li­chen Raum und wer­ten die­sen auf”, sagt Mobi­li­täts­de­zer­nent Jochen Kral. Schließ­lich soll die künst­le­risch gestal­tete Wand am Ver­kehrs­kno­ten­punkt Bilk künf­tig Pas­san­ten einen viel bes­se­ren ers­ten Ein­druck vom Bahn­hofs­um­feld in Bilk vermitteln.

Bevor die Künst­ler die Gra­nit­ver­klei­dung der Wand bespie­len konn­ten, muss­ten viele Dinge geklärt und vor­be­rei­tet wer­den. So gehört das Brü­cken­bau­werk der Deut­schen Bahn AG, in die­sem Zusam­men­hang galt es einen Gestat­tungs­ver­trag abzu­schlie­ßen. “Schließ­lich muss die Deut­sche Bahn AG an dem Brü­cken­bau­werk an sen­si­blen Stel­len jeder­zeit Sicht­prü­fun­gen durch­füh­ren kön­nen”, erläu­tert Hol­ger Oden­thal, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter im Amt für Ver­kehrs­ma­nage­ment. Die Grund­rei­ni­gung der Wand und der Säu­len wurde durch die Awista vor­ge­nom­men, Auf­kle­ber und Pla­kate ent­fernt und Schä­den an der Wand beseitigt.

Nach Abschluss der künst­le­ri­schen Arbei­ten — geplant Ende August — soll die Stra­ßen­be­leuch­tung in der Brü­cken­de­cke erneu­ert wer­den. Die neue Beleuch­tung wird die gestal­tete Wand opti­mal ausleuchten.

Gegen­wär­tig wird die Kunst im öffent­li­chen Raum täg­lich sicht­ba­rer. Das neh­men ins­be­son­dere die Mit­glie­der der Bezirks­ver­tre­tung 3, die für Bilk zustän­dig sind, erfreut zur Kennt­nis. Denn aus dem Bezirks­etat stell­ten die Bezirks­po­li­ti­ker ins­ge­samt 84.000 Euro für die Vor­be­rei­tung und die Gestal­tung am Regio­nal­halt Bilk zur Ver­fü­gung. “Neben der Wand wer­den auch die gegen­über ste­hen­den zwölf Brü­cken­säu­len mit Kunst ver­schö­nert, wie schon zuvor die sechs Säu­len auf der Seite des Bahn­hofs­ein­gangs”, sagt Bezirks­bür­ger­meis­ter Diet­mar Wolf und ergänzt: “Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Pro­jekt einen gro­ßen Zuspruch der Öffent­lich­keit erfah­ren werden.”

Das Kon­zept zur Urban Art in Bilk hatte Klaus Ross­ko­then, der die Urban Art Gale­rie “Pretty Por­tal” führt, in der Bezirks­ver­tre­tung 3 vor­ge­stellt. Als ein Ini­ti­ta­tor und künst­le­ri­scher Lei­ter des Pro­jek­tes hat er sich eng mit dem Amt für Ver­kehrs­ma­nage­ment, das for­mal Auf­trag­ge­ber ist, abge­stimmt. Zu sei­ner Idee gehört nicht nur die Gestal­tung der Wand durch unter­schied­li­che Künst­ler. Zudem soll auch am Auf­gang zum Super­markt ent­lang der Brü­cke an der Sei­ten­wand eine kleine “Hall of Fame” ent­ste­hen. Auch sie soll kura­tiert — folg­lich legal — immer wie­der neu von Künst­lern genutzt wer­den können.

Fol­gende Künst­ler gestal­ten in der Unter­füh­rung am Bahn­hof Bilk noch bis Sonn­tag, 14. August, Wände und Säulen:

L.E.T.: Er ist ein aus Frank­reich stam­men­der Sten­cil-Artist. Das Kür­zel L.E.T. wird als Les Enfants Ter­ri­bles auf­ge­schlüs­selt. Er gehört zu den Street Artists der ers­ten Stunde. Seit 1992 ist er auf der Straße aktiv und prägt das Bild man­cher Städte, unter ande­rem das sei­ner heu­ti­gen Hei­mat­stadt Düsseldorf.
SKIO: Er malte seine ers­ten Wand­bil­der 1993 in der Region Nizza. Nach einer Zeit des Expe­ri­men­tie­rens mit Typo­gra­fie und Graf­fiti fand er bald zu eher figu­ra­ti­ven Bild­wel­ten. In sei­ner neus­ten Werkse­rie “Human in the City” hin­ter­fragt SKIO die Situa­tion des Men­schen in einer moder­nen Welt und ihrer bedrü­cken­den Anonymität.

Marc. C. Woehr: Wie jeder Street-Art-Künst­ler begann er in der 1980er Jah­ren mit ein­fa­chen Schrift­zü­gen, dann folg­ten große, sich über meh­rere Meter erstre­ckende Bil­der. Doch irgend­wann merkte er, dass ihm das hek­ti­sche (weil ver­bo­tene) Arbei­ten bei Nacht im Außen­raum nicht mehr aus­reichte. Er wollte stär­ker kom­po­si­to­risch arbei­ten und beschloss, ein Ate­lier zu bezie­hen und die rauen Außen­mau­ern gegen klas­si­sche Lein­wände einzutauschen.

Roman Klo­nek: Der 1969 in Kat­to­witz, in Polen, gebo­rene Künst­ler stu­dierte in den frü­hen 90ern visu­elle Kom­mu­ni­ka­tion an der Fach­hoch­schule Düs­sel­dorf. Erfah­run­gen hat er nicht nur im unge­wöhn­li­chen Cha­rak­ter-Design, son­dern auch als Grün­der einer non-pro­fit-Gale­rie (Gale­rie Revol­ver) in Düs­sel­dorf, als Gast­pro­fes­sor in Mainz und als Dozent für Druck­gra­fik an der Fach­hoch­schule Würzburg.

Alexis “Bust” Ste­phens: Schon früh ent­deckte er (Jahr­gang 1983) sein Talent für den Tanz und die Male­rei und begann seine künst­le­ri­sche Reise in die urbane Kul­tur. Beim Expe­ri­men­tie­ren mit ver­schie­de­nen Mal­tech­ni­ken knüpfte Alexis bald Kon­takt zur gro­ßen Pari­ser Street­art- und Graf­fiti-Szene. Von Anfang an ent­schied er, dass er Tanz und Male­rei in sei­nem künst­le­ri­schen Stil, sei­nen Moti­ven und sei­ner Per­for­mance ver­bin­den wollte.

Théo Lopez: Er ist eins der beson­de­ren Talente der fran­zö­si­schen Urban Con­tem­po­rary Szene. Er wurde 1989 in einer Pari­ser Vor­stadt gebo­ren, wo er nach wie vor lebt und arbei­tet. In sei­nen Bil­dern glei­ten Linien über die Lein­wände. Sie fol­gen ima­gi­nä­ren Frei­for­men, schwin­gen im har­mo­ni­schen Rhyth­mus, neh­men gerade Wege um plötz­lich ihre Rich­tung zu ändern.

Die Säu­len wer­den von den Künst­lern. Oli­ver “MAGIC” Räke (Düs­sel­dorf), Top­Notch und Demon (beide Essen) gestal­tet. Sie alle haben ihre Wur­zeln im Graf­fiti und sind seit den 80ern oder 90er Jah­ren aktiv. Sie genie­ßen alle drei inter­na­tio­na­len Ruf.