Blick in die Aus­stel­lung ‘Von Wunsch­zet­teln und Thea­ter­liebe — 100 Jahre Düs­sel­dor­fer Volksbühne’,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Uwe Schaffmeister

 

Zum Jubi­läum zeigt das Thea­ter­mu­seum die Geschichte des Ver­eins mit Fokus auf seine Besonderheiten

Der ein­zig­ar­ti­gen Geschichte der Düs­sel­dor­fer Volks­bühne wid­met sich die neue Son­der­aus­stel­lung des Thea­ter­mu­se­ums “Von Wunsch­zet­teln und Thea­ter­liebe — 100 Jahre Düs­sel­dor­fer Volksbühne”.

Die größte Besu­cher­ver­ei­ni­gung Nord­rhein-West­fa­lens wurde 1921 gegrün­det, coro­nabe­dingt ein Jahr ver­spä­tet fei­ern nun das Düs­sel­dor­fer Thea­ter­mu­se­ums & Dumont-Lin­de­mann-Archiv und “Kul­tur am Rhein — Düs­sel­dor­fer Volks­bühne e.V.” das Jubi­läum gemeinsam.

Das Koope­ra­ti­ons­pro­jekt zeigt die Geschichte des Ver­eins nicht chro­no­lo­gisch, son­dern legt den Fokus auf die Beson­der­hei­ten der Düs­sel­dor­fer Volks­bühne. Kura­tiert wurde die vom 5. Novem­ber 2022 bis 12. Februar 2023 lau­fende Schau von der Thea­ter-Medi­en­kul­tur­wis­sen­schaft­le­rin und Kunst­his­to­ri­ke­rin Chris­tina Vollmert.
Zugang zu kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen für alle Die Volks­büh­nen­be­we­gung hat ihren Ursprung in der Arbei­ter­be­we­gung des spä­ten 19. Jahr­hun­derts. Auch den Arbei­te­rin­nen und Arbei­tern sollte die Teil­nahme an Kul­tur ermög­licht wer­den, denn auf­grund der hohen Kar­ten­preise waren sie von Thea­ter und Kon­zer­ten allzu oft aus­ge­schlos­sen. Die Volks­büh­nen bemüh­ten sich des­halb mit ihren jewei­li­gen loka­len Able­gern um güns­tige Ein­tritts­kar­ten, die allen Men­schen den Zugang zu kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen ermög­li­chen soll­ten. Gleich­zei­tig gewan­nen sie dadurch auch an Ein­fluss auf das Pro­gramm­an­ge­bot, da sie schließ­lich eine große Menge an Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern repräsentierten.

Weil das Publi­kum im Zen­trum der Volks­büh­nen steht, stellt auch die Aus­stel­lung des Thea­ter­mu­se­ums die Mit­glie­der der Volks­bühne ins Zen­trum. Für Kura­to­rin Chris­tina Voll­mert sind es die Mit­glie­der, die die Volks­bühne aus­zeich­nen: “In den Vor­ge­sprä­chen zur Aus­stel­lung mit Mit­glie­dern und Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tenr kam eines immer wie­der zum Aus­druck: Alle Betei­lig­ten beton­ten stets den beson­de­ren Gemein­schafts­aspekt der Düs­sel­dor­fer Volks­bühne. So ist es nur rich­tig, die Mit­glie­der und das gemein­schaft­li­che Mit­ein­an­der in den Fokus der Aus­stel­lung zu stel­len. Denn darin liegt ja auch die Wesens­be­stim­mung aller dar­stel­len­den Künste: Ohne Publi­kum kann es keine Auf­füh­run­gen geben. Als Zuschaue­rin­nen und Zuschauer sind die Mit­glie­der der Volks­bühne das tra­gende Ele­ment des Theatererlebnisses.”

Begeg­nung mit den Mit­glie­dern durch ihre Wunsch­zet­tel In der Aus­stel­lung begeg­nen die Besu­che­rin­nen und Besu­cher den Volks­büh­nen­mit­glie­dern in Video­in­ter­views, Foto­pla­nen ver­gan­ge­ner Wer­be­kam­pa­gnen und in Repro­duk­tio­nen von Wunsch­zet­teln. Über diese Wunsch­zet­tel geben die Mit­glie­der zu Beginn der Spiel­zeit an, wel­che Gat­tung sie bevor­zu­gen und an wel­chen Tagen sie am liebs­ten Thea­ter, Klein­kunst, Oper oder Kon­zert auf­su­chen möch­ten. Die Wün­sche der Mit­glie­der vor den Thea­tern zu ver­tre­ten, ist Auf­gabe der Geschäfts­füh­rung. Die 2020 ver­stor­bene Frie­de­rike Wilms ist als Geschäfts­füh­re­rin gera­dezu legen­där gewe­sen: Nicht nur wegen ihres Enga­ge­ments für “ihre” Zuschaue­rin­nen und Zuschauer der Volks­bühne, son­dern auch wegen ihrer exqui­si­ten Gar­de­robe. Einige Klei­der, die sich Frie­de­rike Wilms gerne maß­schnei­dern ließ, sind im Thea­ter­mu­seum zu sehen.

Lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der der Düs­sel­dor­fer Volks­bühne e.V. war Gerd Höge­ner, der für die Lan­des­haupt­stadt zunächst ab 1965 als Käm­me­rer tätig war, diese Posi­tion spä­ter im Ver­bund mit dem Kul­tur­de­zer­nat aus­führte und von 1976 bis 1987 als Ober­stadt­di­rek­tor die Ver­wal­tung führte. Unter sei­ner Lei­tung erlebte die Besu­cher­ver­ei­ni­gung eine Hoch­phase, nicht nur wegen der hohen Mit­glie­der­zah­len, son­dern ebenso auf­grund ihres Ein­flus­ses auf die Düs­sel­dor­fer Kultur.
Bereits sein Vater Mathieu Höge­ner, der an der ursprüng­li­chen Grün­dung 1921 betei­ligt war, fun­gierte ab der Neu­grün­dung nach 1945 als Vor­sit­zen­der der Volks­bühne — ein Amt, das Gerd Höge­ner 1961 von ihm über­nahm. Höge­ners Ein­fluss inner­halb der Volks­bühne, aber auch in Ver­wal­tung und Poli­tik, ver­deut­li­chen Foto­gra­fien und Pres­se­be­richte. Diese Objekte illus­trie­ren, inwie­fern der Erfolg einer ehren­amt­lich geführ­ten Besu­cher­ver­ei­ni­gung stark von den Men­schen abhängt, die sich für sie enga­gie­ren und ihre eige­nen Netz­werke für sie einsetzen.

Zum Abschluss führt die Aus­stel­lung in die Kel­ler­bar im Unter­ge­schoss der Geschäfts­stelle der Volks­bühne in Ober­kas­sel. Eine Foto­ta­pete mit Impres­sio­nen aus die­ser Bar zusam­men mit Möbeln der 1950er- und 1960er-Jahre aus dem Fun­dus des Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­hau­ses lässt die Besu­che­rin­nen und Besu­cher in eine ver­gan­gene Welt ein­tau­chen, in der kul­tur­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen manch­mal in klei­ner Runde getrof­fen wur­den, bevor sie im Kul­tur­aus­schuss offi­zi­ell dis­ku­tiert wur­den. Foto­al­ben bezeu­gen außer­dem feucht­fröh­li­che Abend­stun­den, in denen immer das Netz­werk gepflegt und der Ein­fluss erwei­tert wurde.

Dr. Sascha Förs­ter, Insti­tuts­lei­ter des Thea­ter­mu­se­ums & Dumont-Lin­de­mann-Archivs, freut sich, die Jubi­lä­ums­aus­stel­lung aus­rich­ten zu kön­nen: “Die Volks­büh­nen­be­we­gung ist ein wich­ti­ger Mei­len­stein der deutsch­spra­chi­gen Thea­ter­ge­schichte. Die Aus­stel­lung soll deut­lich machen, dass die­ser Mei­len­stein nicht nur in Ber­lin ein­fluss­reich war, son­dern sich in