Archiv­bild Poli­zei in der Alt­stadt zu Coro­na­zei­ten Foto: LOKALBÜRO

Schlä­ge­reien, Raub­über­fälle, ja sogar Mord- und Tot­schlag — all das gehöre inzwi­schen in der Alt­stadt zur Tages­ord­nung. Schluß damit — die Stadt könne die Zügel nicht wei­ter schlei­fen las­sen las­sen. Und ange­sichts sol­cher Ver­hält­nisse durch Nichts­tun glän­zen — wet­tern die Düs­sel­dor­fer Jon­ges jetzt in einem Brief an die Verantwortlichen.

Unge­wöhn­lich hart ging der mäch­tige Hei­mat­ver­ein aktu­ell mit der Stadt­spitze ins Gericht. Die aus­ufernde Gewalt in der Alt­stadt — so Ver­eins-Chef Wolf­gang Rol­s­ho­ven — habe die „Düsseldorfer Jon­ges“ jetzt auf den Plan geru­fen. Sie ver­lan­gen von der Stadt ein Sicher­heits­kon­zept unter Ein­schluss pri­va­ter Sicher­heits­dienste. Gesteu­ert von einem Koor­di­nie­rungs­gre­mium, das aktu­ell nach Lage entscheidet.

Rechts­an­walt und Vize-Jonges.Chef Sebas­tian Juli: „Die Stadt muß mehr Ver­ant­wor­tung übernehmen und das Trei­ben in der Stadt wie eine Groß­ver­an­stal­tung behan­deln. Sie darf sich nicht weg­du­cken, son­dern muß selbst leis­ten, was sie pri­va­ten Ver­an­stal­tern wie Schützen, Kar­ne­va­lis­ten oder Jazz-Ral­lye-Orga­ni­sa­to­ren abverlangt.“

Erfreu­lich: Die Jon­ges meckern nicht nur, sie kom­men gleich mit eige­nen Vor­schlä­gen um die Ecke und set­zen die Stadt so unter Hand­lungs­druck. Sie haben der Stadt geschrie­ben. Lesen Sie mal — wenn sie mögen:

Sehr ver­ehrte Damen und Herren!

Die „Längste Theke der Welt“ ist ein Begriff. Die Stadt wirbt damit im In- und Aus­land. Es geht um das „pul­sie­rende Herzstück der Lan­des­haupt­stadt“, sogar um eine „Schatz­in­sel“ und einen „Wohlfühlplatz“, wie es wer­bend heißt. Die­ser Wer­bung fol­gen an Wochen­en­den oft mehr als 100 000 Men­schen. Sie erwar­ten gas­tro­no­mi­sche Viel­falt auf engem Raum.
Und ungetrübten Spaß.

Aber: Ran­dale erwar­ten Besu­cher nicht.
Wir Jon­ges haben unser Haus mit­ten in der Alt­stadt und die Szene gut im Blick. Wir sehen, in wel­che Rich­tung sich das „Herzstück“ ent­wi­ckelt. Unbe­schwerte Stun­den kön­nen wir unse­ren Besu­chern längst nicht mehr ver­spre­chen. Gewalt hat sich breit gemacht. Sogar bis hin zu Tötungs­de­lik­ten. Das Herz der Stadt hat, wie es scheint, einen Knacks bekom­men. Aus gro­ßer Sorge her­aus haben wir Jon­ges den Beob­ach­tungs­sta­tus ver­las­sen und ein Kon­zept ent­wi­ckelt, das wir im Januar bei einer Video­kon­fe­renz gern mit Ihnen dis­ku­tie­ren möchten.

Die Grundzüge unse­res Konzeptes:
Von jedem pri­va­ten Ver­an­stal­ter ver­langt die Stadt ein umfas­sen­des Sicher­heits­kon­zept. Die Kar­ne­va­lis­ten müssen es lie­fern, die Schützen, auch die Ver­an­stal­ter der Jazz-Ral­lye. Für die Sicher­heit der Besu­cher ist ein Ver­an­stal­ter ver­ant­wort­lich, er hat eine recht­li­che Ver­pflich­tung dazu.

Wir Jon­ges meinen:
Was die Stadt von pri­va­ten Ver­an­stal­tern erwar­tet, muss sie auch von sich selbst ver­lan­gen. Die „Längste Theke der Welt“ ist eine Groß­ver­an­stal­tung, für die das NRW Innen­mi­nis­te­rium einen gene­ra­li­sier­ten Rah­men­plan ent­wi­ckelt hat. Und zwar gleich nach dem Desas­ter um die Love­pa­rade in Duis­burg. Das Minis­te­rium nennt das Papier einen „Ori­en­tie­rungs­rah­men für die kom­mu­nale Pla­nung, Geneh­mi­gung, Durchführung und Nach­be­rei­tun­gen von Groß­ver­an­stal­tun­gen im Freien“.

Wir haben große Zwei­fel, dass die Stadt sich an die­sen Rah­men hält und befürchten eher, dass sie sich weg­duckt. Wir Jon­ges wol­len die Stadt mehr und ganz direkt in die Ver­ant­wor­tung neh­men und for­dern für die Alt­stadt die Erar­bei­tung eines Sicher­heits­kon­zep­tes, das sich an dem Rah­men­plan des Minis­te­ri­ums ori­en­tiert. In die­sem Rah­men­plan ist die Bil­dung eines stän­di­gen Koor­di­nie­rungs­gre­mi­ums vor­ge­se­hen, in dem Ord­nungs­amt, Poli­zei, Feu­er­wehr und Ret­tungs­dienste Woche für Woche aktu­ell und vor Ort die Lage und damit das Gefähr­dungs­po­ten­tial beur­tei­len und ent­spre­chend reagie­ren kön­nen. Die­ses Kon­troll­gre­mium sollte nicht vom Ord­nungs­amt gelei­tet wer­den; es muss zuvor selbst das Sicher­heits­kon­zept geneh­mi­gen und darf sich nicht selbst kon­trol­lie­ren. Auch externe Exper­ten soll­ten in dem Gre­mium Platz fin­den. Nach Mei­nung von Jon­ges-Vize Sebas­tian Juli ist auch der Ein­satz von pri­va­ten Sicher­heits­diens­ten ange­ra­ten. Sie sol­len keine hoheit­li­chen Auf­ga­ben wahr­neh­men, son­dern als Mel­der ein­ge­setzt wer­den. Die­ses Ver­fah­ren wird bereits beim Japan­tag und beim Rosen­mon­tags­zug prak­ti­ziert. Neben die­sen struk­tu­rel­len Vor­schlä­gen for­dert Rechts­an­walt Juli, der das Kon­zept für den Vor­stand ent­wi­ckelt hat, dass die Stadt den Alko­hol­aus­schank an Altstadt-Büdchen ab 22 Uhr ver­bie­tet. Dies sei über die all­ge­mei­nen poli­zei­li­chen und ord­nungs­recht­li­chen Gene­ral­klau­seln mög­lich. Der Jon­ges Vor­stand ver­tritt die Auf­fas­sung, dass die Stadt bei der Finan­zie­rung des Sicher­heits­kon­zep­tes die Haupt­last tra­gen müsse. Über eine Betei­li­gung der Alt­stadt­wirte könne man reden.

Auch selbst wol­len die Jon­ges einen Bei­trag leis­ten. Sie würden ihr Haus in der Mer­ten­s­gasse als Quar­tier für das Koor­di­nie­rungs­gre­mium zur Verfügung stellen.

Mit freund­li­chen Grüßen,
Wolf­gang Rol­s­ho­ven, Baas
Sebas­tian Juli Vizebaas