Die sind krank“, „Die­ser Baum ist vom gefähr­li­chen Rin­den­mümm­ler befal­len“ oder ein­fach nur lapi­dar „nicht mehr stand­fest“. Es reicht! Wir vom Lokal­büro kön­nen die­sen Scheiß nicht mehr hören. Und fra­gen uns: Wie ernst nimmt es eine Ver­wal­tung mit der Umwelt — trotz diver­ser Spu­ren — , wenn das Ein­zige, was wirk­lich hilft, völ­lig belie­big ist. Bäume! Vor weni­gen Tagen muss­ten zwei alte Schein­aka­zien ihr Leben las­sen. Ver­mut­lich, weil sie auf der Ter­rasse des noblen Andre­as­quar­tiers stan­den und stör­ten. Weil sie im Herbst ihre Blät­ter in die Drinks der Rei­chen & Schö­nen spuckten…

Offi­zi­ell heißt es wie­der: „Trotz aller Bemü­hun­gen wäh­rend der dor­ti­gen Bau­maß­nah­men, sie zu schüt­zen und zu erhal­ten, muss­ten sie gefällt wer­den. Nach Abschluss der Bau­ar­bei­ten vor Ort hat­ten die Bäume trotz aller Anstren­gun­gen ihre Vita­li­tät ein­ge­büßt, ihre Stand- und Bruch­si­cher­heit ver­lo­ren und dadurch war die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht mehr gewähr­leis­tet“, sagt das Gar­ten­amt. Merke: Sobald Geld ins Spiel kommt, haben Bäume keine Chance mehr.

Stimmt nicht? Gleich zwei Bei­spiele aus der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit bewei­sen lei­der das Gegen­teil. An der Reu­ter­ka­serne hat man vier kleine Bäume umge­hauen, weil die Metro dort ihren Pavil­lon hin bauen musste. Und wie­der tischte man uns das Mär­chen vom kran­ken, pilz­be­fal­le­nen Baum auf. Ein Bota­ni­ker damals zu Lokal­büro: „Vier Bäume, gerade Mal vier Jahre jung, aber alle ster­bens­krank – da brau­chen sie kein Fach­mann sein um zu wis­sen, was da läuft.“ Die RP deckte dann end­gül­tig auf: Alle Bäume waren völ­lig gesund.

Das weit­aus grö­ßere Ding ist jetzt in Neuss gelau­fen. Im Stadt­teil Seli­kum und dort an der Ger­hard-Hoehme-Allee am bekann­ten Kin­der­bau­ern­hof stan­den elf präch­tige, alte Kas­ta­nien. Vor Wochen ent­deckte ein “Profi” des Neus­ser Grün­flä­chen­am­tes: Alle tod­krank, die Kas­ta­nien sind von dem gefähr­li­chen Brand­krus­ten­pilz befallen.

Die zum Tode ver­ur­teil­ten Kas­ta­nien hat­ten Glück. Ihre Nach­barn haben viel Geld, sie beauf­trag­ten einen eige­nen Gut­ach­ter. Einen wirk­li­chen Profi. Der stellte fest: Völ­li­ger Unsinn, nicht eine Kas­ta­nie ist krank. Die Stadt hatte es aber so eilig, dass das neue Gut­ach­ten für drei Bäume zu spät kam. Doch acht Kas­ta­nien konn­ten geret­tet wer­den. Übrig bleibt die Frage: Wer pro­fi­tiert vom Fäl­len gesun­der Baume? Oder sind die Gar­ten­amt-Exper­ten ein­fach zu blöd?

Ein Skan­dal, zu dem ört­li­che Poli­ti­ker von der NGZ so zitiert wer­den. Michael Ziege (SPD): „Das Know­how im Grün­flä­chen­amt sei trotz Ver­stär­kung des Teams – offen­bar nicht aus­rei­chend, in so gra­vie­ren­den Fäl­len alleine zu fun­dier­ten Bewer­tun­gen zu kom­men.“
Und Ingrid Schä­fer (CDU) soll gemut­maßt haben, „ob uns die Ver­wal­tung da einen erzählt hat“ – um die Kos­ten für die Pflege der uralten Bäume loszuwerden.

Wie auch immer — das Ver­trauen ist auf brei­ter Front dahin. Futsch. Um etwas Gaub­wür­dig­keit zurück zu gewin­nen, gibt es nach unse­rer Ansicht nur einen Weg: Zukünf­tig externe Gut­ach­ter — zum Bei­spiel vom BUND oder ande­rer Natur­schutz-Orga­ni­sa­tio­nen — zu beauf­tra­gen. Oder?