Archiv­bild Feu­er­wehr Düs­sel­dorf Foto: LOKALBÜRO

 

Feucht und kalt – wäh­rend wir Men­schen uns nach Sonne und stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren seh­nen, tut dem Wald das aktu­elle Wet­ter gut. Die Nie­der­schläge sor­gen für Boden­feuchte und ver­rin­gern die Wald­brand­ge­fahr. Auch der Fich­ten­bor­ken­kä­fer „Buch­dru­cker“ fliegt erst ab einer Tem­pe­ra­tur von etwa 16,5 °C. Grund zur Ent­war­nung besteht aber nach Ein­schät­zung des Umwelt­mi­nis­te­ri­ums und des Lan­des­be­trie­bes Wald und Holz Nord­rhein-West­fa­len nicht. Da die Laub­bäume jetzt noch kein dich­tes Blät­ter­dach tra­gen, kann die Sonne unge­hin­dert die am Boden lie­gen­den Äste, Grä­ser und Pflan­zen­teile aus­trock­nen. Schon nach kur­zer Tro­cken­zeit kann dies lokal zu einer hohen Wald­brand­ge­fahr füh­ren. Im April des Vor­jah­res haben in meh­re­ren Wald­ge­bie­ten in Nord­rhein-West­fa­len Wald­brände gewütet.

„Die zum Teil ver­hee­ren­den Wald­brände des Vor­jah­res sind uns alle noch vor Augen“, mahnt Umwelt­mi­nis­te­rin Ursula Hei­nen-Esser zur Vor­sorge: „Die feuchte Wit­te­rung trügt. Alle Wald­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher müs­sen umsich­tig sein und sich drin­gend an Regeln hal­ten: Kein Rau­chen und kein Feuer im Wald, auch kleinste Brände sofort der Feu­er­wehr melden.“

Im Früh­ling und in den Som­mer­mo­na­ten steigt das Wald­brand­ri­siko durch aus­ge­trock­nete Boden­ve­ge­ta­tion ins­be­son­dere in den geschä­dig­ten Nadel­wäl­dern an. Zudem haben Stürme, Tro­cken­heit und der Bor­ken­kä­fer­be­fall zu einer Zunahme von tro­cke­nen Holz­res­ten geführt. Allein im Jahr 2020 wur­den in Nord­rhein-West­fa­len 227 Brände regis­triert, die eine Wald­flä­che von ins­ge­samt rund 60 Hektar zer­stört haben. Die meis­ten Brände wer­den durch Men­schen verursacht.

Andreas Wiebe, Lei­ter des Lan­des­be­trie­bes Wald und Holz Nord­rhein-West­fa­len: „Der Umfang der Wald­brände im letz­ten Jahr war außer­ge­wöhn­lich hoch. Die Kli­ma­krise stellt uns als Hüter des Wal­des vor ganz neue Her­aus­for­de­run­gen. Mit der Wie­der­be­wal­dung mit struk­tur­rei­chen Misch­wäl­dern leis­ten unsere Förs­te­rin­nen und Förs­ter auch einen wich­ti­gen Bei­trag, um die Wald­brand­ge­fahr zu senken.”

Zum Aus­bau der Wald­brand­vor­sorge hat die Lan­des­re­gie­rung im ver­gan­ge­nen Jahr rund 6,5 Mil­lio­nen Euro bereit­ge­stellt. Damit wer­den unter ande­rem die Sanie­rung von Feu­er­lösch­tei­chen finan­ziert oder die Ein­rich­tung einer kame­ra­ge­stütz­ten Wald­brand­früh­erken­nung im Regio­nal­forst­amt Nie­der­rhein. In Ergän­zung kön­nen die Mit­tel zur Finan­zie­rung der Ent­nahme von tro­cke­nem Holz in beson­de­ren Gefah­ren­be­rei­chen die­nen. Gemein­sam mit dem Innen­mi­nis­te­rium und wei­te­ren Part­nern prüft das Umwelt­mi­nis­te­rium dar­über hin­aus wei­tere Mög­lich­kei­ten zur Ver­bes­se­rung der Wald­brand­vor­sorge, ins­be­son­dere durch neue Poten­ziale der Digitalisierung.

Bor­ken­kä­fer-Flug durch kalt-feuch­tes Wet­ter verzögert

Wei­ter auf Hoch­tou­ren lau­fen im Wald die Arbei­ten zur Ein­däm­mung und Bewäl­ti­gung der dra­ma­ti­schen Schä­den durch Sturm, Dürre und Bor­ken­kä­fer. Nach einer aktu­el­len Erhe­bung des Lan­des­be­trie­bes Wald und Holz NRW sind seit 2018 allein in den Fich­ten­wäl­dern rund 32,7 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Schad­holz ange­fal­len (Stand 31.03.2021). In die­sem Jahr ver­zö­gert das kalte und feuchte Wet­ter der ver­gan­ge­nen Wochen die erste Flug­zeit der Bor­ken­kä­fer. Auch die tie­fen Fröste führ­ten zu einer Schwä­chung der Bor­ken­kä­fer-Popu­la­tion. Im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren gibt es Licht­bli­cke bei der Bor­ken­kä­fer­ent­wick­lung. Den­noch sind noch gewal­tige Bor­ken­kä­fer-Men­gen im Wald vor­han­den. Wich­tig ist daher nun, diese Phase zu nut­zen, um gezielt befal­lene Bäume zu ent­neh­men und damit ein wei­te­res Schwär­men und Aus­brei­ten auf Nach­bar­bäume zu verhindern.

Das Land bie­tet für die Bewäl­ti­gung der Schä­den und die Wie­der­be­wal­dung breite Unter­stüt­zung. „Wir rech­nen damit, dass Wald­be­sit­ze­rin­nen und Wald­be­sit­zer nach der Scha­dens­be­wäl­ti­gung in die­sem Jahr ver­stärkt die Wie­der­be­wal­dung ange­hen kön­nen. Ziel muss dabei die Ent­wick­lung von viel­fäl­ti­gen und kli­ma­sta­bi­len Misch­wäl­dern sein. Diese sind öko­lo­gisch wich­tig und tra­gen gleich­zei­tig zu einer Risi­ko­mi­ni­mie­rung für die Wald­be­sit­ze­rin­nen und ‑besit­zer bei“, so Minis­te­rin Hei­nen-Esser. Lagen die Mit­tel für die forst­li­che För­de­rung in Nord­rhein-West­fa­len 2018 noch bei rund 4 Mil­lio­nen Euro, hat sich diese Summe im Jahr 2020 auf über 57 Mil­lio­nen Euro (davon 41,4 Mil­lio­nen Euro für Extrem­wet­ter-För­de­rung) ver­viel­facht. Im Jahr 2021 ist eine wei­tere Auf­sto­ckung der För­der­mit­tel für den Wald auf über 75 Mil­lio­nen Euro vorgesehen.