Dr. Bas­tian Fleer­mann Foto: LOKALBÜRO

 

“Ulmer Höh‘. Das Gefäng­nis Düs­sel­dorf-Deren­dorf im Natio­nal­so­zia­lis­mus” — so lau­tet der Titel des neu erschie­nen Wer­kes, das die Mahn- und Gedenk­stätte und ihr För­der­kreis am heu­ti­gen Mon­tag, 21. Juni, prä­sen­tier­ten. Das von Insti­tuts­lei­ter Dr. Bas­tian Fleer­mann ver­fasste Werk erscheint nun im Droste-Ver­lag. Das 488 Sei­ten starke Buch erzählt die Geschichte des Gefäng­nis­ses und der Män­ner und Frauen, die dort in den Jah­ren 1933 bis 1945 aus poli­ti­schen oder “ras­si­schen” Grün­den inhaf­tiert waren.

Zum his­to­ri­schen Hin­ter­grund Tau­sende Men­schen waren zwi­schen 1933 und 1945 im Gefäng­nis Düs­sel­dorf-Deren­dorf inhaf­tiert – ein Groß­teil von ihnen waren poli­ti­sche Gefan­gene, Regime­geg­ner oder aus ras­sis­ti­schen Grün­den Ver­folgte. Die “Ulmer Höh’ ”, wie das Gefäng­nis im Volks­mund genannt wurde, war für viele Häft­linge nur eine Zwi­schen­sta­tion auf dem Weg in die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Hinzu kamen die regu­lä­ren Straf­tä­ter. Die Quel­len deu­ten jedoch dar­auf hin, dass wäh­rend der NS-Herr­schaft die Gren­zen die­ser Häft­lings­ka­te­go­rien zuneh­mend unschär­fer wur­den: Ein­fa­che Diebe gal­ten nun in poli­ti­sier­ter Form als “Volks­schäd­linge” oder “Reichs­feinde”.

Zu den bekann­tes­ten Häft­lin­gen gehör­ten unter ande­rem Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Robert Lehr, der spä­tere Stadt­di­rek­tor Dr. Walt­her Hen­sel, der Schau­spie­ler und Regis­seur Wolf­gang Lang­hoff, der Schrift­stel­ler Bernt Engel­mann, der Kunst­ma­ler Peter Lud­wigs, der kom­mu­nis­ti­sche Wider­stands­kämp­fer Wil­helm Knö­chel oder der Gene­ral­prä­ses der katho­li­schen Jugend­be­we­gung Lud­wig Wolker.

Nach 1939 inter­na­tio­na­li­sierte sich die Gefan­ge­nen­ge­sell­schaft mas­siv durch die Inhaf­tie­rung von aus­län­di­schen Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangs­ar­bei­tern, die ab 1943 die Mehr­heit der Gefan­ge­nen aus­mach­ten. Am 2./3. März 1945 wurde die Anstalt “geräumt”, die geschwäch­ten und kran­ken Häft­linge wur­den in andere Haft­stät­ten “ver­legt”. Das Haus war vor allem wegen sei­nes “Bezirks­kran­ken­hau­ses”, in dem kranke Gefan­gene aus allen Gefäng­nis­sen der Region behan­delt wur­den, expo­niert, da hier mas­sen­haft Medi­zin­ver­bre­chen ver­übt wur­den (Kas­tra­tio­nen und Ste­ri­li­sa­tio­nen). Ins­be­son­dere die Gestapo-Beam­ten, die das Haus für sich rekla­mier­ten miss­han­del­ten viele Gefan­gene schwer. Viel­fach kam es zu tat­säch­li­chen oder ver­meint­li­chen Sui­zi­den. Die Stu­die gleicht die amt­li­che und büro­kra­ti­sche Über­lie­fe­rung mit den per­sön­li­chen Erin­ne­run­gen von Über­le­ben­den, mit per­sön­li­chen Nach­rich­ten, Tage­buch­ein­trä­gen und Brie­fen ab. Ins­ge­samt ent­steht so ein ver­gleichs­weise dich­tes Bild einer deut­schen Straf­an­stalt wäh­rend der NS-Diktatur.

Das 1893 erbaute Gefäng­nis wurde bis Februar 2012 als JVA genutzt und in den Fol­ge­jah­ren fast voll­stän­dig abge­ris­sen. Am Platz ent­steht ein neues Stadtquartier.
Der För­der­kreis der Gedenk­stätte, die Firma Inter­bo­den GmbH & Co KG, die das ehe­ma­lige JVA-Gelände ent­wi­ckelt, und der Droste-Ver­lag hat­ten am heu­ti­gen Mon­tag, 21. Juni, zu einer Buch­vor­stel­lung in die alte Klei­der­kam­mer unter­halb der Kapelle an der Ulmen­straße gela­den – also in den letz­ten noch ste­hen­den Räum­lich­kei­ten der ehe­ma­li­gen JVA. Bür­ger­meis­ter Josef Hin­kel sprach ein Gruß­wort. Unter den Gäs­ten waren Dr. Ulrich Thole, Vize­prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts, Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Annette Klinke sowie der ehe­ma­lige Gene­ral­staats­an­walt Emil Brachthäuser.

Das Buch Bas­tian Fleer­mann: “Ulmer Höh’. Das Gefäng­nis in Düs­sel­dorf-Deren­dorf im Natio­nal­so­zia­lis­mus”, 488 Sei­ten, Hard­co­ver mit Lese­bänd­chen, ISBN 978–3‑7700–6044‑3, 22 Euro. Das Buch ist ab sofort im Buch­han­del und in der Mahn- und Gedenk­stätte, Müh­len­straße 29, erhältlich.