
Stellten die neue Sonderausstellung vor: (v. r.) die Leiterin des Hetjens, Dr. Daniela Antonin, die Künstlerin Naomi Akimoto sowie die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Christina Kallieris,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin
Das Hetjens — Deutsches Keramikmuseum präsentiert vom 9. September bis zum 6. Februar die neue Sonderausstellung “Im Tau des Morgens – Highlights japanischer Keramik aus 160 Jahren”. Die Herstellung von Keramik wird in Japan besonders hoch angesehen. Anlässlich des 160-jährigen Jubiläums der deutsch-japanischen Freundschaft und im Rahmen der diesjährigen Japan-Tage am 11./12. September zeigt das Hetjens ausgewählte Exponate japanischer Keramikkunst aus drei Jahrhunderten, darunter Gefäßkeramiken aus der Sammlung Prof. Helmut Hentrichs. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem EKŌ-Haus, Düsseldorf statt. Die Schirmherrschaft hat das Japanische Generalkonsulat übernommen.
Die Entwicklung der japanischen Keramikkunst 1853 erzwang eine Flotte der Amerikaner unter dem Kommando des Seeoffiziers Matthew C. Perry die Öffnung Nippons für ausländische Märkte. Die Wiederaufnahme der Handelsbeziehung mit dem Westen, nach über 200 Jahren, ebnete auch den Weg für einen bis dato nicht gekannten kulturellen Austausch, in dessen Zuge japanische Kunstgegenstände große Beliebtheit erlangten. Vor allem die elfenbeinfarbenen Satsuma-Keramiken mit ihren prächtigen Malereien erregten auf den Weltausstellungen in Wien (1873) und Philadelphia (1876) großes Aufsehen und entwickelten sich zu wahren Exportschlagern.
Im 20. Jahrhundert dienten die Schöpfungen japanischer Studiokeramiker zahlreichen westlichen Kollegen als Inspiration. Hier gilt Kanjirō Kawai als einer der wegweisenden Töpfer Japans, die während der “mingei”-Bewegung (wörtl. “Kunst des Volkes”) die traditionelle Volkskunst zu einer neuen Blüte getrieben hatten. Nach seinem Keramikstudium in Tokio war er für das Kyoto Ceramic Testing Institute tätig, an dem er den einflussreichen Keramiker Hamada Shōji kennenlernte. Dieser erlangte in Europa vor allem durch seine enge Zusammenarbeit in den frühen 1920er-Jahren mit dem britischen Töpfer Bernard Leach Bekanntheit. Europäische Studiokeramiker orientierten sich in den kommenden Jahrzehnten an der japanischen Ästhetik und den traditionsreichen Herstellungstechniken wie dem Raku-Brand.
Zeitgenössische Keramikkünstler bringen die plastische Qualität des Tons bis an die Grenzen des Materials für bildhauerische Schöpfungen, die vor allem natürliche Formen zum Vorbild haben. Beeindruckend durch ihre Größe und ihre biomorphe Gestalt sind die Plastiken des Keramikkünstlers Harumi Nakashima, der in seiner Werkstatt unweit Nagoyas die charakteristischen blauen Punkte auf der Objektoberfläche anbringt. Auch die lange Tradition der Glasurtechnik wird von heutigen Künstlern weitergeführt: So greift Hideaki Miyamura mit seinen Lüsterglasuren eine Technik auf, die im 9. Jahrhundert in Mesopotamien aufkam und im Europa des Jugendstils eine Renaissance erlebte. Die Exponate belegen nicht nur die hohe technische Fertigkeit der Kunstschaffenden, sondern zeigen auch, wie lebendig und vielseitig die Keramikkunst bis heute in Japan ist.
Umfassendes Rahmenprogramm
Ein umfassendes Rahmenprogramm zeigt die vielseitigen Aspekte japanischer Kultur und Keramikkunst: Passend zu den Japan-Tagen am 11. und 12. September bietet das Hetjens Kurzführungen durch die Ausstellung sowie eine Präsentation zu japanischer Tusche-Malerei mit der Künstlerin und Meisterschülerin der Düsseldorfer Kunstakademie, Naomi Akimoto, an.
Am Mittwoch, 20. Oktober, berichtet Ruth Jäschke in dem Vortrag “Vom kurzen Bahnhofshalt zum Japan-Zentrum in Deutschland: 160 Jahre Düsseldorf-Japan” über die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen. Als die Takeuchi-Mission 1862 das Rheinland besuchte, hielt sie sich, von Einheimischen neugierig bestaunt, nur rund zwei Stunden zum Einnehmen einer Mahlzeit am Bahnhof Düsseldorf auf, ehe sie nach Köln weiterreiste. Erst rund 100 Jahre später entstand in Düsseldorf – inzwischen Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens – allmählich eine umfangreiche japanische Infrastruktur und die bis heute größte japanische Gemeinde in Deutschland. Der Vortrag beleuchtet bekannte und weniger bekannte Stationen dieser Entwicklung anhand zahlreicher Bildmaterialien sowie anderer Zeitzeugnisse und vermittelt einen Einblick in die deutsch-japanischen Beziehungen in und um Düsseldorf.
Am Mittwoch, 24. November, lädt das Hetjens zu einer Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem EKŌ-Haus ein. Welche Rolle spielte gerade der Zen-Buddhismus für die Entstehung von Kunstformen wie Teezeremonie und Ikebana (Blumensteck-Kunst), die heutzutage das westliche Bild von Japan entscheidend prägen? Der Direktor des EKŌ-Hauses, Prof. Hisao Matsumaru, gibt Antworten auf diese Fragen. Seit über vier Jahrzehnten mit Zen vertraut, absolvierte er während seiner Zeit an der Kyōto-Universität mehrere Jahre intensiv Zazen-Übungen (Sitzmeditation) und pflegt noch heute engen Kontakt zu Zen-Praktizierenden wie dem zur Kyōto-Schule zählenden Philosophen Ryōsuke Ōhashi. Ergänzend zu Matsumarus Erläuterungen stellt die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Christina Kallieris, ausgewählte Beispiele japanischer Teekeramik aus den Beständen des Hetjens vor.
Das Rahmenprogramm in der Übersicht:
Bitte beachten: Sowohl für die Veranstaltungen an den Japantagen als auch für das weitere Rahmenprogramm gilt für die Teilnahme die “3G-Regel”: Für die Teilnahme ist somit ein Nachweis über eine vollständig abgeschlossene Impfung gegen COVID-19, über eine Genesung oder über ein negatives Testergebnis (nicht älter als 48 Stunden) erforderlich.
- Mittwoch, 8. September, 19 Uhr Eröffnung der Ausstellung. Hinweis: Aufgrund der begrenzten Teilnehmendenzahl und der großen Nachfrage sind bereits alle Plätze vergeben.
- Samstag, 11. September, und Sonntag, 12. September. jeweils um 13 und 14 Uhr Japan-Tage im Hetjens — Kurzführungen mit Kuratorin Dr. Christina Kallieris
- Sonntag, 12. September, 15 Uhr Japan-Tage im Hetjens — Chrysantheme, Bambus und Kiefer: Präsentation japanischer Tusche-Malerei (Sumi‑e) mit der Künstlerin Naomi Akimoto
- Samstag, 9. Oktober, 15 Uhr Künstlergespräch: Das Unsichtbare sichtbar machen – Die Kuratorin Dr. Christina Kallieris im Gespräch mit der Malerin und Bildhauerin Naomi Akimoto, Meisterschülerin der Kunstakademie, Düsseldorf
- Mittwoch, 20. Oktober, 18.30 Uhr “Vom kurzen Bahnhofshalt zum Japan-Zentrum in Deutschland: 160 Jahre Düsseldorf-Japan” – Vortrag von Ruth Jäschke, Wiss. Mitarbeiterin am EKŌ-Haus der Japanischen Kultur, Düsseldorf
- Mittwoch, 1. Dezember, 18.30 Uhr “Zen & Kunst” – Podiumsdiskussion mit Professor Dr. Hisao Matsumaru, Direktor des EKŌ-Hauses der Japanischen Kultur, Düsseldorf, und Präsentation japanischer Teekeramik mit Dr. Christina Kallieris, Kuratorin
- Mittwoch, 2. Februar 2022, 18.30 Uhr “Zwischen Tradition und Moderne: Die Keramikproduktion in Shigaraki” – Vortrag mit der Künstlerin Naomi Akimoto, Artist in Residence Shigaraki Ceramic Culture Park Nov. 2021 – Jan. 2022
- Weitere Termine für Führunge: Immer mittwochs um 18 Uhr, 27. Oktober, 17.November, 8. Dezember, 12. Januar 2022.