Prof. Boll Foto: © 2021 – Hatje Cantz Buch Foto

 

Hat sich der Kunst­markt aus Sicht der Auktions-Häuser, Künstler, Museen, Gale­ris­ten und Anle­ger also wirk­lich fun­da­men­tal verändert?

Zu die­sem hoch­ak­tu­el­len Thema fand am 9. Novem­ber 2021 von Sei­ten des Anna Maria Luisa de Medici e.V. gemein­sam mit der Digi­ta­len Stadt eine span­nende Podi­ums­dis­kus­sion mit Prof. Dirk Boll – Präsident Christie’s EMEA, Dr. Felix Krämer, Gene­ral­di­rek­tor Kunst­pa­last Düsseldorf, Meike Den­ker, Gale­rie Kunst & Den­ker, Giu­lia Bowin­kel / Frie­de­mann Banz, Banz & Bowin­kel, Künstler und Hans­pe­ter Sau­ter, Direk­tor Pri­vat­bank Julius Bär, unter der Lei­tung von Arnd Pet­me­cky – Prä- sident des Anna Maria Luisa de Medici e.V. im NRW-Forum Düsseldorf statt.

Rund 70 Gäste aus Kunst, Kul­tur, Poli­tik und Wirt­schaft folg­ten der persönlichen Ein­la­dung, um bei die- ser span­nen­den Dis­kus­sion der hochkarätigen Gesprächspartner live dabei zu sein. Auf­grund der Bestim­mun­gen fand diese Ver­an­stal­tung im klei­nen Rah­men statt und wurde gleich­zeitg via Live-Stream übertragen.

Die Fol­gen des Lock­downs in der Kunst­szene sind inzwi­schen unübersehbar. Gale­rien und Museen muss- ten während der letz­ten Monate geschlos­sen blei­ben, Aus­stel­lun­gen fie­len aus und Künstler ver­lo­ren den Kon­takt zu ihrem Publi­kum: Der Kunst­markt im Ausnahmezustand!

Auf­grund der Coro­na­pan­de­mie wurde ein gwal­ti­ger Tech­no­lo­gie­schub in Gang gesetzt, der den Kunst- markt nach­hal­tig verändert hat und wei­ter verändern wird. Kunst­markt­teil­neh­mer ver­schie­de­ner Prä- gung – Händler, Gale­ris­ten, Auktionshäuser, Mes­sen, Künstler, Samm­ler und Finanzhäuser – waren bis vor Kur­zem erstaun­li­cher­weise alles andere als tech­no­lo­gie­af­fin. Dies hat sich schnell verändert. Die Digi­tale Kunst boomt, wird aber auch befeu­ert durch die tech­ni­sche Ent­wick­lung der letz­ten Jahre.

Sie hat eine jüngere und tech­no­lo­gie­af­fi­nere Samm­ler­schaft auf die Kunstmärkte gebracht und zu inno- vati­ven neuen Model­len und inter­es­san­ten For­ma­ten geführt. Auch die eta­blier­ten Samm­le­rin­nen und Samm­ler zei­gen sich digi­ta­len Instru­men­ten gegenüber weit­aus offe­ner. «NFT» ist der neu­este Trend: Kunst­samm­ler von Krypto-Kunst oder eben auch NFT-Kunst erhal­ten für ihr Geld (in Gestalt von Kryp- towährung) ein Non-Fun­gi­ble Token (NFT). Oder zu Deutsch: eine nicht aus­tausch­bare Wert­marke, also ein Vermögenswert in digi­ta­ler Form, der in einer Block­chain, einer fälschungssicheren Liste von Datensätzen, gespei­chert wird.

Mit Krypto- oder NFT-Kunst kann inzwi­schen spe­ku­liert wer­den, wie mit phy­si­schen Kunst­wer­ken auch, solange es einen Markt dafür gibt. Und der exi­si­tiert mit­ler­weile. Denn auch dies ist mit dem tra­di­tio- nel­len Kunst­markt zu ver­glei­chen: Wo eine Geld­schwemme besteht, boomt das Geschäft mit der Kunst. Im Par­al­lel­uni­ver­sum der Kryptowährungen beläuft sich deren Gesamt­wert gegenwärtig auf gewal­tige 2,5 Bil­lio­nen Dol­lar. Vor der Pan­de­mie waren es noch 300 Milliarden.

Hier schließt sich der Kreis aus Pan­de­mie, Vir­tua­li­sie­rung, Digi­ta­li­sie­rung und Digi­ta­ler Kunst. Die Pande- mie fördert Vir­tua­li­sie­rung, die Tech­nik ver­ein­facht die Digi­ta­li­sie­rung, Block­chain zer­ti­fi­ziert Ein­ma­lig- keit und Besitz, und der Anle­ger ver­dient am Boom!

Was diese Ent­wick­lung für die Zukunft am Kunst­markt aus Sicht der Auktions-Häuser bedeu­tet, sieht Prof. Dirk Boll, Präsident Christie’s EMEA so: “NFT sind eine inter­es­sante Tech­no­lo­gie und künstlerische Spra­che, die weite Möglichkeiten eröffnet, Kunst zu schaf­fen, zu ver­mit­teln und auch zu han­deln. Parti- zipa­to­ri­sche Modelle, klare Wie­der­ver­kaufs­re­ge­lun­gen die Sicher­heit der Block­chain sind aus­ge­spro- chen zeitgemässe Aspekte. Für die Samm­ler­schaft ergibt sich dar­aus ein span­nen­des Ent­wick­lungs­feld, in dem die Kano­ni­sie­rung gerade erst startet.“