Archif­bild Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und Baas der Jon­ges Wolf­gang Rol­s­ho­ven Foto: LOKALBÜRO

 

Die Rhei­ni­sche Post hat in der Mon­tags­aus­gabe ein Inter­wiev mit dem Ober­bür­ger­meis­ter Kel­ler ver­öf­fent­lich. In dem Inter­wiev ging es unter­and­e­rem auch um Fra­gen zu den Düs­sel­dor­fer Jonges.

Hier Aus­züge aus dem Bei­trag der Rhei­ni­schen Post:

„Die Jon­ges dis­kri­mi­nie­ren Frauen“

Die Düs­sel­dor­fer Jon­ges befürch­ten beim Thema Alt­stadt, die Stadt könnte sich weg­du­cken. Wie sehen Sie heute die Kritik?

Kel­ler
Das ist wirk­lich an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen. Das Thema war und ist für uns in der Stadt­ver­wal­tung wirk­lich sehr wich­tig, und wir arbei­ten mit ver­ein­ten Kräf­ten daran. Sicher­heit und Sau­ber­keit in der Stadt und vor allem die Sicher­heit in der Alt­stadt ste­hen ganz oben auf unse­rer Prio­ri­tä­ten­liste – und sind für mich eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit. Hier duckt sich von städ­ti­scher Seite nie­mand weg.

Es gibt das Ange­bot, dass Sie wie andere Ober­bür­ger­meis­ter vor Ihnen auch in den erwei­ter­ten Vor­stand der Jon­ges ein­tre­ten. Neh­men Sie das Ange­bot an?

Kel­ler
Ich habe dem Baas der Jon­ges geschrie­ben, dass ich das nicht tun werde. Ich habe dafür drei Gründe: Als Ober­bür­ger­meis­ter ver­trete ich unab­hän­gig städ­ti­sche Inter­es­sen. Die Ver­gan­gen­heit hat gezeigt, dass diese nicht immer deckungs­gleich mit den Inter­es­sen der Jon­ges sind. Da sind Kon­flikte pro­gram­miert und ich werde und möchte mir meine Unab­hän­gig­keit bewah­ren. Der zweite Grund ist: Der Baas hat gesagt, er wolle sich gerne mit dem Ober­bür­ger­meis­ter im Vor­stand schmü­cken. Wenn ich in einen Vor­stand ein­trete, dann um tat­kräf­tig mit­zu­ar­bei­ten, nicht um ihn zu dekorieren.

Aber Sie sind bereits Mit­glied der Jon­ges, nicht wahr?

Kel­ler
Ja, das bin ich schon in mei­ner Zeit als Düs­sel­dor­fer Dezer­nent vor rund zehn Jah­ren geworden.

Und der dritte Grund?

Kel­ler
Die Jon­ges sind ein rei­ner Män­ner­ver­ein. Frauen wird die Mit­glied­schaft ver­wehrt, spo­ra­di­sche Ein­la­dun­gen von Refe­ren­tin­nen erset­zen nicht eine Mit­glied­schaft. Gerade Düs­sel­dorf, das sich land­auf und ‑ab sei­ner Welt­of­fen­heit rühmt, sei­ner Moder­ni­tät, Tole­ranz und Viel­falt, lebt diese Offen­heit, und ich möchte mich jeden Tag für sie ein­set­zen. Als Ober­bür­ger­meis­ter fühle ich mich die­sen Wer­ten ver­pflich­tet und setze ich mich – aus ehr­li­cher Über­zeu­gung – jeden Tag für Gleich­be­rech­ti­gung ein. Des­halb werde ich keine füh­rende Funk­tion in einem Ver­ein über­neh­men, der nach wie vor die Hälfte der Düs­sel­dor­fer Bevöl­ke­rung aus­schließt und damit diskriminiert.

Es gibt ja auch Frauenvereine.

Kel­ler
Jeder Ver­ein kann ent­schei­den, wie er sich posi­tio­niert. Wenn er jedoch gesell­schafts­po­li­tisch mit­re­den will, muss er dis­kri­mi­nie­rungs­frei zugäng­lich sein. Für mich — als Ober­bür­ger­meis­ter, aber auch pri­vat – sind Unab­hän­gig­keit, Mit­be­stim­mung, Viel­falt die Leit­li­nien für mein Han­deln, und wenn dies in Zukunft deckungs­gleich mit der Aus­rich­tung der Jon­ges sein sollte, werde ich nach mei­ner Amts­zeit gerne bereit sein, in den erwei­ter­ten Vor­stand einzutreten.

Was wün­schen Sie sich denn als Ver­eins­mit­glied, was könn­ten die Jon­ges tun?

Kel­ler
Ich würde es als Jon­ges-Mit­glied sehr befür­wor­ten, wenn die Mit­glied­schaft auch Frauen offen­stünde. Was spricht denn gegen gemischte Tisch­ge­mein­schaf­ten? Auch in den tra­di­ti­ons­rei­chen Rota­ryclubs gibt es diese Ver­än­de­run­gen, und das ist rich­tig und wich­tig. Tra­di­tion und Inno­va­tion schlie­ßen sich ja nicht aus – und Viel­falt ist immer ein Gewinn.

 

Hierzu nimmt der Baas der Düs­sel­dor­fer Jon­ges wie folgt Stellung:

Dass wir Jon­ges – also unsere 3300 Mit­glie­der (!) – Frauen dis­kri­mi­nie­ren, wei­sen wir mit Nach­druck zurück. Das wird Herr Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Kel­ler auch nicht ernst­haft behaup­ten kön­nen, zumal er in sei­ner inzwi­schen mehr als 10 Jahre wäh­ren­den Zeit als Ver­eins­mit­glied bis­her nichts der­glei­chen behaup­tet hat. Wir Jon­ges set­zen uns in viel­fäl­ti­ger Weise für Frauen ein, gerade auch in enger Zusam­men­ar­beit mit der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf und ande­ren Frauenorganisationen.

Im Übri­gen begrü­ßen wir den Vor­stoß des Ober­bür­ger­meis­ters zur Mit­glied­schaft von Frauen. Die Debatte wird in unse­rem Ver­ein schon län­ger geführt. Und auch wir als Vor­stand bie­ten dafür gerne Raum. Wir gehen davon aus, dass Herr Dr. Kel­ler als Ver­eins­mit­glied auf der nächs­ten Mit­glie­der­ver­samm­lung einen ent­spre­chen­den Antrag stel­len und den Mit­glie­dern zur Abstim­mung per­sön­lich vor­stel­len wird. Die nächste Mit­glie­der­ver­samm­lung fin­det ver­mut­lich bereits am 26. April 2022 statt, wenn wir hof­fent­lich wie­der den Hen­kel-Saal nut­zen kön­nen, was uns die Corona-Pan­de­mie der­zeit lei­der verwehrt.

Fer­ner freuen wir uns, dass unsere kon­struk­tive Initia­tive zur Alt­stadt­si­cher­heit mit dem Brief des Ober­bür­ger­meis­ters an die Lan­des­re­gie­rung erste Früchte trägt. Auch hier­bei unter­stüt­zen wir selbst­ver­ständ­lich wei­ter­hin gerne und ste­hen für einen kon­struk­ti­ven Aus­tausch immer gerne zur Verfügung.