Foto: Hol­ger Stoldt

 

Vor 45 Jah­ren und 2 Mona­ten schloss das Cream­cheese auf der Neu­brück­straße für immer seine Türen.

Das nahm Hol­ger Stoldt, Künst­ler und der letzte Bar­kee­per im Cream­cheese zum Anlass, eine beson­dere Hom­mage an die­sen „Laden“ zu schaffen.

Der Vor­stand des Cream­cheese-Ver­eins, Michael Noto­witz, zeigte sich ebenso begeis­tert von dem Werk des Künst­lers und auch der Bereit­schaft, 10% des Kauf­prei­ses an den Ver­ein zu spenden.
Er sagte, dass die­ses Bild in beson­de­rer Weise die Zeit und den „Laden Cream­cheese“  wür­digt. Er freut sich jetzt natür­lich über ein reges Inter­esse an dem Bild und wünscht dem Künst­ler Hol­ger Stoldt viel Erfolg.

 

Hier der Text des Künst­lers zu der Zeit, zu dem Laden und dem Bild

Das Cream­cheese und ich
(oder die Hom­mage eines Ehe­ma­li­gen an die­sen Laden)

Ich kann mich nicht daran erin­nern, dass ich im Cream­cheese am letz­ten Tag das Licht aus­ge­macht habe. Es war halt so und auf der Flin­ger­straße gab es bereits das Cream. Ich kann mich aber an vie­les Ande­res erin­nern: an Egon, den Kell­ner, auch den Wer­ner und Wilma, die Klo­frau, die immer nur Weiß­wein trank, an Achim Rei­nerts, der mit sei­ner Vil­lin­ger-Kiel im Mund­win­kel vor der Tür stand und Ein­tritt- und Ver­zehr­mar­ken ver­kaufte. 5 Mark hatte es gekos­tet im Jahr 1973 — 1,25 DM für ein Bier oder eine Cola/Limo -, als ich im Cream­cheese anfing zu arbei­ten. Ich war Glä­ser­blitz, mit der wich­tigste Job in der Gas­tro.: denn ohne Glä­ser keine Getränke. Ich kam aus der Mitzi, die­sem wun­der­schö­nen rot­be­leuch­te­ten Laden auf der Kurze-Straße mit der rie­si­gen gemau­er­ten Theke in der Mitte und den Boxen an den Ecken, unter den ich mich mit Freun­den zum Tablettsau­fen ver­ab­re­dete, natür­lich nur, wenn ich nicht arbei­tete. Und der Guder­jahn, der Zap­pes, der immer nur Fer­net Branka trank und für spe­zi­elle Gäste eine Fla­sche Pfef­fer­schnaps, wo man grund­sätz­lich nach kot­zen musste, unter der Theke hatte.

Aber zurück ins Cream­cheese. Natür­lich war da auch Antje, die Bar­frau, die in der Alt­stadt wohnte und Gün­ter Leyl, der DJ vom Max­platz. Mike Neuss, der mich ins Cream­cheese brachte soll dabei auch nicht uner­wähnt blei­ben. Der Uecker-Nagel am Ein­gang, die Fern­seh­wand, die Theke kopf­über an der Decke mit den vol­len Aschen­be­chern und halb­vol­len Glä­sern, die Luther­spie­gel und Flip­per links. Auch die Krupp-Ringe gezeich­net von Frank Zappa als er mal zu Besuch war, ein­ge­rahmt an der Wand. Die lange Theke mit den Spie­geln dahin­ter, die dich mal hier mal da erschei­nen ließ. Der große Flug­zeug­pro­pel­ler im Saal hin­ten, hin­ter dem Wel­len­git­ter. Dane­ben höl­zerne Kino­stühle und die klei­nen Bose-Boxen an der Wand oben zur Decke. Sitz­po­deste und die Tanz­flä­che aus Edel­stahl. Die Wände beleuch­tet durch Dias und psy­cho­de­li­schen Flüs­sig­keits­pro­jek­to­ren. Das Kno­beln um eine Runde Coco – Korn mit Apri­ko­sen­saft gemischt – 1974 der Sieg der deut­schen Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft gegen Hol­land mit ganz viel Schnee auf dem klei­nen Fern­se­her vom Platz des Bar­kee­pers aus.

Die Zeit ist noch sehr leben­dig von Sep­tem­ber 1973 bis zum Dezem­ber 1976, in der ich Glä­ser­blitz, Kell­ner und Bar­kee­per war im heute legen­dä­ren CREAMCHEESE.

Gegen­über auf dem Park­platz des Gerichts konnte man noch par­ken. Ein Stück wei­ter in Rich­tung Ohme Jupp kam erst das CLOU, ein schrä­ger Laden mit Flip­pern im Kel­ler, die man nur über eine schmale Wen­del­treppe erreich konnte. Klo­töpfe stan­den in den Fens­tern im Erd­ge­schoss und drin­nen gab es gutes Dope – schwar­zen Schim­mel Afgha­nen, roten Mar­ro­ka­ner und grü­nen Liba­ne­sen – so hie­ßen sie halt. Ein Stück wei­ter Por­kies mit vie­len Sofas und einem sehr sym­pa­thi­schen net­ten und lei­der viel zu früh gestor­be­nen Por­kies als Chef und Namensgeber.

Nach Fei­er­abend –das Cream­cheese hatte von 18 bis 1 Uhr geöff­net — ging man dann zum Essen in den Hüh­ner-Hugo, man setzte sich an der Huns­rü­cken-Straße an einen hohen Tisch, sah dabei zu, wie sich die Hähn­chen dreh­ten und der leckere Saft in die Auf­fang­schale tropfte. Zum Hähn­chen gab es dann auch immer ein klei­nes Rög­gel­chen dazu. Es gab auch noch die Sheila unten im Hotel an der Oper und das Wein­haus Bet­ter­mann auf der Jose­phi­nen­straße, heute eine Bank.

Doch ich schweife ab. Das Cream­cheese. Es hat nicht nur bei mir blei­bende Ein­drü­cke hin­ter­las­sen, es hat auch mein wei­te­res Leben sehr nach­hal­tig beein­flusst. Heute, 45 Jahre und zwei Monate nach der Schlie­ßung die­ser Legende, bringe ich als Hom­mage an diese Dis­co­thek, wie man sie damals auch irgend­wann nannte, ein Bild her­aus. Eine limi­tierte Auf­lage von 50 Stück. Ein Bild mit Vie­lem, was im Cream­cheese stand, Vie­lem, was an das Cream­cheese erin­nert und was die Men­schen, die das Cream­cheese kann­ten in eine andere Zeit ver­set­zen lässt. Jedes Bild ca. 92x92 cm groß, auf Lein­wand, Holz-gerahmt, unter Epoxid­harz ver­sie­gelt, mit Spie­geln und Wel­len­git­ter, mit Bim und Achim und Egon und noch mehr. Jedes Bild ein auf­wän­di­ges Original.

An die­ser Stelle danke ich dem Cream­cheese-Ver­ein, der mir gestat­tet hat, den Namen Cream­cheese zu nut­zen, denn die Namens­rechte Cream­cheese lie­gen bei dem Cream­cheese Ver­ein, der in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch immer mal wie­der eine Cream­cheese-Party orga­ni­sierte, wie zuletzt im Mal­kas­ten, was aber auch schon eine Zeit her ist. Der Cream­cheese-Ver­ein hat es mir auch des­we­gen gestat­tet, weil ich einer der letz­ten bin, die im Cream­cheese auch gear­bei­tet hatten.

Jedes Bild kos­tet 3.000,- Euro, von dem 10%, also 300,- Euro, an den Cream­cheese-Ver­ein gehen wird, auch, damit mal wie­der eine Party statt­fin­den kann und auch, weil die­ses große Erbe bewahrt wer­den muss.

Das Bild könnt ihr bei den Düs­sel­dor­fer-Ansich­ten auf der Yorck­straße 2a betrach­ten und, wenn es euch gefällt, dort auch erwer­ben. Wenn Ihr eine aktu­elle Spen­den­quit­tung über 300,- Euro vom Cream­cheese-Ver­ein vor­wei­sen könnt, dann bekommt ihr das Bild natür­lich für nur  2.700,- Euro.