Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und Marita Müns­ter­mann, Paten­kind von Anna Lenz­berg, haben die neue Gedenk­ta­fel am Stan­des­amt enthüllt,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

 

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und Marita Müns­ter­mann, Paten­kind von Anna Lenz­berg, haben am heu­ti­gen Frei­tag, 8. April, die neue Gedenk­ta­fel am Düs­sel­dor­fer Stan­des­amt, Insel­straße 17, ent­hüllt. Die neue Tafel erin­nert an die Geschichte der Fami­lie Lenz­berg im Natio­nal­so­zia­lis­mus, die das Haus 1897 nach Plä­nen des Archi­tek­ten Josef Klee­sat­tel erbauen ließ.

Hugo Lenz­berg (1861–1932) war als Senats­prä­si­dent am Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf hoch­ge­ach­tet. Seine Ehe­frau Anna Lenz­berg, geb. Beer, (1865–1942) und er pfleg­ten an der Insel­straße ein offe­nes Haus für die Kunst- und Musik­szene der Stadt. Die bei­den hat­ten zwei Kin­der, Anna Marie (1889–1954) und Karl (1896–1959). Als die Natio­nal­so­zia­lis­ten 1933 die Macht über­nah­men, wurde die evan­ge­lisch getaufte Fami­lie wegen ihrer jüdi­schen Wur­zeln aus­ge­grenzt und ver­folgt. 1939 waren Anna Lenz­berg und ihre Kin­der gezwun­gen, das Haus deut­lich unter Markt­wert an die Stadt Düs­sel­dorf zu ver­kau­fen. Im Juli 1942 hätte Anna Lenz­berg durch die Gestapo in das Ghetto The­re­si­en­stadt depor­tiert wer­den sol­len. Sie ver­starb jedoch am Vor­tag in der Golz­hei­mer Kli­nik, wo sie seit län­ge­rer Zeit gepflegt wurde. Dem Sohn und der Toch­ter gelang mit ihren Ange­hö­ri­gen die Flucht ins Ausland.

Bezug­neh­mend auf den Text der alten Erin­ne­rungs­ta­fel betonte Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Es wäre zu ein­fach und schlicht unglaub­wür­dig, die Erin­ne­rung an Anna und Hugo Lenz­berg und ihre bei­den Kin­der auf ihr her­aus­ra­gen­des Enga­ge­ment für die Düs­sel­dor­fer Stadt­ge­sell­schaft zu redu­zie­ren. Zu einer ehr­li­chen Dar­stel­lung gehört, dass genau diese Stadt­ge­sell­schaft die Fami­lie nach 1933 aus­ge­grenzt und ver­folgt hat. Nur sen­si­bi­li­siert durch eine ehr­li­che Auf­klä­rung unse­rer Ver­gan­gen­heit, kön­nen wir unsere Gegen­wart und Zukunft als Stadt gestalten.”

Dr. Bas­tian Fleer­mann, Lei­ter der Mahn- und Gedenk­stätte, und Dr. Bene­dikt Mauer, Lei­ter des Stadt­ar­chivs, beto­nen die gute Zusam­men­ar­beit bei der Recher­che und Erar­bei­tung des Tex­tes der neuen Gedenk­ta­fel. Gemein­sam rich­ten sie ihren beson­ders herz­li­chen Dank an Marita Müns­ter­mann, Paten­kind von Anna Lenz­berg. Als Zeit­zeu­gin hatte Marita Müns­ter­mann die Recher­che nicht nur mit ihren Erin­ne­run­gen unter­stützt, son­dern auch ihren rei­chen Schatz an Fotos und Doku­men­ten zur Fami­lie mit der Mahn- und Gedenk­stätte und dem Stadt­ar­chiv geteilt.

Stadt­käm­me­rin Doro­thée Schnei­der, zustän­dig für das Amt für Gebäu­de­ma­nage­ment: “Wäh­rend die vor­he­rige Tafel aus­schließ­lich das kul­tu­relle Enga­ge­ment der Fami­lie Lenz­berg erwähnt, macht die neue Gedenk­ta­fel nun auch auf die Geschichte der Fami­lie Lenz­berg zu Zei­ten des Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­merk­sam. Im Rah­men sei­ner Eigen­tü­mer­funk­tion war das Amt für Gebäu­de­ma­nage­ment der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf für die Aus­füh­rung und Mon­tage der neuen Gedenk­ta­fel ver­ant­wort­lich. Dabei wur­den die denk­mal­recht­li­chen Belange berück­sich­tigt, das im neo­go­ti­schen Stil erbaute Gebäude gehört mit sei­ner auf­wen­dig gestal­te­ten Fas­sade wohl zu den bekann­tes­ten und ein­drucks­volls­ten Gebäu­den der Lan­des­haupt­stadt Düsseldorf.”

Die vor­he­rige Tafel wurde durch die Düs­sel­dor­fer Gesell­schaft für Rechts­ge­schichte e.V. gestif­tet. Nach deren Zustim­mung konnte die Tafel im Rah­men des auf­wän­di­gen Bron­ze­guss­ver­fah­rens ein­ge­schmol­zen und für die neue Gedenk­ta­fel wie­der­ver­wen­det wer­den. Bei der Mon­tage wurde auf eine denk­mal­ge­rechte und gegen Van­da­lis­mus gesi­cherte Aus­füh­rung geachtet.

Her­ge­stellt wurde die Gedenk­ta­fel durch die Firma Kit­zin­ger, wel­che eine lange Ver­bin­dung zum Stan­des­amt Düs­sel­dorf hat. Bereits der Urur­groß­va­ter vom heu­ti­gen Inha­ber Mar­kus Kit­zin­ger war mit den Kunst­schmie­de­ar­bei­ten wäh­rend des Baus beauf­tragt worden.