Bei­geord­nete Miriam Koch (M.) und Dr. Bene­dikt Mauer, Lei­ter des Stadt­ar­chivs, bei der sym­bo­li­schen Über­gabe der “Hand­akte” Peter Kür­ten an Dr. Mar­tina Wiech, Lan­des­ar­chiv Nordrhein-Westfalen,©Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

 

“Vam­pir von Düs­sel­dorf” war meist­ge­such­ter Seri­en­mör­der der Wei­ma­rer Republik

Die sogen­n­ante Hand­akte zum Kri­mi­nal­fall Peter Kür­ten wurde am Mitt­woch, 12. April, an das Lan­des­ar­chiv Nord­rhein-West­fa­len, Abtei­lung Rhein­land, über­ge­ben. Dr. Bene­dikt Mauer, Lei­ter des Stadt­ar­chivs der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf, über­reichte Dr. Mar­tina Wiech, Lei­te­rin der Abtei­lung Rhein­land im Lan­des­ar­chiv Nord­rhein-West­fa­len, die Doku­mente im Bei­sein von Miriam Koch, Bei­geord­nete für Kul­tur und Integration.

Peter Kür­ten (1883–1931) war einer der meist­ge­such­ten Seri­en­mör­der der Wei­ma­rer Repu­blik. Im heu­ti­gen Köln-Mül­heim gebo­ren, lebte er ab 1894 in Düs­sel­dorf und beging dort allein in den Jah­ren 1929/30 acht sei­ner ins­ge­samt neun Morde und noch mehr Mord­ver­su­che, oft ver­bun­den mit Sexu­al­de­lik­ten. Die Presse gab Kür­ten damals den Spitz­na­men “Vam­pir von Düs­sel­dorf”, da er einem Schwan im Hof­gar­ten den Kopf abschlug und in min­des­tens einem Fall auch das Blut eines Opfers trank.

Dies und vor allem seine an den Tag gelegte Kalt­blü­tig­keit ver­setzte nicht nur die Stadt und das Umland in Angst und Schre­cken. Viel­mehr erreg­ten diese Taten in der gesam­ten Repu­blik gro­ßes Auf­se­hen und führ­ten bei­spiels­weise zu wil­den Ver­däch­ti­gun­gen von Düs­sel­dor­fe­rin­nen und Düs­sel­dor­fern, die jen­seits der Stadt­gren­zen unter­wegs waren. Noch vor Kür­tens Ent­tar­nung schrieb Fritz Lang unter dem Ein­druck des Gesche­he­nen das Dreh­buch zu “M – eine Stadt sucht einen Mörder”.

Nach der Ver­haf­tung von Peter Kür­ten im Jahr 1930 hatte der Unter­su­chungs­rich­ter Dr. Carl Her­tel die not­wen­di­gen Ermitt­lun­gen bis zur Ankla­ge­er­he­bung durch­ge­führt. Zu die­sem Zweck legte er sich eine soge­nannte “Hand­akte” an, die aus sei­ner Sicht wohl die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen zum Fall ent­hiel­ten. Über Umwege gelangte diese kürz­lich ins Stadt­ar­chiv Düs­sel­dorf, das jetzt die ent­spre­chende Wei­ter­gabe an das zustän­dige Lan­des­ar­chiv veranlasste.

Dr. Bene­dikt Mauer, Lei­ter des Stadt­ar­chivs: “Mit die­sen Unter­la­gen kann der Pro­zess gegen Peter Kür­ten um wich­tige Aspekte ergänzt wer­den. Nach fast 100 Jah­ren fin­den sie nun ihren siche­ren Hafen im Lan­des­ar­chiv Nord­rhein-West­fa­len — ein wei­te­res Bei­spiel für die Zusam­men­ar­beit von Stadt und Land.”

In der jetzt über­ge­be­nen “Hand­akte” fin­den sich meh­rere Briefe Peter Kür­tens aus der Haft bezie­hungs­weise der Pro­vin­zial-Heil­an­stalt in Bedburg-Hau, wo er zunächst zur Begut­ach­tung und auch Befra­gung ver­blieb. Auch Briefe sei­ner Frau an den Unter­su­chungs­rich­ter sind erhal­ten. Wei­tere Schrift­stü­cke sind unter ande­rem Gut­ach­ten, Zusam­men­fas­sun­gen von Anhö­run­gen, ste­no­gra­phi­sche Noti­zen, Zei­tungs­aus­schnitte und Fotos. Her­tel ergänzte die Unter­la­gen auch noch über seine eigene Tätig­keit als Unter­su­chungs­rich­ter hin­aus, indem er die Bericht­erstat­tung über den eigent­li­chen Pro­zess, das Todes­ur­teil und die Hin­rich­tung vor allem anhand von Zei­tungs­be­rich­ten dokumentierte.

Diese Akte behielt Carl Her­tel bei sich, sie machte auch meh­rere Umzüge mit, denn der Jurist wurde nach dem Zwei­ten Welt­krieg noch mit 71 Jah­ren Rich­ter am Bun­des­ge­richts­hof in Karls­ruhe. Dort über­ließ er sie dem dama­li­gen Gene­ral­bun­des­an­walt Max Güde (1902–1984), des­sen Sohn sie wie­derum kürz­lich an das Stadt­ar­chiv Düs­sel­dorf wei­ter­lei­tete. Nach der Über­gabe an das Lan­des­ar­chiv soll das Mate­rial soweit not­wen­dig restau­riert und digi­ta­li­siert wer­den, um es auch einer brei­ten Öffent­lich­keit zugäng­lich zu machen.