Der Autor, Pro­du­zent und Regis­seur wurde am Frei­tag, 20. Mai, im Rah­men eines Fest­ak­tes im Düs­sel­dor­fer Rat­haus geehrt

Der Regis­seur Michael Ver­hoe­ven wurde am Frei­tag, 20. Mai, mit dem Hel­mut-Käut­ner-Preis der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf aus­ge­zeich­net. Die Lau­da­tio hielt der Autor und Pro­du­zent Mario Krebs. Über­reicht wurde der mit 10.000 Euro dotierte Film­preis von Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler im Rah­men eines Fest­ak­tes im Ple­nar­saal des Rat­hau­ses. Der Preis wurde zum 17. Mal verliehen.

Michael Ver­hoe­ven im Vor­feld der Ver­lei­hung: “Ich fühle mich sehr geehrt, dass mir der Hel­mut-Käut­ner-Preis 2022 ver­lie­hen wird und bedanke mich dafür sehr herz­lich bei der Jury und der Stadt Düs­sel­dorf. Ich freue mich ganz beson­ders über gerade diese Ehrung, da ich Hel­mut Käut­ner noch per­sön­lich kannte und mit ihm zusam­men­ar­bei­ten durfte. Hel­mut Käut­ner war ein her­aus­ra­gen­der Regis­seur, auch weil er seine eigene Erfah­rung als Schau­spie­ler ein­brachte.” Ver­hoe­ven wei­ter: “Ich habe in Gedan­ken mit ihm spre­chen kön­nen. Schade, dass ich es nicht wirk­lich kann. Ich wüsste gerne, was er denkt. Auch über mich und über den Helmut-Käutner-Preis.”

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Sehr geehr­ter Herr Ver­hoe­ven, mit dem Käut­ner-Preis wird heute Ihr fil­mi­sches Lebens­werk gewür­digt. Zugleich wert­schät­zen wir Ihr gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment und Ihren kri­ti­schen Blick, den Sie als poli­ti­scher Regis­seur auf die deut­sche Geschichte gerich­tet haben. Seit rund fünf Jahr­zehn­ten set­zen Sie sich in Ihren Spiel- und Doku­men­tar­fil­men auf ebenso ein­zig­ar­tige wie kri­ti­sche Weise sowohl mit der His­to­rie als auch mit gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen auseinander.”

Lau­da­tor Mario Krebs: “Man kann weder Hel­mut Käut­ner noch Michael Ver­hoe­ven ein­fach in eine Schub­lade ste­cken. Ver­hoe­ven über­rascht. Immer wie­der. Viel­leicht ist seine Neu­gier, mit der er ein Sujet angeht, mit dem nie­mand gerech­net hat, Aus­druck sei­ner tie­fen Tole­ranz, offen zu sein auch für das Überraschende.”

Ein­trag in das Gol­dene Buch der Lan­des­haupt­stadt
Die Ver­lei­hung wurde musi­ka­lisch vom “Vir­tus Quar­tett”, Streich­quar­tett der Robert Schu­mann Hoch­schule, beglei­tet. Sie spiel­ten das Menu­ett aus Mozarts KV 387 aus dem Film “Die weiße Rose” sowie Antonín Dvořáks Minia­tur Nr. 1. Zudem gab ein Film­bei­trag des Film­mu­se­ums Ein­bli­cke in die Arbei­ten des Regis­seurs Michael Ver­hoe­ven. Höhe­punkt des Fest­ak­tes war die Ver­lei­hung des Hel­mut-Käut­ner-Prei­ses durch Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler. Im Anschluss trug sich Michael Ver­hoe­ven zudem in das Gol­dene Buch der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf ein.

Begrün­dung der Jury
Die Jury des Hel­mut-Käut­ner-Prei­ses hatte sich am 29. Januar in einer vom Film­mu­seum Düs­sel­dorf durch­ge­führ­ten Online-Sit­zung für Michael Ver­ho­ven als Preis­trä­ger ent­schie­den. In der Begrün­dung der Jury heißt es: “Der dies­jäh­rige Hel­mut-Käut­ner-Preis der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf geht an den Regis­seur, Autor, Pro­du­zen­ten und Schau­spie­ler Michael Ver­hoe­ven, des­sen fil­mi­sches Werk mit Spiel- und Doku­men­tar­fil­men fünf Jahr­zehnte umfasst. Sein fil­mi­sches Lebens­werk setzt sich auf ebenso sin­gu­läre wie kri­ti­sche Weise mit der deut­schen Geschichte aus­ein­an­der. Michael Ver­hoe­ven, der Hel­mut Käut­ner noch per­sön­lich als Schau­spie­ler kannte und mit ihm bei zwei Kino­fil­men in den 1950er-Jah­ren zusam­men­ar­bei­tete, ist eine der wich­tigs­ten huma­nis­ti­schen Stim­men des deut­schen Films. Mit Fil­men wie etwa “Die weiße Rose” (1982), “Das schreck­li­che Mäd­chen” (1990) oder “Mut­ters Cou­rage” (1995), mit Doku­men­tar­fil­men wie “Der unbe­kannte Sol­dat” (2006) oder “Mensch­li­ches Ver­sa­gen” (2008) beleuch­tet Michael Ver­hoe­ven mit sei­ner ihm eige­nen Tie­fen­schärfe die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus, wie es nur wenige andere Film­schaf­fende tun. Michael Ver­hoe­ven arbei­tet seit Lan­gem mit sei­ner Frau, der Schau­spie­le­rin Senta Ber­ger, zusam­men. Gemein­sam pro­du­zie­ren sie mit ihrer Münch­ner Sen­tana Film­pro­duk­tion bedeu­tende Kino­filme, Fern­seh­filme und Reihen.”

Begleit­pro­gramm zur Ver­lei­hung des Hel­mut-Käut­ner-Prei­ses
Am Abend der Preis­ver­lei­hung, fin­det um 19 Uhr in der Black Box, dem Kino des Film­mu­se­ums, Schul­straße 4, ein Gespräch zwi­schen Michael Ver­hoe­ven und Film­mu­se­ums­di­rek­tor Bernd Des­in­ger statt. Im Anschluss wird der Film “Mut­ters Cou­rage” (Regie: Michael Ver­hoe­ven, 1995) vorgeführt.

Michael Ver­hoe­ven — Kurz­vita
Michael Ver­hoe­ven (gebo­ren 13. Juli 1938) begann seine Kar­riere als jugend­li­cher Dar­stel­ler in Fil­men der 1950er Jahre (“Das flie­gende Klas­sen­zim­mer”, “er Jugend­rich­ter” oder “Der Pau­ker”), ent­schloss sich dann aber, zunächst Medi­zin zu stu­die­ren. Er pro­mo­vierte 1969 und arbei­tete einige Jahre als Arzt. Nach wei­te­ren Auf­trit­ten in Kino­fil­men (u.a. in Hel­mut Käut­ners “Das Haus in Mon­te­vi­deo” und “Laus­bu­ben­ge­schich­ten”) grün­dete er mit sei­ner Frau Senta Ber­ger die Film­pro­duk­ti­ons­firma Sen­tana und begann, als Regis­seur selbst Filme zu drehen.

Sein expe­ri­men­tel­ler Anti-Viet­nam-Kriegs­film “o.k.” sorgte als Wett­be­werbs­bei­trag auf der Ber­li­nale 1970 für einen Skan­dal, der dazu führte, dass der Wett­be­werb abge­bro­chen wurde und ohne Preis­ver­lei­hung blieb. 1982 ver­filmte er die Geschichte der Geschwis­ter Scholl in “Die Weiße Rose”. Für sei­nen Film “Das schreck­li­che Mäd­chen” (1990) erhielt er eine Oscar-Nomi­nie­rung als “bes­ter aus­län­di­scher Film“. Diese bei­den Filme und wei­tere, die sich mit der Geschichte des Drit­ten Reichs beschäf­tig­ten, sorg­ten dafür, dass Michael Ver­hoe­ven zu einem der wich­tigs­ten poli­ti­schen deut­schen Film­re­gis­seure wurde.

Im Jahr 2006 erschien nach sie­ben­jäh­ri­ger Arbeit sein ers­ter Doku­men­tar­film “Der unbe­kannte Sol­dat” über Reak­tio­nen zur Wehr­machts­aus­stel­lung. In sei­ner 2008 erschie­ne­nen Doku­men­ta­tion “Mensch­li­ches Ver­sa­gen” befasst sich Ver­hoe­ven mit der Frage, in wel­chem Aus­maß die deut­sche Zivil­be­völ­ke­rung von der Ein­zie­hung jüdi­schen Ver­mö­gens in der NS-Zeit pro­fi­tierte. In sei­nem 2011 in Zusam­men­ar­beit mit dem Baye­ri­schen Rund­funk ent­stan­de­nen Doku­men­tar­film “Die zweite Hin­rich­tung — Ame­rika und die Todes­strafe” befasst sich Ver­hoe­ven mit dem ver­meint­li­chen Schwer­ver­bre­cher Romell Broom und des­sen Hin­rich­tung in Lucas­ville, Ohio.

Jeweils zusam­men mit Senta Ber­ger wurde er 1999 mit dem Bun­des­ver­dienst­kreuz und 2002 mit dem Baye­ri­schen Ver­dienst­or­den aus­ge­zeich­net. 2005 erhielt Michael Ver­hoe­ven den Marion-Samuel-Preis. Er ist Sohn des Schau­spie­lers und Regis­seurs Paul Ver­hoe­ven und der Schau­spie­le­rin Doris Kiesow (1902–1973), Bru­der von Lis Ver­hoe­ven und Onkel der Schau­spie­le­rin Stella Adorf. Seit 1966 ist er mit der Schau­spie­le­rin Senta Ber­ger ver­hei­ra­tet. Das Paar hat zwei Söhne, die eben­falls in der Film­bran­che tätig sind: Simon Vin­cent (gebo­ren 1972) und Luca Paul (gebo­ren 1979).