Gedenk­stät­ten­lei­ter Dr. Bas­tian Fleer­mann erläu­terte den Besu­che­rin­nen und Besu­chern die Son­der­aus­stel­lung in der Mahn- und Gedenkstätte,©Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

 

Anläss­lich der aktu­el­len Son­der­aus­stel­lung “Molari im Hei­ne­feld. Bil­der und Erzäh­lun­gen von Otto Pan­kok. Spu­ren­su­che zu Düs­sel­dor­fer Sinti und Sin­tizze” besuchte am Mon­tag, 23. Januar, eine große Gruppe Sinti die Mahn- und Gedenk­stätte. Viele Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner der Otto-Pan­kok-Straße nah­men die Mög­lich­keit wahr, um sich bei musi­ka­li­scher Beglei­tung von Traubeli Rein­hardt die Aus­stel­lung anzu­schauen und sich mit dem Team der Mahn- und Gedenk­stätte auszutauschen.

“Der Besuch heute hat uns als Team sehr gefreut. Es ist für uns enorm wich­tig, mit den Nach­fah­ren, den Kin­dern und Enkel­kin­dern der von Pan­kok Gemal­ten und der Über­le­ben­den des Völ­ker­mords, ins ver­trau­ens­volle Gespräch zu kom­men”, so Gedenk­stät­ten­lei­ter Dr. Bas­tian Fleer­mann. “Wir haben unser Haus für die Sinti geöff­net, um uns hier auch in fami­liä­rer Atmo­sphäre auszutauschen.”

Eine Über­ra­schung war die Anwe­sen­heit von den bei­den ehe­ma­li­gen Sozi­al­ar­bei­tern Rudolf Kost­horst und Maria Amon, die die Düs­sel­dor­fer Sinti und den Auf­bau der Sinti-Sied­lung an der Otto-Pan­kok-Straße über viele Jahre beglei­tet haben. Das heu­tige Sinti-Zen­trum “Maro­Tik­no­Tem” (Roma­nes für “Unser klei­nes Land”) am Ende der Otto-Pan­kok-Straße wird vom Köl­ner Sozi­al­trä­ger Rhein­flanke gGmbH getra­gen und gemein­sam mit den Düs­sel­dor­fer Sinti betrieben.

Son­der­aus­stel­lung
Unter dem Titel “Molari im Hei­ne­feld. Bil­der und Erzäh­lun­gen von Otto Pan­kok. Spu­ren­su­che zu Düs­sel­dor­fer Sinti und Sin­tizze” zeigt die Mahn- und Gedenk­stätte der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf, Müh­len­straße 29, vom 18. Okto­ber 2022 bis zum 14. Mai 2023 eine doku­men­ta­ri­sche Aus­stel­lung über die Düs­sel­dor­fer Sinti und Sin­tizze, die von Otto Pan­kok gemalt wur­den. Die Aus­stel­lung wird ermög­licht durch den För­der­kreis der Gedenk­stätte und die Otto Pan­kok Stif­tung in Hünxe-Drevenack.

Mit­ten in einer der größ­ten Stadt­rand­sied­lun­gen der Wei­ma­rer Repu­blik, der “wil­den Sied­lung Hei­ne­feld” in Düs­sel­dorf-Unter­rath, mie­tete sich im Okto­ber 1931 der Künst­ler Otto Pan­kok (1893–1966) ein win­zi­ges Ate­lier, um in Ruhe malen und zeich­nen zu kön­nen. Hier traf er auf einige Sinti-Fami­lien, die auf dem Hei­ne­feld leb­ten und dem Maler ebenso offen und neu­gie­rig begeg­ne­ten wie er ihnen. So wurde Pan­kok zum Maler der Sinti, ihrem “Molari”, wie sie ihn auf Roma­nes nann­ten. Die Sin­tizze und Sinti wie­derum wur­den zu Por­trai­tier­ten – und zu Freun­den des enga­gier­ten Künstlers.

Pan­koks Zeich­nun­gen und Holz­schnitte, die bis in die begin­nende NS-Dik­ta­tur hin­ein und dann wie­der nach dem Zwei­ten Welt­krieg ent­stan­den, doku­men­tie­ren das beschwer­li­che Leben auf dem Hei­ne­feld. Sie zei­gen Armut und soziale Not, aber auch Momente der Freude und des gegen­sei­ti­gen Ver­trau­ens. Immer wie­der wur­den die Por­traits in Museen und Gale­rien gezeigt.

Die Aus­stel­lung stellt nicht den Künst­ler oder des­sen Bil­der in den Mit­tel­punkt, son­dern die dar­ge­stell­ten Men­schen und deren Lebens­ge­schichte. Erst­mals hat die Mahn- und Gedenk­stätte der Lan­des­haupt­stadt die Spu­ren ver­folgt und nach dem Ver­bleib der Gemal­ten und Gezeich­ne­ten gesucht: Wer waren die Sinti und Sin­tizze auf Pan­koks Bil­dern, die dem Künst­ler vor allem mit deren Roma­nes-Namen geläu­fig waren? Wie lau­te­ten deren amt­li­che Namen und was geschah mit ihnen? Wer von den Män­nern, Frauen oder Kin­dern hat den Völ­ker­mord an den deut­schen Sinti und den euro­päi­schen Roma über­lebt? Und auf wel­che Weise star­ben die­je­ni­gen, die ver­schleppt, zur Zwangs­ar­beit ein­ge­setzt und ermor­det wurden?