U17
Stra­ßen­trans­port in Speyer Foto: Technikmuseum

Von Kiel durch die Nord­see, die Nie­der­lande und über den Rhein nach Speyer – drei Wochen dau­erte die auf­re­gende Reise des aus­ran­gier­ten Unter­see­boo­tes der Klasse 206 in seine Über­gangs­un­ter­kunft in der Dom­stadt. Am Sonn­tag, 21. Mai 2023, gegen 13:30 Uhr warf U17 auf dem Muse­ums­ge­lände den Anker. „Dass am Schluss alles so rei­bungs­los lief und die Men­schen so viel Freude am Trans­port hat­ten, gefällt mir sehr“, so der Muse­ums­prä­si­dent Her­mann Lay­her erleich­tert und gleich­zei­tig stolz.

Diese Reise hatte es wirk­lich in sich, wes­halb das Inter­esse, auch inter­na­tio­nal, sehr groß war. Bereits bei der Abfahrt in Kiel dräng­ten sich unzäh­lige Schau­lus­tige am Ufer, um die Leih­gabe der Wehr­tech­ni­schen Stu­di­en­samm­lung des Bun­des­am­tes für Aus­rüs­tung, Infor­ma­ti­ons­tech­nik und Nut­zung der Bun­des­wehr (BAAINBw) zu ver­ab­schie­den. Per Live-GPS-Track­ing konnte die aktu­elle Posi­tion des U‑Bootes ver­folgt wer­den. An jeder Rhein­pro­me­nade und an jedem Strand oder Kai stan­den die Mas­sen mit Smart­phones und Kame­ras, Pick­nick­de­cken oder Klapp­stüh­len und Ver­pfle­gung aus­ge­rüs­tet, um die Vor­bei­fahrt des Schub­ver­ban­des zu erle­ben. Das abend­li­che Anle­gen sorgte bei allen Trans­port­be­tei­lig­ten für Gän­se­haut­fee­ling. Beson­ders in Duis­burg, Mainz und Lahn­stein wurde die Ankunft zele­briert. Die Rhein­me­tro­pole Köln toppte alles. Tau­sende war­te­ten auf den Ver­band, gescho­ben vom nie­der­län­di­schen Schub­schiff PIETER Van der Wees. Bis in die Nacht hin­ein tum­mel­ten sich die U17-Fans am Rhein. „Für uns war das eine ganz beson­dere Reise. Man trans­por­tiert ja nicht jeden Tag ein U‑Boot auf dem Rhein. Und dann so viele Men­schen am Ufer ste­hen zu sehen, das war schön“, erin­nert sich der Kapi­tän des Ver­ban­des Ben Kik bei der Ankunft im Natur­ha­fen in Speyer. Die ört­li­chen Feu­er­weh­ren, Was­ser­schutz­be­hör­den und ver­schie­dene Ver­eine lie­ßen es sich nicht neh­men, U17 ganz stan­des­ge­mäß mit Was­ser­fon­tä­nen, Blau­licht oder Mar­tins­horn ent­lang der Route zu begrüßen.

Am 11. Mai um 6 Uhr mor­gens brach das neue Expo­nat der Tech­nik Museen Sins­heim Speyer von Dor­d­recht nach Deutsch­land auf. Auf dem Weg in die Sali­er­stadt legte U17 rund 800 km zurück, vor­bei an idyl­li­schen und sagen­um­wo­be­nen Land­schaf­ten, sanf­ten Wein­ber­gen, his­to­ri­schen Denk­mä­lern, Schlös­sern und Rui­nen sowie male­ri­schen Dör­fern, um dann am Mitt­woch, 17. Mai, im Speye­rer Natur­ha­fen anzu­le­gen. Anschlie­ßend began­nen umge­hend die Vor­be­rei­tun­gen für den Stra­ßen­trans­port. In Zusam­men­ar­beit mit den bei­den Muse­ums­mit­glie­dern Spe­di­tion Küb­ler GmbH und SCHOLPP Kran & Trans­port GmbH sowie Fischer Kran Trans­porte GmbH & Co. KG musste der 500 Ton­nen Metall­ko­loss auf ca. 1,40 Meter auf­ge­bockt wer­den. Hierzu wur­den acht Hydrau­lik­zy­lin­der mit jeweils 100 Ton­nen Hub­kraft ver­wen­det. Anschlie­ßend fuhr der meter­lange Tief­la­der dar­un­ter. Nach­dem das U‑Boot gesi­chert war, begann der „roll off“: 600 Ton­nen (100 Ton­nen Tief­la­der und 500 Ton­nen U‑Boot) muss­ten vom Pon­ton an Land gebracht wer­den. Zen­ti­me­ter für Zen­ti­me­ter bewegte sich der 30-Ach­ser an Land. Nach drei Stun­den Ran­gier­ma­nö­ver wurde der Schwer­trans­port in Fahrt­rich­tung „ein­ge­parkt“.

Dann kam der Tag des Stra­ßen­trans­ports. Vom THW Speyer und wei­te­ren Spe­zi­al­ein­hei­ten abge­si­chert, ver­ließ der Tross den Natur­ha­fen in Rich­tung Museum. Fast schon skur­ril wirkte das Bild des mari­ti­men Old­ti­mers umge­ben vom sat­ten Grün der Pfäl­zer Land­schaft – immer­hin ver­irrt sich sehr sel­ten ein U‑Boot in diese Brei­ten­grade. Von jeweils zwei 680 PS-star­ken Zug­ma­schi­nen gezo­gen und gescho­ben, bewegte sich der Ver­band im Schritt­tempo vor­wärts. Frie­der Saam, tech­ni­scher Pro­jekt­lei­ter und Fah­rer der Spe­di­tion Küb­ler GmbH, meis­terte schein­bar mühe­los die kur­vi­gen und schma­len Stra­ßen. An der Kreu­zung Industriestraße/Heinkelstraße war­tet die schwie­rigste Kurve auf ihn. Kur­zer­hand wurde hier die Ampel umge­dreht und ein Auto nach hin­ten ver­setzt. An der letz­ten Kreu­zung setzte Saam zurück, das letzte Stück wurde der Ver­band gescho­ben, um dann wie­der vor­wärts auf das Muse­ums­ge­lände gezo­gen zu wer­den. Am Stra­ßen­rand ver­folg­ten an die 2.000 Zuschauer das Unter­fan­gen. Strah­lende und stau­nende Gesich­ter wech­sel­ten sich ab. Nach jeder gemeis­ter­ten Her­aus­for­de­rung wurde geklatscht und geju­belt. Gegen 13:30 Uhr parkte Saam das U‑Boot auf dem Muse­umge­lände, zog den Zünd­schlüs­sel, stieg aus und grinste erleich­tert seine Crew an. „Geschafft! Die har­mo­ni­sche Zusam­men­ar­beit zwi­schen mei­ner Mann­schaft und den Kol­le­gen der Tech­nik Museen hat mich mit Stolz erfüllt“, so Saam über das Team­work der ver­gan­ge­nen Tage. Und die­ses Team wird in einem Jahr vor eine noch grö­ßere Her­aus­for­de­rung gestellt. U17 soll per Was­ser- und Stra­ßen­trans­port ins Tech­nik Museum Sins­heim gebracht werden. 

Sobald etwas Ruhe ein­ge­kehrt ist, macht sich die Muse­ums­crew an die Arbeit. Für die Besu­cher immer sicht­bar und den­noch gut gesi­chert, berei­ten sie U17 auf die Wei­ter­fahrt vor. Zu den anste­hen­den Arbei­ten zäh­len der Aus­bau der ton­nen­schwe­ren Bat­te­rien und das Begeh­bar machen für die zukünf­ti­gen Besu­cher. Erprobt wird eben­falls die Dre­hung des U‑Bootes – schließ­lich ist dies die ein­zige Mög­lich­keit, U17 unter der Alten Brü­cke in Hei­del­berg hin­durch­zu­be­kom­men. „Das U‑Boot nach Sins­heim zu brin­gen, ist von der Her­aus­for­de­rung her auf jeden Fall the next level“ ist Saam überzeugt.

Am 13. Mai 2023 pas­sierte das U‑Boot auf dem Rhein Düs­sel­dorf. Lokal­büro hat berichtet

 

Das U-Boot U 17 passiert Düsseldorf Foto: LOKALBÜRO

Das U‑Boot U 17 pas­siert Düs­sel­dorf Foto: LOKALBÜRO