Adrian Dif­fert und Nico­las Lawin von Künst­ler­kol­lek­tiv “TAPE THAT” Foto: LOKALBÜRO

 

Kam­pa­gne will über Bedeu­tung der tak­ti­len Leit­li­nien aufklären

Die Wich­tig­keit tak­ti­ler Blin­den­leit­sys­teme für seh­be­hin­derte und blinde Men­schen ist sehr vie­len sehen­den Men­schen unbe­kannt. Dies hat eine kurze Umfrage in Düs­sel­dorf erge­ben. Die Boden­in­di­ka­to­ren aus Rip­pen- und Nop­pen­plat­ten wer­den bei­spiels­weise für Kunst am Bau oder Regen­rin­nen gehal­ten. Oft wer­den die Leit­li­nien daher aus Unkennt­nis zuge­stellt. Bei­spiels­weise ste­hen Fahr­rä­der oder Müll­ton­nen dar­auf oder Bau­zäune und Autos blo­ckie­ren sie. Für blinde und seh­be­hin­derte Men­schen sind dies nicht nur Hin­der­nisse son­dern wahre Stol­per­fal­len. Das soll sich nun ändern!

Die Kam­pa­gne “Strei­fen­frei” will mit einem künst­le­ri­schen Ansatz das Pro­blem im wahrs­ten Sinne des Wor­tes sicht­bar machen. Das Blin­den­leit­sys­tem soll vom gesell­schaft­li­chen “Blind­s­pot” ins öffent­li­che “Spot­light” gerückt wer­den. Daher wird nicht mit Pla­ka­ten um Auf­merk­sam­keit gewor­ben, son­dern die Infor­ma­tio­nen wer­den genau dort plat­ziert, wo sie benö­tigt wer­den: vor den Füßen der Men­schen. Dafür wer­den ab 6. Juni, dem Tag der Seh­be­hin­de­rung, im U‑Bahnhof Hein­rich-Heine-Allee und wei­ter am Aus­gang Cor­ne­li­us­platz vom Künst­ler­kol­lek­tiv “TAPE THAT” die tak­ti­len Leit­li­nien auf­merk­sam­keits­stark mit far­bi­gem Spe­zi­al­kle­be­band mar­kiert. So wird das Leit­sys­tem selbst zum Aus­hän­ge­schild der Kam­pa­gne. Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel gab den Start­schuss für die Kam­pa­gne: “Düs­sel­dorf ist eine behin­der­ten­freund­li­che Stadt. Wir arbei­ten stän­dig daran, die Situa­tion für Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen wei­ter zu ver­bes­sern. Ich freue mich sehr, dass die Düs­sel­dor­fe­rin­nen und Düs­sel­dor­fer mit die­ser Kam­pa­gne auf künst­le­ri­sche Art und Weise über die Wich­tig­keit des Blin­den­leit­sys­tems infor­miert wer­den. Gleich­zei­tig bedanke ich mich bei allen Betei­lig­ten der städ­ti­schen Ämter sowie der Düs­sel­dorf Mar­ke­ting und der Rheinbahn.”

Die Kle­be­strei­fen wer­den bis 9. Juni zu sehen sein. Direkt nach der Aktion wird es eine Info-Karte geben, die über die Kam­pa­gne und die Bedeu­tung der tak­ti­len Leit­li­nien infor­miert. Um die Bekannt­heit in der Bevöl­ke­rung zu ver­an­kern, ist auch ein Par­cours mit tak­ti­len Boden­in­di­ka­to­ren beim nächs­ten Düs­sel­dor­fer KiTa-Bewe­gungs­camp geplant. Es fin­det ein­mal im Jahr für meh­rere Tage in der Leicht­ath­le­tik­halle an der Mer­kur Spiel-Arena statt. Circa 3.000 Kin­der kön­nen dann nur mit Hilfe des wei­ßen Stocks (Lang­stock) über die ent­spre­chen­den Boden­plat­ten an ihr Ziel gelan­gen. Auf dem Weg befin­den sich Hin­der­nisse, die es zu über­win­den gilt. Der Par­cours dient dazu, Kin­dern das Leben und die tag­täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen eines Men­schen mit Seh­be­hin­de­rung durch eige­nes Erfah­ren näher zu brin­gen. Die Kin­der kön­nen so zu Bot­schaf­tern wer­den, die auch die Eltern über die Bedeu­tung der tak­ti­len Leit­li­nien infor­mie­ren. Die Info-Kam­pa­gne wird unter ande­rem durch das Amt für Ver­kehrs­ma­nage­ment, das Ord­nungs­amt, das Sport­amt, die Awista und durch die Rhein­bahn unterstützt.

Die Info-Kam­pa­gne geht auf eine Initia­tive des Aus­schus­ses für Gesund­heit und Sozia­les zurück. Sie wurde vom Amt für Sozia­les und der Düs­sel­dorf Mar­ke­ting in enger Abstim­mung mit dem Blin­den- und Seh­be­hin­der­ten­ver­ein Düs­sel­dorf sowie der Selbst­hil­fe­ver­ei­ni­gung PRO RETINA kon­zi­piert. Diese Orga­ni­sa­tio­nen bekom­men die Düs­sel­dor­fer Idee “Strei­fen­frei” zum Start der Info-Kam­pa­gne geschenkt. Dies bedeu­tet, dass das Amt für Sozia­les und die Düs­sel­dorf Mar­ke­ting auf das Urhe­ber­recht ver­zich­ten und die Kam­pa­gne kopiert wer­den darf. Orga­ni­sa­tio­nen für blinde und seh­be­hin­derte Men­schen in ande­ren Städ­ten kön­nen so eben­falls auf diese Weise auf das Blin­den­leit­sys­tem in ihrer Stadt auf­merk­sam machen.

Die Dienst­kräfte des Ord­nungs- und Ser­vice­diens­tes (OSD) und der Ver­kehrs­über­wa­chung (VÜ) ach­ten im Rah­men ihrer Strei­fen­gänge unter ande­rem auch dar­auf, dass Behin­der­ten­leit­li­nien im öffent­li­chen Stra­ßen­raum nicht durch Dritte zweck­ent­frem­det wer­den. Lei­der ist immer wie­der fest­zu­stel­len, dass diese für Men­schen mit Behin­de­run­gen wich­ti­gen Linien aus Unacht­sam­keit, aber oft auch aus Unwis­sen­heit, durch Fahr­zeuge, Ter­ras­sen­mo­bi­liar oder auch Pflanz­kü­bel zuge­stellt wer­den. Ins­be­son­dere für seh­be­hin­derte Men­schen wer­den diese Gegen­stände dann zur Falle.

Hin­ter­grund
In Düs­sel­dorf leben rund 1.000 blinde Men­schen und etwa 5.000 sind seh­be­hin­dert. Die Blin­den­leit­sys­teme wer­den seit 2010 in Düs­sel­dorf ver­legt. Bei jedem neuen Stra­ßen­bau­pro­jekt wer­den diese bau­li­chen Maß­nah­men mit­ge­dacht. An beson­ders fre­quen­tier­ten Orten, wie zum Bei­spiel im und um den Haupt­bahn­hof, sind sie seit lan­gem vorhanden.