Neh­men die Grund­was­ser­sa­nie­rungs­an­lage an der Flur­straße offi­zi­ell in Betrieb: Ingo Päh­ler, stv. Lei­ter des Umwelt­am­tes, und Umwelt­de­zer­nent Jochen Kral hier mit Sebas­tian Sei­ler, Har­bauer Umwelt­tech­nik GmbH (v.r.),©Landeshauptstadt Düss­sel­dorf, Uwe Schaffmeister

 

Solar­strom­an­lage auf dem Dach erzeugt einen Teil der benö­tig­ten Energie

An der Flur­straße ist am Frei­tag, 19. August, eine neue Grund­was­ser­sa­nie­rungs­an­lage in Betrieb genom­men wor­den. Sie ist Teil des Gesamt­sa­nie­rungs­kon­zep­tes zur Besei­ti­gung einer Grund­was­ser­ver­un­rei­ni­gung in Flingern/Stadtmitte mit chlo­rier­ten Koh­len­was­ser­stof­fen (CKW). Aus­ge­hend von einer ehe­ma­li­gen che­mi­schen Rei­ni­gung in der Flur­straße hatte sich dort in einer Länge von rund drei Kilo­me­tern eine groß­flä­chige Grund­was­ser­ver­un­rei­ni­gung mit CKW ausgebreitet.

“Die neue Grund­was­ser­sa­nie­rungs­an­lage an der Flur­straße ist die erste Sanie­rungs­an­lage in Düs­sel­dorf, die einen Teil der not­wen­di­gen Ener­gie über eine Pho­to­vol­taik-Anlage auf dem Dach selbst erzeugt”, betont der Bei­geord­nete für Mobi­li­tät und Umwelt, Jochen Kral. “Dadurch ver­bin­den wir Grund­was­ser­schutz und Klimaschutz”.

Mit ers­ten Vor­keh­run­gen zur Besei­ti­gung der Ver­un­rei­ni­gung in der Flur­straße wurde bereits 1986 durch die dama­li­gen Ver­ur­sa­cher begon­nen. Im Jahre 1990 wurde dann erst­ma­lig am Stand­ort Flur­straße Grund­was­ser geför­dert und gerei­nigt. Die zuletzt betrie­bene Rei­ni­gungs­an­lage wird durch den jetzt in Betrieb gegan­ge­nen Neu­bau ersetzt. Bis­her konn­ten im gesam­ten Ver­un­rei­ni­gungs­ge­biet rund 43 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Grund­was­ser geför­dert und dabei 5,7 Ton­nen CKW aus dem Grund­was­ser ent­fernt wer­den. In der gesam­ten Innen­stadt ließ sich durch diverse Sanie­run­gen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die Flä­chen­aus­deh­nung der Ver­un­rei­ni­gung bereits um 90 Pro­zent redu­zie­ren. So konnte eine Sanie­rungs­an­lage im Hof­gar­ten bereits 2015 zurück­ge­baut werden.

Mit der neuen Anlage an der Flur­straße wird sowohl das Grund­was­ser aus dem quar­tä­ren, ober­flä­chen­na­hen als auch dem ter­tiä­ren, tie­fer­lie­gen­den Grund­was­ser­lei­ter geför­dert und gerei­nigt. “Vor allem durch die Rei­ni­gung der tief­lie­gen­den Grund­was­ser­schich­ten soll eine nach­hal­tige Ent­frach­tung des am Stand­ort noch vor­han­de­nen Schad­stoff­po­ten­ti­als erfol­gen”, erklärt der stell­ver­tre­tende Lei­ter des Amtes für Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz, Ingo Pähler.

Bis zu 20 Kubik­me­ter Grund­was­ser pro Stunde wer­den aus acht Brun­nen unmit­tel­bar im Umfeld der Sanie­rungs­an­lage geför­dert. Dann wer­den zunächst Eisen und Man­gan ent­fernt. Danach erfolgt die Abrei­ni­gung der chlo­rier­ten Koh­len­was­ser­stoffe über eine soge­nannte Stripp­an­lage und Aktiv­koh­le­fil­ter. Das gerei­nigte Grund­was­ser gelangt über ein Rohr­lei­tungs­sys­tem im Hof­gar­ten in die Innere Düssel.

Hin­ter­grund: Grundwasser
Düs­sel­dor­fer Grund­was­ser wird viel­fäl­tig genutzt. Um die Ver­sor­gung mit Trink­was­ser aus orts­na­hen Grund­was­ser­vor­kom­men auch wei­ter­hin zu ermög­li­chen und die Nut­zungs­mög­lich­kei­ten des Grund­was­sers für zukünf­tige Gene­ra­tio­nen wie­der her­zu­stel­len und zu erhal­ten, spielt der Schutz des Grund­was­sers eine ent­schei­dende Rolle.

Im Stadt­ge­biet gibt es fünf Was­ser­werke für die öffent­li­che Trink­was­ser­ver­sor­gung. Die Ein­zugs­ge­biete sind Was­ser­schutz­zo­nen und neh­men etwa ein Drit­tel der Stadt­flä­che in Anspruch. Dar­über hin­aus sind meh­rere hun­dert pri­vate und gewerb­li­che Grund­was­ser­ent­nah­me­stel­len für die Ver­wen­dung zum Bei­spiel als Brauch­was­ser, zur Feld­be­rie­se­lung oder für Gar­ten­brun­nen über das Stadt­ge­biet ver­teilt. Zusätz­lich hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die Zahl der geo­ther­mi­schen Grund­was­ser­nut­zun­gen zu Kühl- und Heiz­zwe­cken deut­lich zugenommen.

Hin­ter­grund: Grund­was­ser­sa­nie­rung in Düs­sel­dorf und Chlo­rierte Kohlenwasserstoffe
Durch jahr­zehn­te­lange indus­tri­elle und gewerb­li­che Tätig­keit wurde das Düs­sel­dor­fer Grund­was­ser an vie­len Stel­len ver­un­rei­nigt und seine Nutz­bar­keit erheb­lich ein­ge­schränkt. Seit über 30 Jah­ren wer­den diese Grund­was­ser­schä­den von der Stadt und pri­va­ten Sanie­rungs­pflich­ti­gen mit erheb­li­chem Auf­wand saniert. In die­ser Zeit sind im Stadt­ge­biet Düs­sel­dorf ins­ge­samt etwa 250 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Grund­was­ser geför­dert und gerei­nigt wor­den. Dabei wur­den mehr als 45 Ton­nen Schad­stoffe entfernt.

Eine der Haupt­schad­stoff­grup­pen — mit knapp über 40 Ton­nen — sind Chlo­rierte Koh­len­was­ser­stoffe (CKW). Sie wur­den häu­fig in der Metall- und Glas­in­dus­trie, bei der Che­mi­schen Rei­ni­gung und in der Tex­til­be­ar­bei­tung als nicht brenn­bare Lösungs­mit­tel für Reinigungs‑, Ent­fet­tungs- und Extrak­ti­ons­pro­zesse ver­wen­det. Die Stoffe sind gif­tig und wegen ihrer kar­zi­no­ge­nen Wir­kung chro­nisch gesund­heits­ge­fähr­dend. Sie besit­zen zudem ein gro­ßes umwelt­schä­di­gen­des Potenzial.